den Weg ein, der zu dem Kirchlein führte, von dem eben das Glöklein tönte.
Von Neugierde getrieben, und weil ich dachte, daß der Mann etwa das Mädchen in die Messe führe, beschloß ich, auch dahin zu gehen, meine Andacht zu verrichten, und nebenbei auch etwas Näheres von den Beiden zu erfahren oder sie zu betrachten. Ich kleidete mich schnell an, warf ein Tuch um, sezte den Hut auf, und ging fort. Ich bog in das kleine Gäßchen ein, das von unserer Hauptstrasse um die Eke der Soldatenarzneischule herum gegen die Gegend des Kirchleins führt, wohin ich die zwei Menschen hatte einlenken gesehen; allein ich erblikte sie nicht in dem Gäßchen. Ich ging dasselbe entlang, ging durch den Schwibbogen, der dasselbe damals noch schloß, wendete mich um die Häusereke, und wandelte bis zur Kirche; aber ich sah sie nirgends. Auch in der Kirche, in der wenig Menschen waren, erblikte ich sie nicht. Ich verrichtete nun meine gewöhnliche Andacht, vertiefte mich in dieselbe, und da die Messe vorüber war, und ich mich zum Fortgehen rüstete, sah ich mich noch einmal rings herum, um ihnen Hilfe anzubiethen, wenn sie deren vielleicht bedürften; allein ich hatte mich geirrt, das Paar war wirklich nicht in der Kirche. Ich verfügte mich nun auch wieder nach Hause.
den Weg ein, der zu dem Kirchlein führte, von dem eben das Glöklein tönte.
Von Neugierde getrieben, und weil ich dachte, daß der Mann etwa das Mädchen in die Meſſe führe, beſchloß ich, auch dahin zu gehen, meine Andacht zu verrichten, und nebenbei auch etwas Näheres von den Beiden zu erfahren oder ſie zu betrachten. Ich kleidete mich ſchnell an, warf ein Tuch um, ſezte den Hut auf, und ging fort. Ich bog in das kleine Gäßchen ein, das von unſerer Hauptſtraſſe um die Eke der Soldatenarzneiſchule herum gegen die Gegend des Kirchleins führt, wohin ich die zwei Menſchen hatte einlenken geſehen; allein ich erblikte ſie nicht in dem Gäßchen. Ich ging dasſelbe entlang, ging durch den Schwibbogen, der dasſelbe damals noch ſchloß, wendete mich um die Häuſereke, und wandelte bis zur Kirche; aber ich ſah ſie nirgends. Auch in der Kirche, in der wenig Menſchen waren, erblikte ich ſie nicht. Ich verrichtete nun meine gewöhnliche Andacht, vertiefte mich in dieſelbe, und da die Meſſe vorüber war, und ich mich zum Fortgehen rüſtete, ſah ich mich noch einmal rings herum, um ihnen Hilfe anzubiethen, wenn ſie deren vielleicht bedürften; allein ich hatte mich geirrt, das Paar war wirklich nicht in der Kirche. Ich verfügte mich nun auch wieder nach Hauſe.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0235"n="222"/>
den Weg ein, der zu dem Kirchlein führte, von dem<lb/>
eben das Glöklein tönte.</p><lb/><p>Von Neugierde getrieben, und weil ich dachte,<lb/>
daß der Mann etwa das Mädchen in die Meſſe führe,<lb/>
beſchloß ich, auch dahin zu gehen, meine Andacht zu<lb/>
verrichten, und nebenbei auch etwas Näheres von<lb/>
den Beiden zu erfahren oder ſie zu betrachten. Ich<lb/>
kleidete mich ſchnell an, warf ein Tuch um, ſezte den<lb/>
Hut auf, und ging fort. Ich bog in das kleine<lb/>
Gäßchen ein, das von unſerer Hauptſtraſſe um die<lb/>
Eke der Soldatenarzneiſchule herum gegen die Gegend<lb/>
des Kirchleins führt, wohin ich die zwei Menſchen<lb/>
hatte einlenken geſehen; allein ich erblikte ſie nicht<lb/>
in dem Gäßchen. Ich ging dasſelbe entlang, ging<lb/>
durch den Schwibbogen, der dasſelbe damals noch<lb/>ſchloß, wendete mich um die Häuſereke, und wandelte<lb/>
bis zur Kirche; aber ich ſah ſie nirgends. Auch in der<lb/>
Kirche, in der wenig Menſchen waren, erblikte ich ſie<lb/>
nicht. Ich verrichtete nun meine gewöhnliche Andacht,<lb/>
vertiefte mich in dieſelbe, und da die Meſſe vorüber war,<lb/>
und ich mich zum Fortgehen rüſtete, ſah ich mich noch<lb/>
einmal rings herum, um ihnen Hilfe anzubiethen,<lb/>
wenn ſie deren vielleicht bedürften; allein ich hatte<lb/>
mich geirrt, das Paar war wirklich nicht in der Kirche.<lb/>
Ich verfügte mich nun auch wieder nach Hauſe.<lb/></p></div></body></text></TEI>
[222/0235]
den Weg ein, der zu dem Kirchlein führte, von dem
eben das Glöklein tönte.
Von Neugierde getrieben, und weil ich dachte,
daß der Mann etwa das Mädchen in die Meſſe führe,
beſchloß ich, auch dahin zu gehen, meine Andacht zu
verrichten, und nebenbei auch etwas Näheres von
den Beiden zu erfahren oder ſie zu betrachten. Ich
kleidete mich ſchnell an, warf ein Tuch um, ſezte den
Hut auf, und ging fort. Ich bog in das kleine
Gäßchen ein, das von unſerer Hauptſtraſſe um die
Eke der Soldatenarzneiſchule herum gegen die Gegend
des Kirchleins führt, wohin ich die zwei Menſchen
hatte einlenken geſehen; allein ich erblikte ſie nicht
in dem Gäßchen. Ich ging dasſelbe entlang, ging
durch den Schwibbogen, der dasſelbe damals noch
ſchloß, wendete mich um die Häuſereke, und wandelte
bis zur Kirche; aber ich ſah ſie nirgends. Auch in der
Kirche, in der wenig Menſchen waren, erblikte ich ſie
nicht. Ich verrichtete nun meine gewöhnliche Andacht,
vertiefte mich in dieſelbe, und da die Meſſe vorüber war,
und ich mich zum Fortgehen rüſtete, ſah ich mich noch
einmal rings herum, um ihnen Hilfe anzubiethen,
wenn ſie deren vielleicht bedürften; allein ich hatte
mich geirrt, das Paar war wirklich nicht in der Kirche.
Ich verfügte mich nun auch wieder nach Hauſe.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/235>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.