Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.Ich nahm daher meine Tasche, und sagte: "Da "Sie müssen wissen," fuhr ich fort, "daß, so sehr Der arme Pfarrer sah mir zu, wie ich meine Vor¬ Ich nahm daher meine Taſche, und ſagte: „Da „Sie müſſen wiſſen,“ fuhr ich fort, „daß, ſo ſehr Der arme Pfarrer ſah mir zu, wie ich meine Vor¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0122" n="109"/> <p>Ich nahm daher meine Taſche, und ſagte: „Da<lb/> ſehen Euer Ehrwürden auch zugleich wie ich bei mei¬<lb/> nem Wanderleben Tafel halte, und wie mein Trink-<lb/> und Eßgeſchirr beſchaffen iſt.“</p><lb/> <p>„Sie müſſen wiſſen,“ fuhr ich fort, „daß, ſo ſehr<lb/> man das Waſſer und insbeſonders das Gebirgswaſ¬<lb/> ſer lobt, und ſo nüzlich und herrlich dieſer Stoff auch<lb/> in dem großen Haushalte der Natur iſt, dennoch,<lb/> wenn man tagelang auf offenem Felde im Sonnen¬<lb/> ſcheine arbeitet, oder in heißen Steinen und heißem<lb/> Sande herum geht, oder in Klippen klettert, ein<lb/> Trunk Wein mit Waſſer ungleich mehr labt, und<lb/> Kraft gibt, als das lautere auserleſenſte Waſſer der<lb/> Welt. Das lernte ich bei meinem Amte bald kennen,<lb/> und verſah mich daher ſtets bei allen meinen Reiſen<lb/> mit Wein. Aber nur guter Wein iſt es, der gute<lb/> Dienſte leiſtet. Ich hatte mir daher auch auf die<lb/> Hochſtraſſe einen reinen guten Wein kommen laſſen,<lb/> und nehme täglich einen Theil mit in meine Stein¬<lb/> hügel.“</p><lb/> <p>Der arme Pfarrer ſah mir zu, wie ich meine Vor¬<lb/> richtungen auseinander pakte. Er betrachtete die kleinen<lb/> blechernen Tellerchen, deren mehrere in eine unbedeu¬<lb/> tende flache Scheibe zuſammen zu paken waren. Ich<lb/> ſtellte die Tellerchen auf den Tiſch. Dazu that ich von<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [109/0122]
Ich nahm daher meine Taſche, und ſagte: „Da
ſehen Euer Ehrwürden auch zugleich wie ich bei mei¬
nem Wanderleben Tafel halte, und wie mein Trink-
und Eßgeſchirr beſchaffen iſt.“
„Sie müſſen wiſſen,“ fuhr ich fort, „daß, ſo ſehr
man das Waſſer und insbeſonders das Gebirgswaſ¬
ſer lobt, und ſo nüzlich und herrlich dieſer Stoff auch
in dem großen Haushalte der Natur iſt, dennoch,
wenn man tagelang auf offenem Felde im Sonnen¬
ſcheine arbeitet, oder in heißen Steinen und heißem
Sande herum geht, oder in Klippen klettert, ein
Trunk Wein mit Waſſer ungleich mehr labt, und
Kraft gibt, als das lautere auserleſenſte Waſſer der
Welt. Das lernte ich bei meinem Amte bald kennen,
und verſah mich daher ſtets bei allen meinen Reiſen
mit Wein. Aber nur guter Wein iſt es, der gute
Dienſte leiſtet. Ich hatte mir daher auch auf die
Hochſtraſſe einen reinen guten Wein kommen laſſen,
und nehme täglich einen Theil mit in meine Stein¬
hügel.“
Der arme Pfarrer ſah mir zu, wie ich meine Vor¬
richtungen auseinander pakte. Er betrachtete die kleinen
blechernen Tellerchen, deren mehrere in eine unbedeu¬
tende flache Scheibe zuſammen zu paken waren. Ich
ſtellte die Tellerchen auf den Tiſch. Dazu that ich von
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