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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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"An seinen Grenzen, die es in allen Richtungen
umgeben," antwortete ich, "und auf ihm selber."

"Da müßt ihr ja auch deutlich hieher gesehen ha¬
ben," sagte sie.

"Die Berggestaltungen des Kargrates, die wir
hier sehen," erwiederte ich, "sind so groß, daß wir seine
Theile wohl von hier aus unterscheiden können; aber
die Abtheilungen der hiesigen Gegend sind so klein,
daß ihre Gliederungen von dort aus nicht erblickt
werden können. Das Land liegt wie eine mit Duft
überschwebte einfache Fläche unten. Mit dem Fern¬
rohre konnte ich mir einzelne bekannte Stellen suchen,
und ich habe mir die Bildungen der Hügel und Wäl¬
der des Sternenhofes gesucht."

"Ach nennt mir doch einige von den Spizen, die
wir von hier aus sehen können," sagte sie.

"Das ist die Kargratspize, die ihr über dem Eise
als höchste seht," erwiederte ich, "und rechts ist die
Glommspize und dann der Ethern und das Krumm¬
horn. Links sind nur zwei, der Aschkogel und die
Sente."

"Ich sehe sie," sagte sie, "ich sehe sie."

"Und dann sind noch geringere Erhöhungen," fuhr
ich fort, "die sich gegen die weiteren Berghänge sen¬

„An ſeinen Grenzen, die es in allen Richtungen
umgeben,“ antwortete ich, „und auf ihm ſelber.“

„Da müßt ihr ja auch deutlich hieher geſehen ha¬
ben,“ ſagte ſie.

„Die Berggeſtaltungen des Kargrates, die wir
hier ſehen,“ erwiederte ich, „ſind ſo groß, daß wir ſeine
Theile wohl von hier aus unterſcheiden können; aber
die Abtheilungen der hieſigen Gegend ſind ſo klein,
daß ihre Gliederungen von dort aus nicht erblickt
werden können. Das Land liegt wie eine mit Duft
überſchwebte einfache Fläche unten. Mit dem Fern¬
rohre konnte ich mir einzelne bekannte Stellen ſuchen,
und ich habe mir die Bildungen der Hügel und Wäl¬
der des Sternenhofes geſucht.“

„Ach nennt mir doch einige von den Spizen, die
wir von hier aus ſehen können,“ ſagte ſie.

„Das iſt die Kargratſpize, die ihr über dem Eiſe
als höchſte ſeht,“ erwiederte ich, „und rechts iſt die
Glommſpize und dann der Ethern und das Krumm¬
horn. Links ſind nur zwei, der Aſchkogel und die
Sente.“

„Ich ſehe ſie,“ ſagte ſie, „ich ſehe ſie.“

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[23/0037] „An ſeinen Grenzen, die es in allen Richtungen umgeben,“ antwortete ich, „und auf ihm ſelber.“ „Da müßt ihr ja auch deutlich hieher geſehen ha¬ ben,“ ſagte ſie. „Die Berggeſtaltungen des Kargrates, die wir hier ſehen,“ erwiederte ich, „ſind ſo groß, daß wir ſeine Theile wohl von hier aus unterſcheiden können; aber die Abtheilungen der hieſigen Gegend ſind ſo klein, daß ihre Gliederungen von dort aus nicht erblickt werden können. Das Land liegt wie eine mit Duft überſchwebte einfache Fläche unten. Mit dem Fern¬ rohre konnte ich mir einzelne bekannte Stellen ſuchen, und ich habe mir die Bildungen der Hügel und Wäl¬ der des Sternenhofes geſucht.“ „Ach nennt mir doch einige von den Spizen, die wir von hier aus ſehen können,“ ſagte ſie. „Das iſt die Kargratſpize, die ihr über dem Eiſe als höchſte ſeht,“ erwiederte ich, „und rechts iſt die Glommſpize und dann der Ethern und das Krumm¬ horn. Links ſind nur zwei, der Aſchkogel und die Sente.“ „Ich ſehe ſie,“ ſagte ſie, „ich ſehe ſie.“ „Und dann ſind noch geringere Erhöhungen,“ fuhr ich fort, „die ſich gegen die weiteren Berghänge ſen¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/37>, abgerufen am 23.11.2024.