Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.Selber gegen Freunde, denen aus leisen Ver¬ Auch Dall mußte in seiner Entfernung von dem Eines Tages verschwand die Frau des Rentherrn. Der Rentherr hatte gewartet, er hatte bis in die 14*
Selber gegen Freunde, denen aus leiſen Ver¬ Auch Dall mußte in ſeiner Entfernung von dem Eines Tages verſchwand die Frau des Rentherrn. Der Rentherr hatte gewartet, er hatte bis in die 14*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0224" n="211"/> <p>Selber gegen Freunde, denen aus leiſen Ver¬<lb/> muthungen, die in der Stadt herumgingen, die Sache<lb/> im Allgemeinen bekannt wurde, äußerte er ſich bewußt<lb/> oder unbewußt in einem Sinne, daß ſie eine Gemüths¬<lb/> lage in ihm vermuthen mußten, wie die eben geſchil¬<lb/> derte war.</p><lb/> <p>Auch Dall mußte in ſeiner Entfernung von dem<lb/> Stande der Sache Nachricht erhalten haben, und er<lb/> mußte wiſſen, daß der Rentherr ruhig ſei; denn da<lb/> ſich nichts Beſonderes ereignete, und die Dinge ihren<lb/> Gang zu gehen ſchienen, war Dall wieder in der<lb/> Stadt, und wurde wieder auf der Bühne geſehen.</p><lb/> <p>Eines Tages verſchwand die Frau des Rentherrn.<lb/> Sie war ausgegangen, wie ſie gewöhnlich auszuge¬<lb/> hen pflegte, und war nicht wieder gekommen.</p><lb/> <p>Der Rentherr hatte gewartet, er hatte bis in die<lb/> Nacht gewartet; aber da ſie nicht erſchien, hatte er<lb/> gedacht, es könne ſie ein Unglük betroffen haben, und<lb/> er fuhr in einem Miethwagen zu allen Bekannten<lb/> und Freunden, und fragte, ob ſie ſeine Gattin nicht<lb/> geſehen hätten; aber niemand wußte eine Auskunft<lb/> zu geben. Am andern Tage zeigte er die Sache bei den<lb/> Behörden an, er foderte den Schuz der Ämter, und<lb/> er bekümmerte ſich um alle Verunglükten oder Aufge¬<lb/> fundenen. Aber auch die Ämter fanden nichts, und<lb/> <fw place="bottom" type="sig">14*<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [211/0224]
Selber gegen Freunde, denen aus leiſen Ver¬
muthungen, die in der Stadt herumgingen, die Sache
im Allgemeinen bekannt wurde, äußerte er ſich bewußt
oder unbewußt in einem Sinne, daß ſie eine Gemüths¬
lage in ihm vermuthen mußten, wie die eben geſchil¬
derte war.
Auch Dall mußte in ſeiner Entfernung von dem
Stande der Sache Nachricht erhalten haben, und er
mußte wiſſen, daß der Rentherr ruhig ſei; denn da
ſich nichts Beſonderes ereignete, und die Dinge ihren
Gang zu gehen ſchienen, war Dall wieder in der
Stadt, und wurde wieder auf der Bühne geſehen.
Eines Tages verſchwand die Frau des Rentherrn.
Sie war ausgegangen, wie ſie gewöhnlich auszuge¬
hen pflegte, und war nicht wieder gekommen.
Der Rentherr hatte gewartet, er hatte bis in die
Nacht gewartet; aber da ſie nicht erſchien, hatte er
gedacht, es könne ſie ein Unglük betroffen haben, und
er fuhr in einem Miethwagen zu allen Bekannten
und Freunden, und fragte, ob ſie ſeine Gattin nicht
geſehen hätten; aber niemand wußte eine Auskunft
zu geben. Am andern Tage zeigte er die Sache bei den
Behörden an, er foderte den Schuz der Ämter, und
er bekümmerte ſich um alle Verunglükten oder Aufge¬
fundenen. Aber auch die Ämter fanden nichts, und
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