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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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nung, kleidete mich um, und verschloß die Papiere,
ohne sie anzusehen. Nach einer geraumen Zeit ging
ich in das Vorzimmer zu Mathildens Wohnung,
und fragte, ob Natalie schon in Bereitschaft sei, ich
ließe bitten, mit mir einen kurzen Gang durch den
Garten zu machen. Sie erschien in einem schönen
aber sehr einfachen Seidenkleide, und ging mit mir
die Treppe hinab. Sie reichte mir den Arm und wir
wandelten eine Zeit unter den großen Linden und auf
anderen Gängen des Gartens herum.

Nachdem die zwei Stunden verfloßen waren,
wurde mit der Glocke das Zeichen zum Mahle gegeben.
Alles begab sich in den Saal, und erhielt dort seine
Size angewiesen. Das Mahl war wie gewöhnlich bei
Risach einfach aber vortrefflich. Für Kenner und Lieb¬
haber standen sehr edle Weine bereit. Es war nie in
dem Saale ein Mahl abgehalten worden, und der
Ernst des Marmors, bemerkte mein gewesener Gast¬
freund, dürfe nur in den Ernst des edelstens Weines
nieder blicken. Trinksprüche wurden ausgebracht, und
sogar Reime auf ewiges Wohl hergesagt.

"Habe ich es gut gemacht, Natta," sagte mein
einstiger Gastfreund, "daß ich dir den rechten Mann
ausgesucht habe? Du meintest immer, ich verstände

nung, kleidete mich um, und verſchloß die Papiere,
ohne ſie anzuſehen. Nach einer geraumen Zeit ging
ich in das Vorzimmer zu Mathildens Wohnung,
und fragte, ob Natalie ſchon in Bereitſchaft ſei, ich
ließe bitten, mit mir einen kurzen Gang durch den
Garten zu machen. Sie erſchien in einem ſchönen
aber ſehr einfachen Seidenkleide, und ging mit mir
die Treppe hinab. Sie reichte mir den Arm und wir
wandelten eine Zeit unter den großen Linden und auf
anderen Gängen des Gartens herum.

Nachdem die zwei Stunden verfloßen waren,
wurde mit der Glocke das Zeichen zum Mahle gegeben.
Alles begab ſich in den Saal, und erhielt dort ſeine
Size angewieſen. Das Mahl war wie gewöhnlich bei
Riſach einfach aber vortrefflich. Für Kenner und Lieb¬
haber ſtanden ſehr edle Weine bereit. Es war nie in
dem Saale ein Mahl abgehalten worden, und der
Ernſt des Marmors, bemerkte mein geweſener Gaſt¬
freund, dürfe nur in den Ernſt des edelſtens Weines
nieder blicken. Trinkſprüche wurden ausgebracht, und
ſogar Reime auf ewiges Wohl hergeſagt.

„Habe ich es gut gemacht, Natta,“ ſagte mein
einſtiger Gaſtfreund, „daß ich dir den rechten Mann
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[416/0430] nung, kleidete mich um, und verſchloß die Papiere, ohne ſie anzuſehen. Nach einer geraumen Zeit ging ich in das Vorzimmer zu Mathildens Wohnung, und fragte, ob Natalie ſchon in Bereitſchaft ſei, ich ließe bitten, mit mir einen kurzen Gang durch den Garten zu machen. Sie erſchien in einem ſchönen aber ſehr einfachen Seidenkleide, und ging mit mir die Treppe hinab. Sie reichte mir den Arm und wir wandelten eine Zeit unter den großen Linden und auf anderen Gängen des Gartens herum. Nachdem die zwei Stunden verfloßen waren, wurde mit der Glocke das Zeichen zum Mahle gegeben. Alles begab ſich in den Saal, und erhielt dort ſeine Size angewieſen. Das Mahl war wie gewöhnlich bei Riſach einfach aber vortrefflich. Für Kenner und Lieb¬ haber ſtanden ſehr edle Weine bereit. Es war nie in dem Saale ein Mahl abgehalten worden, und der Ernſt des Marmors, bemerkte mein geweſener Gaſt¬ freund, dürfe nur in den Ernſt des edelſtens Weines nieder blicken. Trinkſprüche wurden ausgebracht, und ſogar Reime auf ewiges Wohl hergeſagt. „Habe ich es gut gemacht, Natta,“ ſagte mein einſtiger Gaſtfreund, „daß ich dir den rechten Mann ausgeſucht habe? Du meinteſt immer, ich verſtände

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/430>, abgerufen am 26.11.2024.