gen. Auch ist das Innere der ganzen Kirche mit bun¬ ten Farben bemalt worden. Als dieses in dem Laufe der Jahre auch wieder schadhaft wurde, und sich Aus¬ besserungsarbeiten an der Kirche als dringlich noth¬ wendig erwiesen, gab sich auch kund, daß die Mittel dazu schwer aufzubringen sein würden. Die Gemeinde gerieth beinahe über den Umfang der Arbeiten, die vorzunehmen wären, in großen Hader. Offenbar waren in früheren Zeiten reiche und mächtige Wohl¬ thäter gewesen, welche die Kirche hervorgerufen und erhalten hatten. In der Nähe stehen noch die Trüm¬ mer der Schlösser, in denen jene wohlhabenden Ge¬ schlechter gehaust hatten. Jezt steht die Kirche allein als erhaltenes Denkmal jener Zeit auf dem Hügel, einige in neuerer Zeit erbaute Häuser stehen um sie herum, und rings liegt die Gemeinde in den in dem Hügellande zerstreuten Gehöften. Die Besizer der Schloßruinen wohnen in weit entfernten Gegenden, und haben, da sie ganz anderen Geschlechtern angehö¬ ren, entweder nie eine Liebe zu der einsamen Kirche gehabt, oder haben sie verloren. Der Pfarrer, ein schlichter frommer Mann, der zwar keine tiefen Kennt¬ nisse der Kunst hatte, aber seit Jahren an den Anblick seiner Kirche gewöhnt war, und sie, da sie zu verfallen
gen. Auch iſt das Innere der ganzen Kirche mit bun¬ ten Farben bemalt worden. Als dieſes in dem Laufe der Jahre auch wieder ſchadhaft wurde, und ſich Aus¬ beſſerungsarbeiten an der Kirche als dringlich noth¬ wendig erwieſen, gab ſich auch kund, daß die Mittel dazu ſchwer aufzubringen ſein würden. Die Gemeinde gerieth beinahe über den Umfang der Arbeiten, die vorzunehmen wären, in großen Hader. Offenbar waren in früheren Zeiten reiche und mächtige Wohl¬ thäter geweſen, welche die Kirche hervorgerufen und erhalten hatten. In der Nähe ſtehen noch die Trüm¬ mer der Schlöſſer, in denen jene wohlhabenden Ge¬ ſchlechter gehauſt hatten. Jezt ſteht die Kirche allein als erhaltenes Denkmal jener Zeit auf dem Hügel, einige in neuerer Zeit erbaute Häuſer ſtehen um ſie herum, und rings liegt die Gemeinde in den in dem Hügellande zerſtreuten Gehöften. Die Beſizer der Schloßruinen wohnen in weit entfernten Gegenden, und haben, da ſie ganz anderen Geſchlechtern angehö¬ ren, entweder nie eine Liebe zu der einſamen Kirche gehabt, oder haben ſie verloren. Der Pfarrer, ein ſchlichter frommer Mann, der zwar keine tiefen Kennt¬ niſſe der Kunſt hatte, aber ſeit Jahren an den Anblick ſeiner Kirche gewöhnt war, und ſie, da ſie zu verfallen
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gen. Auch iſt das Innere der ganzen Kirche mit bun¬
ten Farben bemalt worden. Als dieſes in dem Laufe
der Jahre auch wieder ſchadhaft wurde, und ſich Aus¬
beſſerungsarbeiten an der Kirche als dringlich noth¬
wendig erwieſen, gab ſich auch kund, daß die Mittel
dazu ſchwer aufzubringen ſein würden. Die Gemeinde
gerieth beinahe über den Umfang der Arbeiten, die
vorzunehmen wären, in großen Hader. Offenbar
waren in früheren Zeiten reiche und mächtige Wohl¬
thäter geweſen, welche die Kirche hervorgerufen und
erhalten hatten. In der Nähe ſtehen noch die Trüm¬
mer der Schlöſſer, in denen jene wohlhabenden Ge¬
ſchlechter gehauſt hatten. Jezt ſteht die Kirche allein
als erhaltenes Denkmal jener Zeit auf dem Hügel,
einige in neuerer Zeit erbaute Häuſer ſtehen um ſie
herum, und rings liegt die Gemeinde in den in dem
Hügellande zerſtreuten Gehöften. Die Beſizer der
Schloßruinen wohnen in weit entfernten Gegenden,
und haben, da ſie ganz anderen Geſchlechtern angehö¬
ren, entweder nie eine Liebe zu der einſamen Kirche
gehabt, oder haben ſie verloren. Der Pfarrer, ein
ſchlichter frommer Mann, der zwar keine tiefen Kennt¬
niſſe der Kunſt hatte, aber ſeit Jahren an den Anblick
ſeiner Kirche gewöhnt war, und ſie, da ſie zu verfallen
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/87>, abgerufen am 24.11.2024.
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