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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

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dern es waren nur sehr viele kleine Hügel da, jeder
Hügel bestand aus naktem grauem Kalksteine, der
aber nicht, wie es oft bei diesem Gesteine der Fall ist,
zerrissen war, oder steil abfiel, sondern in rundlichen
breiten Gestalten auseinander ging, und an seinem
Fuße eine lange gestrekte Sandbank um sich herum
hatte. Durch diese Hügel ging in großen Windungen
ein kleiner Fluß Namens Zirder. Das Wasser des
Flusses, das in der grauen und gelben Farbe des
Steines und Sandes durch den Widerschein des
Himmels oft dunkelblau erschien, dann die schmalen
grünen Streifen, die oft am Saume des Wassers
hingingen, und die andern einzelnen Rasenfleke, die
in dem Gesteine hie und da lagen, bildeten die ganze
Abwechslung und Erquikung in dieser Gegend.

Ich wohnte in einem Gasthofe, der in einem
etwas besseren und darum sehr entfernten Theile der
Gegend lag. Es ging dort eine Strasse über eine
Anhöhe, und führte, wie das in manchen Gegenden
der Fall ist, den Namen Hochstrasse, welchen Namen
auch der Gasthof hatte. Um nicht durch Hin- und
Hergehen zu viele Zeit zu verlieren, nahm ich mir
immer kalte Speisen und Wein auf meinen Arbeits¬
plaz mit, und aß erst am Abende mein Mittagsmal.
Einige meiner Leute wohnten auch in dem Gasthofe,

dern es waren nur ſehr viele kleine Hügel da, jeder
Hügel beſtand aus naktem grauem Kalkſteine, der
aber nicht, wie es oft bei dieſem Geſteine der Fall iſt,
zerriſſen war, oder ſteil abfiel, ſondern in rundlichen
breiten Geſtalten auseinander ging, und an ſeinem
Fuße eine lange geſtrekte Sandbank um ſich herum
hatte. Durch dieſe Hügel ging in großen Windungen
ein kleiner Fluß Namens Zirder. Das Waſſer des
Fluſſes, das in der grauen und gelben Farbe des
Steines und Sandes durch den Widerſchein des
Himmels oft dunkelblau erſchien, dann die ſchmalen
grünen Streifen, die oft am Saume des Waſſers
hingingen, und die andern einzelnen Raſenfleke, die
in dem Geſteine hie und da lagen, bildeten die ganze
Abwechſlung und Erquikung in dieſer Gegend.

Ich wohnte in einem Gaſthofe, der in einem
etwas beſſeren und darum ſehr entfernten Theile der
Gegend lag. Es ging dort eine Straſſe über eine
Anhöhe, und führte, wie das in manchen Gegenden
der Fall iſt, den Namen Hochſtraſſe, welchen Namen
auch der Gaſthof hatte. Um nicht durch Hin- und
Hergehen zu viele Zeit zu verlieren, nahm ich mir
immer kalte Speiſen und Wein auf meinen Arbeits¬
plaz mit, und aß erſt am Abende mein Mittagsmal.
Einige meiner Leute wohnten auch in dem Gaſthofe,

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[90/0103] dern es waren nur ſehr viele kleine Hügel da, jeder Hügel beſtand aus naktem grauem Kalkſteine, der aber nicht, wie es oft bei dieſem Geſteine der Fall iſt, zerriſſen war, oder ſteil abfiel, ſondern in rundlichen breiten Geſtalten auseinander ging, und an ſeinem Fuße eine lange geſtrekte Sandbank um ſich herum hatte. Durch dieſe Hügel ging in großen Windungen ein kleiner Fluß Namens Zirder. Das Waſſer des Fluſſes, das in der grauen und gelben Farbe des Steines und Sandes durch den Widerſchein des Himmels oft dunkelblau erſchien, dann die ſchmalen grünen Streifen, die oft am Saume des Waſſers hingingen, und die andern einzelnen Raſenfleke, die in dem Geſteine hie und da lagen, bildeten die ganze Abwechſlung und Erquikung in dieſer Gegend. Ich wohnte in einem Gaſthofe, der in einem etwas beſſeren und darum ſehr entfernten Theile der Gegend lag. Es ging dort eine Straſſe über eine Anhöhe, und führte, wie das in manchen Gegenden der Fall iſt, den Namen Hochſtraſſe, welchen Namen auch der Gaſthof hatte. Um nicht durch Hin- und Hergehen zu viele Zeit zu verlieren, nahm ich mir immer kalte Speiſen und Wein auf meinen Arbeits¬ plaz mit, und aß erſt am Abende mein Mittagsmal. Einige meiner Leute wohnten auch in dem Gaſthofe,

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/103>, abgerufen am 21.11.2024.