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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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von ihrer Mutter wieder auf größere Reisen und in
größere Gesellschaften gebracht. Ihre Gefühle aber
blieben beständig, und die Entwicklung trat ein. Wir
geben euch mit Freuden das Mädchen in eure Liebe
und in euren Schuz, ihr werdet sie beglücken, und sie
euch; denn ihr werdet euch nicht ändern, und sie wird
sich auch nicht ändern. Gustav wird einmal den
Sternenhof und was dazu gehört, erhalten; denn
das Haus ist Mathilden so lieb geworden, daß sie
wünscht, daß es ein Eigenthum ihrer Familie bleibe,
und daß die kommenden Geschlechter das ehren, was
die erste Besizerin darin niedergelegt hat. Gustav wird
es thun, das wissen wir schon, und seinen Nachfolgern
die gleiche Gesinnung einzupflanzen, wird wohl auch
sein Bestreben sein. Natalie erhält von mir den
Asperhof mit allem, was in ihm ist, nebst meinen
Barschaften. Ihr werdet mein Andenken hier nicht
verunehren."

Mir traten die Thränen in die Augen, da er so
sprach, und ich reichte ihn, meine Hand hinüber. Er
nahm sie, und drückte sie herzlich.

"Ihr könnt hier auf dem Asperhofe wohnen oder
in dem Sternenhofe oder bei euren Eltern. Überall
wird Plaz für euch zu machen sein. Ihr könnt auch

von ihrer Mutter wieder auf größere Reiſen und in
größere Geſellſchaften gebracht. Ihre Gefühle aber
blieben beſtändig, und die Entwicklung trat ein. Wir
geben euch mit Freuden das Mädchen in eure Liebe
und in euren Schuz, ihr werdet ſie beglücken, und ſie
euch; denn ihr werdet euch nicht ändern, und ſie wird
ſich auch nicht ändern. Guſtav wird einmal den
Sternenhof und was dazu gehört, erhalten; denn
das Haus iſt Mathilden ſo lieb geworden, daß ſie
wünſcht, daß es ein Eigenthum ihrer Familie bleibe,
und daß die kommenden Geſchlechter das ehren, was
die erſte Beſizerin darin niedergelegt hat. Guſtav wird
es thun, das wiſſen wir ſchon, und ſeinen Nachfolgern
die gleiche Geſinnung einzupflanzen, wird wohl auch
ſein Beſtreben ſein. Natalie erhält von mir den
Asperhof mit allem, was in ihm iſt, nebſt meinen
Barſchaften. Ihr werdet mein Andenken hier nicht
verunehren.“

Mir traten die Thränen in die Augen, da er ſo
ſprach, und ich reichte ihn, meine Hand hinüber. Er
nahm ſie, und drückte ſie herzlich.

„Ihr könnt hier auf dem Asperhofe wohnen oder
in dem Sternenhofe oder bei euren Eltern. Überall
wird Plaz für euch zu machen ſein. Ihr könnt auch

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[352/0366] von ihrer Mutter wieder auf größere Reiſen und in größere Geſellſchaften gebracht. Ihre Gefühle aber blieben beſtändig, und die Entwicklung trat ein. Wir geben euch mit Freuden das Mädchen in eure Liebe und in euren Schuz, ihr werdet ſie beglücken, und ſie euch; denn ihr werdet euch nicht ändern, und ſie wird ſich auch nicht ändern. Guſtav wird einmal den Sternenhof und was dazu gehört, erhalten; denn das Haus iſt Mathilden ſo lieb geworden, daß ſie wünſcht, daß es ein Eigenthum ihrer Familie bleibe, und daß die kommenden Geſchlechter das ehren, was die erſte Beſizerin darin niedergelegt hat. Guſtav wird es thun, das wiſſen wir ſchon, und ſeinen Nachfolgern die gleiche Geſinnung einzupflanzen, wird wohl auch ſein Beſtreben ſein. Natalie erhält von mir den Asperhof mit allem, was in ihm iſt, nebſt meinen Barſchaften. Ihr werdet mein Andenken hier nicht verunehren.“ Mir traten die Thränen in die Augen, da er ſo ſprach, und ich reichte ihn, meine Hand hinüber. Er nahm ſie, und drückte ſie herzlich. „Ihr könnt hier auf dem Asperhofe wohnen oder in dem Sternenhofe oder bei euren Eltern. Überall wird Plaz für euch zu machen ſein. Ihr könnt auch

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/366>, abgerufen am 22.11.2024.