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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

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Es war seit diesem Vorfalle eine bedeutende Zeit
vergangen, und ich hatte ihn längst vergessen, als ich
mit meinem Gatten einmal in einer sehr schönen
Nacht von der Stadt nach Hause ging. Wir waren
in dem Theater in der Hofburg gewesen, und da die
Nacht gar so schön und heiter war, so bestimmte uns
dieser Umstand, das Anerbiethen eines Freundes, der
mit uns der Vorstellung beigewohnt hatte, anzuneh¬
men, und bevor wir nach Hause gingen, noch ein
wenig bei seiner Familie einzutreten. Wie es zu
geschehen pflegt, man sprach dort von dem Stüke,
man stritt hinüber und herüber, man brachte Er¬
frischungen, und es wurde Mitternacht, ehe wir auf¬
brachen. Wir lehnten den Antrag unseres Freundes,
uns seinen Wagen zu geben, ab, und sagten, es
wäre ein Raub an dieser schönen Nacht wenn wir in
dem Wagen säßen, und den freien Raum, der zwischen
der Stadt und der Vorstadt ist, durchflögen, statt ihn
langsam zu durchwandeln, und seine freie erhellte
Schönheit zu genießen. Man widersprach uns nicht
mehr, und wir machten uns zu Fusse auf.

Als wir aus dem Thore hinaus traten, und die
Stadt hinter uns ließen, empfing uns der heitere
große Grasplaz mit seinen vielen Bäumen, und eine
wirklich herrliche Mondnacht stand über dem Raume.

Es war ſeit dieſem Vorfalle eine bedeutende Zeit
vergangen, und ich hatte ihn längſt vergeſſen, als ich
mit meinem Gatten einmal in einer ſehr ſchönen
Nacht von der Stadt nach Hauſe ging. Wir waren
in dem Theater in der Hofburg geweſen, und da die
Nacht gar ſo ſchön und heiter war, ſo beſtimmte uns
dieſer Umſtand, das Anerbiethen eines Freundes, der
mit uns der Vorſtellung beigewohnt hatte, anzuneh¬
men, und bevor wir nach Hauſe gingen, noch ein
wenig bei ſeiner Familie einzutreten. Wie es zu
geſchehen pflegt, man ſprach dort von dem Stüke,
man ſtritt hinüber und herüber, man brachte Er¬
friſchungen, und es wurde Mitternacht, ehe wir auf¬
brachen. Wir lehnten den Antrag unſeres Freundes,
uns ſeinen Wagen zu geben, ab, und ſagten, es
wäre ein Raub an dieſer ſchönen Nacht wenn wir in
dem Wagen ſäßen, und den freien Raum, der zwiſchen
der Stadt und der Vorſtadt iſt, durchflögen, ſtatt ihn
langſam zu durchwandeln, und ſeine freie erhellte
Schönheit zu genießen. Man widerſprach uns nicht
mehr, und wir machten uns zu Fuſſe auf.

Als wir aus dem Thore hinaus traten, und die
Stadt hinter uns ließen, empfing uns der heitere
große Grasplaz mit ſeinen vielen Bäumen, und eine
wirklich herrliche Mondnacht ſtand über dem Raume.

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[223/0236] Es war ſeit dieſem Vorfalle eine bedeutende Zeit vergangen, und ich hatte ihn längſt vergeſſen, als ich mit meinem Gatten einmal in einer ſehr ſchönen Nacht von der Stadt nach Hauſe ging. Wir waren in dem Theater in der Hofburg geweſen, und da die Nacht gar ſo ſchön und heiter war, ſo beſtimmte uns dieſer Umſtand, das Anerbiethen eines Freundes, der mit uns der Vorſtellung beigewohnt hatte, anzuneh¬ men, und bevor wir nach Hauſe gingen, noch ein wenig bei ſeiner Familie einzutreten. Wie es zu geſchehen pflegt, man ſprach dort von dem Stüke, man ſtritt hinüber und herüber, man brachte Er¬ friſchungen, und es wurde Mitternacht, ehe wir auf¬ brachen. Wir lehnten den Antrag unſeres Freundes, uns ſeinen Wagen zu geben, ab, und ſagten, es wäre ein Raub an dieſer ſchönen Nacht wenn wir in dem Wagen ſäßen, und den freien Raum, der zwiſchen der Stadt und der Vorſtadt iſt, durchflögen, ſtatt ihn langſam zu durchwandeln, und ſeine freie erhellte Schönheit zu genießen. Man widerſprach uns nicht mehr, und wir machten uns zu Fuſſe auf. Als wir aus dem Thore hinaus traten, und die Stadt hinter uns ließen, empfing uns der heitere große Grasplaz mit ſeinen vielen Bäumen, und eine wirklich herrliche Mondnacht ſtand über dem Raume.

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/236>, abgerufen am 21.11.2024.