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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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Garten, welchen ich jezt durch eine Reihe von Jahren
nicht im Sommer gesehen hatte. Die Rosen, welche
hie und da zerstreut waren, glichen nicht denen meines
Gastfreundes, waren aber auch nicht schlechter, als
die, welche sich in dem Sternenhofe befanden. Der
Garten, welcher mir in meiner Kindheit immer so
lieb und traulich gewesen war, erschien mir jezt klein
und unbedeutend, obwohl seine Blumen, die gerade
in dieser Sommerzeit noch blühten, seine Obstbäume
seine Gemüse Weinreben und Pfirsichgitter nicht zu
den geringsten der Stadt gehörten. Es zeigte sich nur
eben der Unterschied eines Stadtgartens und des
Gartens eines reichen Landbesizers. Man wies mir
alles, was man für wichtig erachtete, und machte
mich auf alle Veränderungen aufmerksam. Man schien
sich gleichsam zu freuen, daß man mich doch einmal zu
Anfang der heißeren Jahreszeit hier habe, während
ich sonst nur immer am Beginne der kälteren gekom¬
men war, wenn die Blätter abfielen, und der Garten
sich seines Schmuckes entäußerte. Gegen den Abend
ging der Vater wieder in die Stadt. Wir blieben in
dem Garten. Da sich in einem Augenblicke die Schwe¬
ster mit dem Aufbinden eines Rebenzweiges beschäf¬
tigte, und ich mit der Mutter allein an dem Marmor¬

Garten, welchen ich jezt durch eine Reihe von Jahren
nicht im Sommer geſehen hatte. Die Roſen, welche
hie und da zerſtreut waren, glichen nicht denen meines
Gaſtfreundes, waren aber auch nicht ſchlechter, als
die, welche ſich in dem Sternenhofe befanden. Der
Garten, welcher mir in meiner Kindheit immer ſo
lieb und traulich geweſen war, erſchien mir jezt klein
und unbedeutend, obwohl ſeine Blumen, die gerade
in dieſer Sommerzeit noch blühten, ſeine Obſtbäume
ſeine Gemüſe Weinreben und Pfirſichgitter nicht zu
den geringſten der Stadt gehörten. Es zeigte ſich nur
eben der Unterſchied eines Stadtgartens und des
Gartens eines reichen Landbeſizers. Man wies mir
alles, was man für wichtig erachtete, und machte
mich auf alle Veränderungen aufmerkſam. Man ſchien
ſich gleichſam zu freuen, daß man mich doch einmal zu
Anfang der heißeren Jahreszeit hier habe, während
ich ſonſt nur immer am Beginne der kälteren gekom¬
men war, wenn die Blätter abfielen, und der Garten
ſich ſeines Schmuckes entäußerte. Gegen den Abend
ging der Vater wieder in die Stadt. Wir blieben in
dem Garten. Da ſich in einem Augenblicke die Schwe¬
ſter mit dem Aufbinden eines Rebenzweiges beſchäf¬
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[39/0053] Garten, welchen ich jezt durch eine Reihe von Jahren nicht im Sommer geſehen hatte. Die Roſen, welche hie und da zerſtreut waren, glichen nicht denen meines Gaſtfreundes, waren aber auch nicht ſchlechter, als die, welche ſich in dem Sternenhofe befanden. Der Garten, welcher mir in meiner Kindheit immer ſo lieb und traulich geweſen war, erſchien mir jezt klein und unbedeutend, obwohl ſeine Blumen, die gerade in dieſer Sommerzeit noch blühten, ſeine Obſtbäume ſeine Gemüſe Weinreben und Pfirſichgitter nicht zu den geringſten der Stadt gehörten. Es zeigte ſich nur eben der Unterſchied eines Stadtgartens und des Gartens eines reichen Landbeſizers. Man wies mir alles, was man für wichtig erachtete, und machte mich auf alle Veränderungen aufmerkſam. Man ſchien ſich gleichſam zu freuen, daß man mich doch einmal zu Anfang der heißeren Jahreszeit hier habe, während ich ſonſt nur immer am Beginne der kälteren gekom¬ men war, wenn die Blätter abfielen, und der Garten ſich ſeines Schmuckes entäußerte. Gegen den Abend ging der Vater wieder in die Stadt. Wir blieben in dem Garten. Da ſich in einem Augenblicke die Schwe¬ ſter mit dem Aufbinden eines Rebenzweiges beſchäf¬ tigte, und ich mit der Mutter allein an dem Marmor¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/53>, abgerufen am 21.11.2024.