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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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zu, und Klotilde begrif jezt, warum ich im Gebirge
so gestrebt habe, daß sie diesen Mann höre.

Ein Theil der Gäste hatte noch heute das Haus
verlassen, ein anderer wollte es bei Anbruch des näch¬
sten Tages thun, und einige wollten noch bleiben.

Im Laufe des folgenden Vormittages, da sich die
Zahl der Anwesenden schon sehr gelichtet hatte, kamen
noch einige Geschenke zum Vorscheine. Risach führte
uns in das Vorrathshaus, welches neben dem Schrei¬
nerhause war. Dort hatte man einen Plaz geschafft,
auf welchem mehrere mit Tüchern verhüllte Gegen¬
stände standen. Risach ließ den ersten enthüllen, es war
ein kunstreich geschnittener Tisch, und hatte den Mar¬
mor als Platte, welchen ich einst meinem Gastfreunde
gebracht hatte, und über dessen Schicksal ich später in
Ungewißheit war.

"Die Platte ist schöner als tausende," sagte Ri¬
sach, "darum gebe ich das Geschenk meines einstigen
Freundes in dieser Gestalt meinem jezigen Sohne.
Keinen Dank, bis alles vorüber ist."

Nun wurde ein großer hoher Schrein enthüllt.

"Ein Scherz von Eustach an dich, mein Sohn,"
sagte Risach.

Der Schrein war von allen Hölzern, welche unser

zu, und Klotilde begrif jezt, warum ich im Gebirge
ſo geſtrebt habe, daß ſie dieſen Mann höre.

Ein Theil der Gäſte hatte noch heute das Haus
verlaſſen, ein anderer wollte es bei Anbruch des näch¬
ſten Tages thun, und einige wollten noch bleiben.

Im Laufe des folgenden Vormittages, da ſich die
Zahl der Anweſenden ſchon ſehr gelichtet hatte, kamen
noch einige Geſchenke zum Vorſcheine. Riſach führte
uns in das Vorrathshaus, welches neben dem Schrei¬
nerhauſe war. Dort hatte man einen Plaz geſchafft,
auf welchem mehrere mit Tüchern verhüllte Gegen¬
ſtände ſtanden. Riſach ließ den erſten enthüllen, es war
ein kunſtreich geſchnittener Tiſch, und hatte den Mar¬
mor als Platte, welchen ich einſt meinem Gaſtfreunde
gebracht hatte, und über deſſen Schickſal ich ſpäter in
Ungewißheit war.

„Die Platte iſt ſchöner als tauſende,“ ſagte Ri¬
ſach, „darum gebe ich das Geſchenk meines einſtigen
Freundes in dieſer Geſtalt meinem jezigen Sohne.
Keinen Dank, bis alles vorüber iſt.“

Nun wurde ein großer hoher Schrein enthüllt.

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[431/0445] zu, und Klotilde begrif jezt, warum ich im Gebirge ſo geſtrebt habe, daß ſie dieſen Mann höre. Ein Theil der Gäſte hatte noch heute das Haus verlaſſen, ein anderer wollte es bei Anbruch des näch¬ ſten Tages thun, und einige wollten noch bleiben. Im Laufe des folgenden Vormittages, da ſich die Zahl der Anweſenden ſchon ſehr gelichtet hatte, kamen noch einige Geſchenke zum Vorſcheine. Riſach führte uns in das Vorrathshaus, welches neben dem Schrei¬ nerhauſe war. Dort hatte man einen Plaz geſchafft, auf welchem mehrere mit Tüchern verhüllte Gegen¬ ſtände ſtanden. Riſach ließ den erſten enthüllen, es war ein kunſtreich geſchnittener Tiſch, und hatte den Mar¬ mor als Platte, welchen ich einſt meinem Gaſtfreunde gebracht hatte, und über deſſen Schickſal ich ſpäter in Ungewißheit war. „Die Platte iſt ſchöner als tauſende,“ ſagte Ri¬ ſach, „darum gebe ich das Geſchenk meines einſtigen Freundes in dieſer Geſtalt meinem jezigen Sohne. Keinen Dank, bis alles vorüber iſt.“ Nun wurde ein großer hoher Schrein enthüllt. „Ein Scherz von Euſtach an dich, mein Sohn,“ ſagte Riſach. Der Schrein war von allen Hölzern, welche unſer

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/445>, abgerufen am 24.11.2024.