Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

dürfnissen, ich sah Manches von dem Getriebe des Ver¬
kehres, und in bedeutenden Städten blieb ich lange,
und beschäftigte mich mit ihren Kunstanstalten Bücher¬
schäzen ihrem Verkehre gesellschaftlichem und wissen¬
schaftlichem Leben und mit lieben Briefen, die aus
der Heimath kamen, und mit solchen, die dorthin
abgingen.

Ich kam auf meiner Rückreise früher in die Ge¬
gend des Asperhofes und des Sternenhofes als in
meine Heimath. Ich sprach daher in beiden ein.
Alles war sehr wohl und gesund, und fand mich sehr
gebräunt. Hier erfuhr ich auch eine Veränderung,
die mit meinem Vater vorgegangen war, und die sie
mir in den Briefen verschwiegen hatten, damit ich
überrascht würde. Alle seine Anspielungen, daß er
plözlich einmal in den Ruhestand treten werde, daß
er sich, ehe man sich's versehe, auf dem Lande befin¬
den werde, daß sich vieles ereignen werde, woran
man jezt nicht denke, daß man nicht wisse, ob man
nicht den Reisewagen öfter brauchen könne, waren in
Erfüllung gegangen. Er hatte sein Handelsgeschäft
abgetreten, und hatte den auf einer sehr lieblichen
Stelle zwischen dem Asperhofe und Sternenhofe gele¬
genen verkäuflich gewordenen Gusterhof gekauft, den

Stifter, Nachsommer. III. 26

dürfniſſen, ich ſah Manches von dem Getriebe des Ver¬
kehres, und in bedeutenden Städten blieb ich lange,
und beſchäftigte mich mit ihren Kunſtanſtalten Bücher¬
ſchäzen ihrem Verkehre geſellſchaftlichem und wiſſen¬
ſchaftlichem Leben und mit lieben Briefen, die aus
der Heimath kamen, und mit ſolchen, die dorthin
abgingen.

Ich kam auf meiner Rückreiſe früher in die Ge¬
gend des Asperhofes und des Sternenhofes als in
meine Heimath. Ich ſprach daher in beiden ein.
Alles war ſehr wohl und geſund, und fand mich ſehr
gebräunt. Hier erfuhr ich auch eine Veränderung,
die mit meinem Vater vorgegangen war, und die ſie
mir in den Briefen verſchwiegen hatten, damit ich
überraſcht würde. Alle ſeine Anſpielungen, daß er
plözlich einmal in den Ruheſtand treten werde, daß
er ſich, ehe man ſich's verſehe, auf dem Lande befin¬
den werde, daß ſich vieles ereignen werde, woran
man jezt nicht denke, daß man nicht wiſſe, ob man
nicht den Reiſewagen öfter brauchen könne, waren in
Erfüllung gegangen. Er hatte ſein Handelsgeſchäft
abgetreten, und hatte den auf einer ſehr lieblichen
Stelle zwiſchen dem Asperhofe und Sternenhofe gele¬
genen verkäuflich gewordenen Guſterhof gekauft, den

Stifter, Nachſommer. III. 26
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0415" n="401"/>
dürfni&#x017F;&#x017F;en, ich &#x017F;ah Manches von dem Getriebe des Ver¬<lb/>
kehres, und in bedeutenden Städten blieb ich lange,<lb/>
und be&#x017F;chäftigte mich mit ihren Kun&#x017F;tan&#x017F;talten Bücher¬<lb/>
&#x017F;chäzen ihrem Verkehre ge&#x017F;ell&#x017F;chaftlichem und wi&#x017F;&#x017F;en¬<lb/>
&#x017F;chaftlichem Leben und mit lieben Briefen, die aus<lb/>
der Heimath kamen, und mit &#x017F;olchen, die dorthin<lb/>
abgingen.</p><lb/>
        <p>Ich kam auf meiner Rückrei&#x017F;e früher in die Ge¬<lb/>
gend des Asperhofes und des Sternenhofes als in<lb/>
meine Heimath. Ich &#x017F;prach daher in beiden ein.<lb/>
Alles war &#x017F;ehr wohl und ge&#x017F;und, und fand mich &#x017F;ehr<lb/>
gebräunt. Hier erfuhr ich auch eine Veränderung,<lb/>
die mit meinem Vater vorgegangen war, und die &#x017F;ie<lb/>
mir in den Briefen ver&#x017F;chwiegen hatten, damit ich<lb/>
überra&#x017F;cht würde. Alle &#x017F;eine An&#x017F;pielungen, daß er<lb/>
plözlich einmal in den Ruhe&#x017F;tand treten werde, daß<lb/>
er &#x017F;ich, ehe man &#x017F;ich's ver&#x017F;ehe, auf dem Lande befin¬<lb/>
den werde, daß &#x017F;ich vieles ereignen werde, woran<lb/>
man jezt nicht denke, daß man nicht wi&#x017F;&#x017F;e, ob man<lb/>
nicht den Rei&#x017F;ewagen öfter brauchen könne, waren in<lb/>
Erfüllung gegangen. Er hatte &#x017F;ein Handelsge&#x017F;chäft<lb/>
abgetreten, und hatte den auf einer &#x017F;ehr lieblichen<lb/>
Stelle zwi&#x017F;chen dem Asperhofe und Sternenhofe gele¬<lb/>
genen verkäuflich gewordenen Gu&#x017F;terhof gekauft, den<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Stifter</hi>, Nach&#x017F;ommer. <hi rendition="#aq">III</hi>. 26<lb/></fw>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[401/0415] dürfniſſen, ich ſah Manches von dem Getriebe des Ver¬ kehres, und in bedeutenden Städten blieb ich lange, und beſchäftigte mich mit ihren Kunſtanſtalten Bücher¬ ſchäzen ihrem Verkehre geſellſchaftlichem und wiſſen¬ ſchaftlichem Leben und mit lieben Briefen, die aus der Heimath kamen, und mit ſolchen, die dorthin abgingen. Ich kam auf meiner Rückreiſe früher in die Ge¬ gend des Asperhofes und des Sternenhofes als in meine Heimath. Ich ſprach daher in beiden ein. Alles war ſehr wohl und geſund, und fand mich ſehr gebräunt. Hier erfuhr ich auch eine Veränderung, die mit meinem Vater vorgegangen war, und die ſie mir in den Briefen verſchwiegen hatten, damit ich überraſcht würde. Alle ſeine Anſpielungen, daß er plözlich einmal in den Ruheſtand treten werde, daß er ſich, ehe man ſich's verſehe, auf dem Lande befin¬ den werde, daß ſich vieles ereignen werde, woran man jezt nicht denke, daß man nicht wiſſe, ob man nicht den Reiſewagen öfter brauchen könne, waren in Erfüllung gegangen. Er hatte ſein Handelsgeſchäft abgetreten, und hatte den auf einer ſehr lieblichen Stelle zwiſchen dem Asperhofe und Sternenhofe gele¬ genen verkäuflich gewordenen Guſterhof gekauft, den Stifter, Nachſommer. III. 26

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/415
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/415>, abgerufen am 27.11.2024.