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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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Sohn bürgen kann, und ihr selber hofft es, da ihr
ihn in die Stellung aufgenommen habt, in der er ist.
Mein Sohn wird in die neue Haushaltung bringen,
was nicht für unbillig erachtet werden soll. In meinem
Hause in der Stadt wird eine anständige Wohnung
für die Neuvermählten immer in Bereitschaft stehen,
und wenn ich das Landleben einmal vorziehen sollte,
so werden sie auch in meiner neuen Wohnung einen
Plaz finden. Ihr eigenes ständiges Haus mögen sie
nach Belieben aufschlagen. Daß die Vermählung in
dem Asperhofe sei, ist nach meiner Meinung gerecht,
und ich glaube, es wird niemand die Maßregel be¬
streiten. Und nun habe ich noch eine Bitte an euch,
Freiherr von Risach, nehmt mich alten Mann und
meine alte Gattin nebst unsrer Tochter nicht ungerne
in euren Familienkreis auf. Wir sind bürgerliche
Leute, und haben als solche einfach gelebt; aber in
jedem Verhältnisse unsere Ehre und unsern guten
Namen aufrecht zu erhalten gesucht."

"Ich kenne euch schon lange," antwortete Risach,
"obwohl nicht persönlich, und habe euch schon lange
hoch geachtet. Noch höher achtete und liebte ich euch,
als ich euren Sohn kennen gelernt hatte. Wie sehr
es mich freut, in eine nähere Umgangsverbindung

Sohn bürgen kann, und ihr ſelber hofft es, da ihr
ihn in die Stellung aufgenommen habt, in der er iſt.
Mein Sohn wird in die neue Haushaltung bringen,
was nicht für unbillig erachtet werden ſoll. In meinem
Hauſe in der Stadt wird eine anſtändige Wohnung
für die Neuvermählten immer in Bereitſchaft ſtehen,
und wenn ich das Landleben einmal vorziehen ſollte,
ſo werden ſie auch in meiner neuen Wohnung einen
Plaz finden. Ihr eigenes ſtändiges Haus mögen ſie
nach Belieben aufſchlagen. Daß die Vermählung in
dem Asperhofe ſei, iſt nach meiner Meinung gerecht,
und ich glaube, es wird niemand die Maßregel be¬
ſtreiten. Und nun habe ich noch eine Bitte an euch,
Freiherr von Riſach, nehmt mich alten Mann und
meine alte Gattin nebſt unſrer Tochter nicht ungerne
in euren Familienkreis auf. Wir ſind bürgerliche
Leute, und haben als ſolche einfach gelebt; aber in
jedem Verhältniſſe unſere Ehre und unſern guten
Namen aufrecht zu erhalten geſucht.“

„Ich kenne euch ſchon lange,“ antwortete Riſach,
„obwohl nicht perſönlich, und habe euch ſchon lange
hoch geachtet. Noch höher achtete und liebte ich euch,
als ich euren Sohn kennen gelernt hatte. Wie ſehr
es mich freut, in eine nähere Umgangsverbindung

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[384/0398] Sohn bürgen kann, und ihr ſelber hofft es, da ihr ihn in die Stellung aufgenommen habt, in der er iſt. Mein Sohn wird in die neue Haushaltung bringen, was nicht für unbillig erachtet werden ſoll. In meinem Hauſe in der Stadt wird eine anſtändige Wohnung für die Neuvermählten immer in Bereitſchaft ſtehen, und wenn ich das Landleben einmal vorziehen ſollte, ſo werden ſie auch in meiner neuen Wohnung einen Plaz finden. Ihr eigenes ſtändiges Haus mögen ſie nach Belieben aufſchlagen. Daß die Vermählung in dem Asperhofe ſei, iſt nach meiner Meinung gerecht, und ich glaube, es wird niemand die Maßregel be¬ ſtreiten. Und nun habe ich noch eine Bitte an euch, Freiherr von Riſach, nehmt mich alten Mann und meine alte Gattin nebſt unſrer Tochter nicht ungerne in euren Familienkreis auf. Wir ſind bürgerliche Leute, und haben als ſolche einfach gelebt; aber in jedem Verhältniſſe unſere Ehre und unſern guten Namen aufrecht zu erhalten geſucht.“ „Ich kenne euch ſchon lange,“ antwortete Riſach, „obwohl nicht perſönlich, und habe euch ſchon lange hoch geachtet. Noch höher achtete und liebte ich euch, als ich euren Sohn kennen gelernt hatte. Wie ſehr es mich freut, in eine nähere Umgangsverbindung

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/398>, abgerufen am 22.11.2024.