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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

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es eine Auszeichnung war, diesen schwierigen Erd¬
winkel aufzunehmen, so war ich stolz darauf, es
recht schön und ansehnlich zu thun, und arbeitete oft
noch bis tief in die Nacht hinein in meiner Hütte.
Ich zeichnete manche Blätter doppelt, und verwarf
die minder gelungenen. Der Stoff wurde sachgemäß
eingereiht.

Daß mir bei diesen Arbeiten der Pfarrer in den
Hintergrund trat, ist begreiflich. Allein da ich ihn
einmal schon längere Zeit nicht im Steinkar sah,
wurde ich unruhig. Ich war gewöhnt seine schwarze
Gestalt in den Steinen zu sehen, von weitem sichtbar,
weil er der einzige dunkle Punkt in der graulich däm¬
mernden oder unter dem Strahle der hinabsinkenden
Sonne röthlich beleuchteten Kalkflur war. Ich fragte
deßhalb nach ihm, und erfuhr, daß er krank sei. So¬
gleich beschloß ich, ihn zu besuchen. Ich benüzte die
erste freie Zeit dazu, oder vielmehr, ich machte mir
den ersten Abend frei, und ging zu ihm.

Ich fand ihn nicht auf seinem gewöhnlichen Lager
in dem Vorhause, sondern in dem Stüblein auf der
hölzernen Bank, auf welcher er mir in der Gewitter¬
nacht ein Bett gemacht hatte. Man hatte ihm die
Wolldeken unter den Leib gegeben, die ich damals
gehabt hatte, und er hatte es zugelassen, weil er krank

es eine Auszeichnung war, dieſen ſchwierigen Erd¬
winkel aufzunehmen, ſo war ich ſtolz darauf, es
recht ſchön und anſehnlich zu thun, und arbeitete oft
noch bis tief in die Nacht hinein in meiner Hütte.
Ich zeichnete manche Blätter doppelt, und verwarf
die minder gelungenen. Der Stoff wurde ſachgemäß
eingereiht.

Daß mir bei dieſen Arbeiten der Pfarrer in den
Hintergrund trat, iſt begreiflich. Allein da ich ihn
einmal ſchon längere Zeit nicht im Steinkar ſah,
wurde ich unruhig. Ich war gewöhnt ſeine ſchwarze
Geſtalt in den Steinen zu ſehen, von weitem ſichtbar,
weil er der einzige dunkle Punkt in der graulich däm¬
mernden oder unter dem Strahle der hinabſinkenden
Sonne röthlich beleuchteten Kalkflur war. Ich fragte
deßhalb nach ihm, und erfuhr, daß er krank ſei. So¬
gleich beſchloß ich, ihn zu beſuchen. Ich benüzte die
erſte freie Zeit dazu, oder vielmehr, ich machte mir
den erſten Abend frei, und ging zu ihm.

Ich fand ihn nicht auf ſeinem gewöhnlichen Lager
in dem Vorhauſe, ſondern in dem Stüblein auf der
hölzernen Bank, auf welcher er mir in der Gewitter¬
nacht ein Bett gemacht hatte. Man hatte ihm die
Wolldeken unter den Leib gegeben, die ich damals
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[136/0149] es eine Auszeichnung war, dieſen ſchwierigen Erd¬ winkel aufzunehmen, ſo war ich ſtolz darauf, es recht ſchön und anſehnlich zu thun, und arbeitete oft noch bis tief in die Nacht hinein in meiner Hütte. Ich zeichnete manche Blätter doppelt, und verwarf die minder gelungenen. Der Stoff wurde ſachgemäß eingereiht. Daß mir bei dieſen Arbeiten der Pfarrer in den Hintergrund trat, iſt begreiflich. Allein da ich ihn einmal ſchon längere Zeit nicht im Steinkar ſah, wurde ich unruhig. Ich war gewöhnt ſeine ſchwarze Geſtalt in den Steinen zu ſehen, von weitem ſichtbar, weil er der einzige dunkle Punkt in der graulich däm¬ mernden oder unter dem Strahle der hinabſinkenden Sonne röthlich beleuchteten Kalkflur war. Ich fragte deßhalb nach ihm, und erfuhr, daß er krank ſei. So¬ gleich beſchloß ich, ihn zu beſuchen. Ich benüzte die erſte freie Zeit dazu, oder vielmehr, ich machte mir den erſten Abend frei, und ging zu ihm. Ich fand ihn nicht auf ſeinem gewöhnlichen Lager in dem Vorhauſe, ſondern in dem Stüblein auf der hölzernen Bank, auf welcher er mir in der Gewitter¬ nacht ein Bett gemacht hatte. Man hatte ihm die Wolldeken unter den Leib gegeben, die ich damals gehabt hatte, und er hatte es zugelaſſen, weil er krank

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/149>, abgerufen am 24.11.2024.