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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

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spanisches Rohr hervor, das einen schwarzen Bein¬
knopf hatte, wie die an seinen Kleidern waren,
näherte sich dem Hausherrn, und begann Abschied zu
nehmen. Der Hausherr fragte ihn, ob er denn schon
gehen wolle, worauf er antwortete, es sei für ihn
schon Zeit, er habe vier Stunden nach seinem Pfarr¬
hofe zu gehen, und seine Füsse seien nicht mehr so
gut, wie in jüngeren Jahren. Der Pfarrer hielt ihn
nicht auf. Er empfahl sich allseitig, ging zur Thür
hinaus und gleich darauf sahen wir ihn durch die
Kornfelder dahin wandeln, den Hügel, der das Dorf
gegen Sonnenuntergang begrenzte, hinan steigen,
und dort gleichsam in die glänzende Nachmittagsluft
verschwinden.

Ich fragte, wer der Mann wäre, und erfuhr,
daß er in einer armen Gegend Pfarrer sei, daß er
schon sehr lange dort sei, daß er nicht weg verlange,
und daß er selten das Haus verlasse außer bei einer
sehr dringenden Veranlassung. --

Es waren seit jenem Gastmale viele Jahre ver¬
gangen, und ich hatte den Mann vollständig ver¬
gessen, als mich mein Beruf einmal in eine fürchter¬
liche Gegend rief. Nicht daß Wildnisse Schlünde
Abgründe Felsen und stürzende Wässer dort gewesen
wären -- das alles zieht mich eigentlich an -- son¬

ſpaniſches Rohr hervor, das einen ſchwarzen Bein¬
knopf hatte, wie die an ſeinen Kleidern waren,
näherte ſich dem Hausherrn, und begann Abſchied zu
nehmen. Der Hausherr fragte ihn, ob er denn ſchon
gehen wolle, worauf er antwortete, es ſei für ihn
ſchon Zeit, er habe vier Stunden nach ſeinem Pfarr¬
hofe zu gehen, und ſeine Füſſe ſeien nicht mehr ſo
gut, wie in jüngeren Jahren. Der Pfarrer hielt ihn
nicht auf. Er empfahl ſich allſeitig, ging zur Thür
hinaus und gleich darauf ſahen wir ihn durch die
Kornfelder dahin wandeln, den Hügel, der das Dorf
gegen Sonnenuntergang begrenzte, hinan ſteigen,
und dort gleichſam in die glänzende Nachmittagsluft
verſchwinden.

Ich fragte, wer der Mann wäre, und erfuhr,
daß er in einer armen Gegend Pfarrer ſei, daß er
ſchon ſehr lange dort ſei, daß er nicht weg verlange,
und daß er ſelten das Haus verlaſſe außer bei einer
ſehr dringenden Veranlaſſung. —

Es waren ſeit jenem Gaſtmale viele Jahre ver¬
gangen, und ich hatte den Mann vollſtändig ver¬
geſſen, als mich mein Beruf einmal in eine fürchter¬
liche Gegend rief. Nicht daß Wildniſſe Schlünde
Abgründe Felſen und ſtürzende Wäſſer dort geweſen
wären — das alles zieht mich eigentlich an — ſon¬

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[89/0102] ſpaniſches Rohr hervor, das einen ſchwarzen Bein¬ knopf hatte, wie die an ſeinen Kleidern waren, näherte ſich dem Hausherrn, und begann Abſchied zu nehmen. Der Hausherr fragte ihn, ob er denn ſchon gehen wolle, worauf er antwortete, es ſei für ihn ſchon Zeit, er habe vier Stunden nach ſeinem Pfarr¬ hofe zu gehen, und ſeine Füſſe ſeien nicht mehr ſo gut, wie in jüngeren Jahren. Der Pfarrer hielt ihn nicht auf. Er empfahl ſich allſeitig, ging zur Thür hinaus und gleich darauf ſahen wir ihn durch die Kornfelder dahin wandeln, den Hügel, der das Dorf gegen Sonnenuntergang begrenzte, hinan ſteigen, und dort gleichſam in die glänzende Nachmittagsluft verſchwinden. Ich fragte, wer der Mann wäre, und erfuhr, daß er in einer armen Gegend Pfarrer ſei, daß er ſchon ſehr lange dort ſei, daß er nicht weg verlange, und daß er ſelten das Haus verlaſſe außer bei einer ſehr dringenden Veranlaſſung. — Es waren ſeit jenem Gaſtmale viele Jahre ver¬ gangen, und ich hatte den Mann vollſtändig ver¬ geſſen, als mich mein Beruf einmal in eine fürchter¬ liche Gegend rief. Nicht daß Wildniſſe Schlünde Abgründe Felſen und ſtürzende Wäſſer dort geweſen wären — das alles zieht mich eigentlich an — ſon¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/102>, abgerufen am 21.11.2024.