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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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bung, da dieser Winter der erste war, den ich so tief
im Lande zubrachte, verging noch die Zeit bis gegen
die Mitte des Hornung. Ich nahm nun Abschied,
sendete meine Sachen auf die Post nach Rohrberg und
ging zu Fuße nach, harrte dort der Ankunft des Wa¬
gens aus dem Westen, erhielt, da er gekommen war,
einen Plaz in ihm, und fuhr meiner Heimath zu.

Ich wurde wie immer sehr freudig von den Mei¬
nigen gegrüßt, und mußte ihnen von der Winterreise
im Hochgebirge erzählen. Ich that es, und erzählte
ihnen in den ersten Tagen auch, was mir mein Gast¬
freund mitgetheilt hatte. Es war ihnen bisher unbe¬
kannt gewesen.

"Ich habe Risach oft nennen gehört," sagte mein
Vater, "und stets war der Ausdruck der Hochachtung
mit der Nennung seines Namens verbunden. Von
der Familie, welche Heinbach besaß, habe ich nur
Alfred flüchtig gekannt. Mit Tarona war ich einmal
in einer entfernten Geschäftsverbindung gestanden."

Die Jugendbeziehungen meines Gastfreundes zu
Mathilden mußten sehr geheim gehalten worden sein,
da weder je der Vater noch irgend jemand aus seiner
Bekanntschaft von dieser Sache etwas gehört hatte,
obwohl über ähnliche Gegenstände die Sprechlust

bung, da dieſer Winter der erſte war, den ich ſo tief
im Lande zubrachte, verging noch die Zeit bis gegen
die Mitte des Hornung. Ich nahm nun Abſchied,
ſendete meine Sachen auf die Poſt nach Rohrberg und
ging zu Fuße nach, harrte dort der Ankunft des Wa¬
gens aus dem Weſten, erhielt, da er gekommen war,
einen Plaz in ihm, und fuhr meiner Heimath zu.

Ich wurde wie immer ſehr freudig von den Mei¬
nigen gegrüßt, und mußte ihnen von der Winterreiſe
im Hochgebirge erzählen. Ich that es, und erzählte
ihnen in den erſten Tagen auch, was mir mein Gaſt¬
freund mitgetheilt hatte. Es war ihnen bisher unbe¬
kannt geweſen.

„Ich habe Riſach oft nennen gehört,“ ſagte mein
Vater, „und ſtets war der Ausdruck der Hochachtung
mit der Nennung ſeines Namens verbunden. Von
der Familie, welche Heinbach beſaß, habe ich nur
Alfred flüchtig gekannt. Mit Tarona war ich einmal
in einer entfernten Geſchäftsverbindung geſtanden.“

Die Jugendbeziehungen meines Gaſtfreundes zu
Mathilden mußten ſehr geheim gehalten worden ſein,
da weder je der Vater noch irgend jemand aus ſeiner
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[362/0376] bung, da dieſer Winter der erſte war, den ich ſo tief im Lande zubrachte, verging noch die Zeit bis gegen die Mitte des Hornung. Ich nahm nun Abſchied, ſendete meine Sachen auf die Poſt nach Rohrberg und ging zu Fuße nach, harrte dort der Ankunft des Wa¬ gens aus dem Weſten, erhielt, da er gekommen war, einen Plaz in ihm, und fuhr meiner Heimath zu. Ich wurde wie immer ſehr freudig von den Mei¬ nigen gegrüßt, und mußte ihnen von der Winterreiſe im Hochgebirge erzählen. Ich that es, und erzählte ihnen in den erſten Tagen auch, was mir mein Gaſt¬ freund mitgetheilt hatte. Es war ihnen bisher unbe¬ kannt geweſen. „Ich habe Riſach oft nennen gehört,“ ſagte mein Vater, „und ſtets war der Ausdruck der Hochachtung mit der Nennung ſeines Namens verbunden. Von der Familie, welche Heinbach beſaß, habe ich nur Alfred flüchtig gekannt. Mit Tarona war ich einmal in einer entfernten Geſchäftsverbindung geſtanden.“ Die Jugendbeziehungen meines Gaſtfreundes zu Mathilden mußten ſehr geheim gehalten worden ſein, da weder je der Vater noch irgend jemand aus ſeiner Bekanntſchaft von dieſer Sache etwas gehört hatte, obwohl über ähnliche Gegenſtände die Sprechluſt

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/376>, abgerufen am 16.06.2024.