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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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tig. Es war seiner Größe willen zu rollen, hatte
einen großen Goldrahmen, der zu zerlegen war,
und wurde in dem Marmorsaale auf einer Staffelei
aufgestellt. Wir reisten alle in den Asperhof. Das
Bild wurde vielfach betrachtet und besprochen. Ro¬
land war in einer gehobenen schwebenden Stimmung;
denn was auch die Meinung seiner Umgebung war,
wie sehr sie auch das Hervorgebrachte lobte, und
wohl auch Hindeutungen gab, was noch zu verbessern
wäre: so mochte ihm sein Inneres versprechen, daß
er einmal vielleicht noch weit Höheres ja ein ganz
Großes zu Stande zu bringen vermögen werde. Risach
sagte ihm die Mittel zu, reisen zu können, und ord¬
nete die Zubereitung zu einer baldigen Abreise nach
Rom an. Gustav mußte noch den Winter im As¬
perhofe zubringen. Im Frühlinge sollte er endlich in
die Welt gehen.

So waren nun manigfaltige Beziehungen geord¬
net und geknüpft.

Mathilde hatte einmal, da ich sie im Sternenhofe
besuchte, zu mir gesagt, das Leben der Frauen sei ein
beschränktes und abhängiges, sie und Natalie hätten
den Halt von Verwandten verloren, sie müßten Man¬
ches aus sich schöpfen wie ein Mann, und in dem

tig. Es war ſeiner Größe willen zu rollen, hatte
einen großen Goldrahmen, der zu zerlegen war,
und wurde in dem Marmorſaale auf einer Staffelei
aufgeſtellt. Wir reiſten alle in den Asperhof. Das
Bild wurde vielfach betrachtet und beſprochen. Ro¬
land war in einer gehobenen ſchwebenden Stimmung;
denn was auch die Meinung ſeiner Umgebung war,
wie ſehr ſie auch das Hervorgebrachte lobte, und
wohl auch Hindeutungen gab, was noch zu verbeſſern
wäre: ſo mochte ihm ſein Inneres verſprechen, daß
er einmal vielleicht noch weit Höheres ja ein ganz
Großes zu Stande zu bringen vermögen werde. Riſach
ſagte ihm die Mittel zu, reiſen zu können, und ord¬
nete die Zubereitung zu einer baldigen Abreiſe nach
Rom an. Guſtav mußte noch den Winter im As¬
perhofe zubringen. Im Frühlinge ſollte er endlich in
die Welt gehen.

So waren nun manigfaltige Beziehungen geord¬
net und geknüpft.

Mathilde hatte einmal, da ich ſie im Sternenhofe
beſuchte, zu mir geſagt, das Leben der Frauen ſei ein
beſchränktes und abhängiges, ſie und Natalie hätten
den Halt von Verwandten verloren, ſie müßten Man¬
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[442/0456] tig. Es war ſeiner Größe willen zu rollen, hatte einen großen Goldrahmen, der zu zerlegen war, und wurde in dem Marmorſaale auf einer Staffelei aufgeſtellt. Wir reiſten alle in den Asperhof. Das Bild wurde vielfach betrachtet und beſprochen. Ro¬ land war in einer gehobenen ſchwebenden Stimmung; denn was auch die Meinung ſeiner Umgebung war, wie ſehr ſie auch das Hervorgebrachte lobte, und wohl auch Hindeutungen gab, was noch zu verbeſſern wäre: ſo mochte ihm ſein Inneres verſprechen, daß er einmal vielleicht noch weit Höheres ja ein ganz Großes zu Stande zu bringen vermögen werde. Riſach ſagte ihm die Mittel zu, reiſen zu können, und ord¬ nete die Zubereitung zu einer baldigen Abreiſe nach Rom an. Guſtav mußte noch den Winter im As¬ perhofe zubringen. Im Frühlinge ſollte er endlich in die Welt gehen. So waren nun manigfaltige Beziehungen geord¬ net und geknüpft. Mathilde hatte einmal, da ich ſie im Sternenhofe beſuchte, zu mir geſagt, das Leben der Frauen ſei ein beſchränktes und abhängiges, ſie und Natalie hätten den Halt von Verwandten verloren, ſie müßten Man¬ ches aus ſich ſchöpfen wie ein Mann, und in dem

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/456>, abgerufen am 24.11.2024.