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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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es mir nicht persönlich übergeben, weil sie seit einigen
Wochen kränklich sei, und sich deßhalb so früh auf
das Land habe begeben müssen. Das Erinnerungs¬
zeichen liege schon seit länger in Bereitschaft. Ich
öffnete das Päckchen. Es enthielt eine einzige aber
sehr große und sehr schöne Perle. Die Fassung war
fast keine. Nur ein Stengel und ein Goldscheibchen
hafteten an der Perle, daß sie eingeknöpft werden
konnte. Ich freute mich außerordentlich über die Ge¬
sinnung der edlen Fürstin über die Trefflichkeit des
Geschmackes und über dessen Sinnigkeit; denn eine
Perle ist es ja in meinen Augen, die ich mir als Ge¬
schenk an meine Brust zu heften im Begriffe war. Ich
schrieb eine innige Dankantwort zurück.

Unsere Vorbereitungen waren bald gemacht, und
wir reisten ab.

"Wir können ja unsere lezten Rüstungen in mei¬
nem Landhause machen," sagte der Vater mit heiterem
Lächeln.

Wir fuhren in den Gusterhof. Eine kleine aber
freundlich bestellte Wohnung, die der Vater vorläufig
für solche Gelegenheiten hatte herrichten lassen, em¬
pfing uns. Es war ein liebliches Gefühl, in unserem
eigenen uns zugehörigen Landsize zu sein. Der Vater

es mir nicht perſönlich übergeben, weil ſie ſeit einigen
Wochen kränklich ſei, und ſich deßhalb ſo früh auf
das Land habe begeben müſſen. Das Erinnerungs¬
zeichen liege ſchon ſeit länger in Bereitſchaft. Ich
öffnete das Päckchen. Es enthielt eine einzige aber
ſehr große und ſehr ſchöne Perle. Die Faſſung war
faſt keine. Nur ein Stengel und ein Goldſcheibchen
hafteten an der Perle, daß ſie eingeknöpft werden
konnte. Ich freute mich außerordentlich über die Ge¬
ſinnung der edlen Fürſtin über die Trefflichkeit des
Geſchmackes und über deſſen Sinnigkeit; denn eine
Perle iſt es ja in meinen Augen, die ich mir als Ge¬
ſchenk an meine Bruſt zu heften im Begriffe war. Ich
ſchrieb eine innige Dankantwort zurück.

Unſere Vorbereitungen waren bald gemacht, und
wir reiſten ab.

„Wir können ja unſere lezten Rüſtungen in mei¬
nem Landhauſe machen,“ ſagte der Vater mit heiterem
Lächeln.

Wir fuhren in den Guſterhof. Eine kleine aber
freundlich beſtellte Wohnung, die der Vater vorläufig
für ſolche Gelegenheiten hatte herrichten laſſen, em¬
pfing uns. Es war ein liebliches Gefühl, in unſerem
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[404/0418] es mir nicht perſönlich übergeben, weil ſie ſeit einigen Wochen kränklich ſei, und ſich deßhalb ſo früh auf das Land habe begeben müſſen. Das Erinnerungs¬ zeichen liege ſchon ſeit länger in Bereitſchaft. Ich öffnete das Päckchen. Es enthielt eine einzige aber ſehr große und ſehr ſchöne Perle. Die Faſſung war faſt keine. Nur ein Stengel und ein Goldſcheibchen hafteten an der Perle, daß ſie eingeknöpft werden konnte. Ich freute mich außerordentlich über die Ge¬ ſinnung der edlen Fürſtin über die Trefflichkeit des Geſchmackes und über deſſen Sinnigkeit; denn eine Perle iſt es ja in meinen Augen, die ich mir als Ge¬ ſchenk an meine Bruſt zu heften im Begriffe war. Ich ſchrieb eine innige Dankantwort zurück. Unſere Vorbereitungen waren bald gemacht, und wir reiſten ab. „Wir können ja unſere lezten Rüſtungen in mei¬ nem Landhauſe machen,“ ſagte der Vater mit heiterem Lächeln. Wir fuhren in den Guſterhof. Eine kleine aber freundlich beſtellte Wohnung, die der Vater vorläufig für ſolche Gelegenheiten hatte herrichten laſſen, em¬ pfing uns. Es war ein liebliches Gefühl, in unſerem eigenen uns zugehörigen Landſize zu ſein. Der Vater

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/418>, abgerufen am 27.11.2024.