wissen, und ich sagte ihm, was ich gethan habe: aber er nach seiner ihm von jeher innwohnenden Güte und Milde beruhigte mich, und sagte, ich hätte vollkommen recht gethan, er selber, wenn er das Buch hinüber getragen hätte, und ihm das Gleiche begegnet wäre, hätte nicht anders gehandelt. Das Buch würde schon in die rechten Hände kommen. Deßohngeachtet fragte ich den Profeßor, als er das erste Mal nach dieser Begebenheit zu uns kam, ob er das Buch erhalten habe, ich hätte es in die Hände des Pförtners des Perronschen Hauses gegeben.
"Das Buch habe ich erhalten," sagte der Profeßor, "aber ich habe geglaubt, daß Sie es mir durch jenen alten Mann überschikt haben. Daß wir im Perron¬ schen Hause einen Pförtner besizen, habe ich gar nicht gewußt, und wenn wir einen haben, so muß es der stillste Pförtner der Welt sein; denn ich habe nie etwas von ihm vernommen. Ich habe einen Schlüs¬ sel, durch den ich mir das Pförtchen öffne, wenn ich so spät nach Hause komme, daß es schon verschlossen ist. Übrigens thut es mir leid, daß ich nicht zu Hause gewesen bin, da Sie in das Perronsche Haus ge¬ kommen sind, daß ich Sie hätte empfangen, und Ihnen die vorkommenden Merkwürdigkeiten des Hauses hätte zeigen können."
wiſſen, und ich ſagte ihm, was ich gethan habe: aber er nach ſeiner ihm von jeher innwohnenden Güte und Milde beruhigte mich, und ſagte, ich hätte vollkommen recht gethan, er ſelber, wenn er das Buch hinüber getragen hätte, und ihm das Gleiche begegnet wäre, hätte nicht anders gehandelt. Das Buch würde ſchon in die rechten Hände kommen. Deßohngeachtet fragte ich den Profeßor, als er das erſte Mal nach dieſer Begebenheit zu uns kam, ob er das Buch erhalten habe, ich hätte es in die Hände des Pförtners des Perronſchen Hauſes gegeben.
„Das Buch habe ich erhalten,“ ſagte der Profeßor, „aber ich habe geglaubt, daß Sie es mir durch jenen alten Mann überſchikt haben. Daß wir im Perron¬ ſchen Hauſe einen Pförtner beſizen, habe ich gar nicht gewußt, und wenn wir einen haben, ſo muß es der ſtillſte Pförtner der Welt ſein; denn ich habe nie etwas von ihm vernommen. Ich habe einen Schlüſ¬ ſel, durch den ich mir das Pförtchen öffne, wenn ich ſo ſpät nach Hauſe komme, daß es ſchon verſchloſſen iſt. Übrigens thut es mir leid, daß ich nicht zu Hauſe geweſen bin, da Sie in das Perronſche Haus ge¬ kommen ſind, daß ich Sie hätte empfangen, und Ihnen die vorkommenden Merkwürdigkeiten des Hauſes hätte zeigen können.“
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wiſſen, und ich ſagte ihm, was ich gethan habe: aber
er nach ſeiner ihm von jeher innwohnenden Güte und
Milde beruhigte mich, und ſagte, ich hätte vollkommen
recht gethan, er ſelber, wenn er das Buch hinüber
getragen hätte, und ihm das Gleiche begegnet wäre,
hätte nicht anders gehandelt. Das Buch würde ſchon
in die rechten Hände kommen. Deßohngeachtet fragte
ich den Profeßor, als er das erſte Mal nach dieſer
Begebenheit zu uns kam, ob er das Buch erhalten
habe, ich hätte es in die Hände des Pförtners des
Perronſchen Hauſes gegeben.
„Das Buch habe ich erhalten,“ ſagte der Profeßor,
„aber ich habe geglaubt, daß Sie es mir durch jenen
alten Mann überſchikt haben. Daß wir im Perron¬
ſchen Hauſe einen Pförtner beſizen, habe ich gar nicht
gewußt, und wenn wir einen haben, ſo muß es der
ſtillſte Pförtner der Welt ſein; denn ich habe nie
etwas von ihm vernommen. Ich habe einen Schlüſ¬
ſel, durch den ich mir das Pförtchen öffne, wenn ich
ſo ſpät nach Hauſe komme, daß es ſchon verſchloſſen
iſt. Übrigens thut es mir leid, daß ich nicht zu Hauſe
geweſen bin, da Sie in das Perronſche Haus ge¬
kommen ſind, daß ich Sie hätte empfangen, und
Ihnen die vorkommenden Merkwürdigkeiten des
Hauſes hätte zeigen können.“
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/248>, abgerufen am 21.11.2024.
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