denn an gewöhnlichen Regentagen hatte sie einen breiten Schirm über ihr Waarenlager ausgebreitet. Ich kannte die Frau sehr gut, und hatte oft schon für die Kinder von ihr Obst gekauft. Zu dieser Frau ging ich hin. Ich fragte sie, ob sie den Pförtner des Perronschen Hauses kenne. Sie sagte, daß sie ihn kenne, daß er ein ordentlicher Mann sei, daß, wenn er ausgehe, er gewiß immer vor Anbruch der Nacht nach Hause komme. Man könne ihm nichts nachsa¬ gen, er sei sehr stille. Übrigens sei es schon daran, daß man das Perronsche Haus umbauen müsse, es wohnen schon nicht mehr viele Leute darinnen, vor¬ nehme schon gar nicht, wenn man den Herrn Profeßor Andorf ausnehme, wie ich ja selber sehr gut wisse, und in wenig Jahren werde gar niemand mehr drin wohnen wollen. Wenn Herr Perron nicht immer in fremden Ländern wäre, so würde er wissen, wie es mit dem Hause stehe, daß es ihm nicht viel eintrage, und daß er besser fahren würde, wenn er es nieder risse, und ein anderes an dessen Stelle aufbaute.
Ich kaufte von der Frau einiges Obst, that es in meine Tasche, und sezte meinen Weg in die Stadt fort.
Als mein Gatte nach Hause gekommen war, und wir bei dem Mittagessen sassen, drükte mich das Ge¬
denn an gewöhnlichen Regentagen hatte ſie einen breiten Schirm über ihr Waarenlager ausgebreitet. Ich kannte die Frau ſehr gut, und hatte oft ſchon für die Kinder von ihr Obſt gekauft. Zu dieſer Frau ging ich hin. Ich fragte ſie, ob ſie den Pförtner des Perronſchen Hauſes kenne. Sie ſagte, daß ſie ihn kenne, daß er ein ordentlicher Mann ſei, daß, wenn er ausgehe, er gewiß immer vor Anbruch der Nacht nach Hauſe komme. Man könne ihm nichts nachſa¬ gen, er ſei ſehr ſtille. Übrigens ſei es ſchon daran, daß man das Perronſche Haus umbauen müſſe, es wohnen ſchon nicht mehr viele Leute darinnen, vor¬ nehme ſchon gar nicht, wenn man den Herrn Profeßor Andorf ausnehme, wie ich ja ſelber ſehr gut wiſſe, und in wenig Jahren werde gar niemand mehr drin wohnen wollen. Wenn Herr Perron nicht immer in fremden Ländern wäre, ſo würde er wiſſen, wie es mit dem Hauſe ſtehe, daß es ihm nicht viel eintrage, und daß er beſſer fahren würde, wenn er es nieder riſſe, und ein anderes an deſſen Stelle aufbaute.
Ich kaufte von der Frau einiges Obſt, that es in meine Taſche, und ſezte meinen Weg in die Stadt fort.
Als mein Gatte nach Hauſe gekommen war, und wir bei dem Mittageſſen ſaſſen, drükte mich das Ge¬
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denn an gewöhnlichen Regentagen hatte ſie einen
breiten Schirm über ihr Waarenlager ausgebreitet.
Ich kannte die Frau ſehr gut, und hatte oft ſchon für
die Kinder von ihr Obſt gekauft. Zu dieſer Frau
ging ich hin. Ich fragte ſie, ob ſie den Pförtner des
Perronſchen Hauſes kenne. Sie ſagte, daß ſie ihn
kenne, daß er ein ordentlicher Mann ſei, daß, wenn
er ausgehe, er gewiß immer vor Anbruch der Nacht
nach Hauſe komme. Man könne ihm nichts nachſa¬
gen, er ſei ſehr ſtille. Übrigens ſei es ſchon daran,
daß man das Perronſche Haus umbauen müſſe, es
wohnen ſchon nicht mehr viele Leute darinnen, vor¬
nehme ſchon gar nicht, wenn man den Herrn Profeßor
Andorf ausnehme, wie ich ja ſelber ſehr gut wiſſe,
und in wenig Jahren werde gar niemand mehr drin
wohnen wollen. Wenn Herr Perron nicht immer
in fremden Ländern wäre, ſo würde er wiſſen, wie es
mit dem Hauſe ſtehe, daß es ihm nicht viel eintrage,
und daß er beſſer fahren würde, wenn er es nieder
riſſe, und ein anderes an deſſen Stelle aufbaute.
Ich kaufte von der Frau einiges Obſt, that es in
meine Taſche, und ſezte meinen Weg in die Stadt
fort.
Als mein Gatte nach Hauſe gekommen war, und
wir bei dem Mittageſſen ſaſſen, drükte mich das Ge¬
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/247>, abgerufen am 16.07.2024.
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