Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.Eben wollte ich das Licht, das ich auf einen Stuhl "Sie haben sich schon zur Ruhe gelegt," sagte er, "Ich werde gut schlafen," erwiederte ich, "und Nach diesen Worten ging er zu dem Weihbrun¬ Ich sah bei dem Lichte meiner Kerze, wie er in Als ich dieses gesehen hatte, sprang ich von mei¬ Stifter, Jugendschriften. I. 8
Eben wollte ich das Licht, das ich auf einen Stuhl „Sie haben ſich ſchon zur Ruhe gelegt,“ ſagte er, „Ich werde gut ſchlafen,“ erwiederte ich, „und Nach dieſen Worten ging er zu dem Weihbrun¬ Ich ſah bei dem Lichte meiner Kerze, wie er in Als ich dieſes geſehen hatte, ſprang ich von mei¬ Stifter, Jugendſchriften. I. 8
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0126" n="113"/> Eben wollte ich das Licht, das ich auf einen Stuhl<lb/> neben meinem Bette geſtellt hatte, auslöſchen, als<lb/> der Pfarrer wieder herein trat. Er hatte ſich umge¬<lb/> kleidet, und trug jezt grauwollene Strümpfe grau¬<lb/> wollene Beinkleider und eine grauwollene Jake.<lb/> Schuhe hatte er nicht, ſondern er ging auf den<lb/> Strümpfen. So trat er in das Stüblein.</p><lb/> <p>„Sie haben ſich ſchon zur Ruhe gelegt,“ ſagte er,<lb/> „ich bin gekommen, Ihnen eine gute Nacht zu ſagen,<lb/> und dann auch den Schlaf zu ſuchen. Alſo ſchlummern<lb/> Sie wohl, wie es auf dem Bette möglich iſt.“</p><lb/> <p>„Ich werde gut ſchlafen,“ erwiederte ich, „und<lb/> wünſche Ihnen ein Gleiches.“</p><lb/> <p>Nach dieſen Worten ging er zu dem Weihbrun¬<lb/> nenkeſſel, der unter dem kleinen ſchön geſchnizten<lb/> Crucifixe hing, beſprengte ſich mit Tropfen des Waſ¬<lb/> ſers, und verließ das Stüblein.</p><lb/> <p>Ich ſah bei dem Lichte meiner Kerze, wie er in<lb/> dem geräumigen Vorhauſe ſich auf die hölzerne Bank,<lb/> die in der flachen Niſche ſtand, legte, und die Bibel<lb/> ſich als Kiſſen unter das Haupt that.</p><lb/> <p>Als ich dieſes geſehen hatte, ſprang ich von mei¬<lb/> nem Lager auf, ging in den Nachtkleidern in das<lb/> Vorhaus hinaus, und ſagte: „Mit nichten, Euer<lb/> Ehrwürden, ſo iſt es nicht gemeint, Sie dürfen nicht<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Stifter, Jugendſchriften. I. 8<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [113/0126]
Eben wollte ich das Licht, das ich auf einen Stuhl
neben meinem Bette geſtellt hatte, auslöſchen, als
der Pfarrer wieder herein trat. Er hatte ſich umge¬
kleidet, und trug jezt grauwollene Strümpfe grau¬
wollene Beinkleider und eine grauwollene Jake.
Schuhe hatte er nicht, ſondern er ging auf den
Strümpfen. So trat er in das Stüblein.
„Sie haben ſich ſchon zur Ruhe gelegt,“ ſagte er,
„ich bin gekommen, Ihnen eine gute Nacht zu ſagen,
und dann auch den Schlaf zu ſuchen. Alſo ſchlummern
Sie wohl, wie es auf dem Bette möglich iſt.“
„Ich werde gut ſchlafen,“ erwiederte ich, „und
wünſche Ihnen ein Gleiches.“
Nach dieſen Worten ging er zu dem Weihbrun¬
nenkeſſel, der unter dem kleinen ſchön geſchnizten
Crucifixe hing, beſprengte ſich mit Tropfen des Waſ¬
ſers, und verließ das Stüblein.
Ich ſah bei dem Lichte meiner Kerze, wie er in
dem geräumigen Vorhauſe ſich auf die hölzerne Bank,
die in der flachen Niſche ſtand, legte, und die Bibel
ſich als Kiſſen unter das Haupt that.
Als ich dieſes geſehen hatte, ſprang ich von mei¬
nem Lager auf, ging in den Nachtkleidern in das
Vorhaus hinaus, und ſagte: „Mit nichten, Euer
Ehrwürden, ſo iſt es nicht gemeint, Sie dürfen nicht
Stifter, Jugendſchriften. I. 8
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