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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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lichste gesagt, einzelne kleine Umstände, die der Vor¬
stellungskraft nicht immer gegenwärtig sind, ändern
wohl an der Sachlage nichts. Was die Hochachtung
anbelangt, die darin liegt, daß ich euch zu Nata¬
liens Gatten geeignet erachte, so habt ihr vor allen
Männern dieser Erde den unermeßlichen Vorzug,
daß euch Natalie liebt, und euch und keinen an¬
dern will; aber auch troz dieses Vorzuges würden
Mathilde und ich, dem man hierin ein Recht einge¬
räumt hat, nie eingewilligt haben, wenn uns euer
Wesen nicht die Zuversicht eingeflößt hätte, daß da
ein dauernd glückliches Familienband geknüpft werden
könne. Was die Hochachtung anbelangt, die ich euch
abgesehen von dieser Angelegenheit schuldig bin, so
habe ich meiner Meinung nach euch die Beweise der¬
selben gegeben. Wenn ich auch gedacht habe, ihr
dürftet Nataliens künftiger Gatte sein, so war der
Eintritt dieses Ereignisses so unbestimmt, da es ja
auf die Entstehung einer gegenseitigen Neigung an¬
kam, daß der Gedanke daran auf mein Benehmen
gegen euch keinen Einfluß haben konnte, ja im Ver¬
laufe der Zeiten war der Gedanke erst der Sohn mei¬
ner Meinung von euch."

"Ihr habt mir wirklich so viele Beweise eures

lichſte geſagt, einzelne kleine Umſtände, die der Vor¬
ſtellungskraft nicht immer gegenwärtig ſind, ändern
wohl an der Sachlage nichts. Was die Hochachtung
anbelangt, die darin liegt, daß ich euch zu Nata¬
liens Gatten geeignet erachte, ſo habt ihr vor allen
Männern dieſer Erde den unermeßlichen Vorzug,
daß euch Natalie liebt, und euch und keinen an¬
dern will; aber auch troz dieſes Vorzuges würden
Mathilde und ich, dem man hierin ein Recht einge¬
räumt hat, nie eingewilligt haben, wenn uns euer
Weſen nicht die Zuverſicht eingeflößt hätte, daß da
ein dauernd glückliches Familienband geknüpft werden
könne. Was die Hochachtung anbelangt, die ich euch
abgeſehen von dieſer Angelegenheit ſchuldig bin, ſo
habe ich meiner Meinung nach euch die Beweiſe der¬
ſelben gegeben. Wenn ich auch gedacht habe, ihr
dürftet Nataliens künftiger Gatte ſein, ſo war der
Eintritt dieſes Ereigniſſes ſo unbeſtimmt, da es ja
auf die Entſtehung einer gegenſeitigen Neigung an¬
kam, daß der Gedanke daran auf mein Benehmen
gegen euch keinen Einfluß haben konnte, ja im Ver¬
laufe der Zeiten war der Gedanke erſt der Sohn mei¬
ner Meinung von euch.“

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[358/0372] lichſte geſagt, einzelne kleine Umſtände, die der Vor¬ ſtellungskraft nicht immer gegenwärtig ſind, ändern wohl an der Sachlage nichts. Was die Hochachtung anbelangt, die darin liegt, daß ich euch zu Nata¬ liens Gatten geeignet erachte, ſo habt ihr vor allen Männern dieſer Erde den unermeßlichen Vorzug, daß euch Natalie liebt, und euch und keinen an¬ dern will; aber auch troz dieſes Vorzuges würden Mathilde und ich, dem man hierin ein Recht einge¬ räumt hat, nie eingewilligt haben, wenn uns euer Weſen nicht die Zuverſicht eingeflößt hätte, daß da ein dauernd glückliches Familienband geknüpft werden könne. Was die Hochachtung anbelangt, die ich euch abgeſehen von dieſer Angelegenheit ſchuldig bin, ſo habe ich meiner Meinung nach euch die Beweiſe der¬ ſelben gegeben. Wenn ich auch gedacht habe, ihr dürftet Nataliens künftiger Gatte ſein, ſo war der Eintritt dieſes Ereigniſſes ſo unbeſtimmt, da es ja auf die Entſtehung einer gegenſeitigen Neigung an¬ kam, daß der Gedanke daran auf mein Benehmen gegen euch keinen Einfluß haben konnte, ja im Ver¬ laufe der Zeiten war der Gedanke erſt der Sohn mei¬ ner Meinung von euch.“ „Ihr habt mir wirklich ſo viele Beweiſe eures

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/372>, abgerufen am 22.11.2024.