Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

und einstweilen dasselbe verpflegen würde. Die Be¬
hörden, welche die Sache leiten, könnten das Mädchen
immer bei mir finden, wenn sie dasselbe zurükfodern
sollten. Ich würde auch die Begebenheit meinen
Freunden und Bekannten anzeigen, daß wir eine
Sammlung von Geld machen, damit man den Mann
anständig begraben könne. Die Männer wendeten
dagegen nichts ein.

Sie waren unterdessen mit der Leiche fertig ge¬
worden. Es hatte sich gezeigt, daß der arme Mann
aus was immer für einer Ursache gefallen sein müsse,
und zwar wie der Anschein zeige, und das Mädchen
aussage, von der Leiter, die gegen das Fenster lehnte,
und daß er sich hiebei die Wirbel des Genikes verlezt
haben müsse, was den Tod augenbliklich zur Folge
gehabt habe. Man bedeutete mir, daß den Gesezen
zufolge eine gerichtliche Zergliederung statt haben
müsse, und daß es daher um so erwünschter erscheine,
wenn das Mädchen aus der Wohnung entfernt würde.
Die Aussage der Obstfrau und des Lehrlings waren
zu Papier gebracht worden, und man erklärte ihnen,
daß nichts im Wege stehe, daß sie sich entfernen
könnten.

Ich trat noch ein wenig zu der Leiche. Sie lag jezt
in ihren Kleidern auf dem Bette. Die Züge waren

und einſtweilen dasſelbe verpflegen würde. Die Be¬
hörden, welche die Sache leiten, könnten das Mädchen
immer bei mir finden, wenn ſie dasſelbe zurükfodern
ſollten. Ich würde auch die Begebenheit meinen
Freunden und Bekannten anzeigen, daß wir eine
Sammlung von Geld machen, damit man den Mann
anſtändig begraben könne. Die Männer wendeten
dagegen nichts ein.

Sie waren unterdeſſen mit der Leiche fertig ge¬
worden. Es hatte ſich gezeigt, daß der arme Mann
aus was immer für einer Urſache gefallen ſein müſſe,
und zwar wie der Anſchein zeige, und das Mädchen
ausſage, von der Leiter, die gegen das Fenſter lehnte,
und daß er ſich hiebei die Wirbel des Genikes verlezt
haben müſſe, was den Tod augenbliklich zur Folge
gehabt habe. Man bedeutete mir, daß den Geſezen
zufolge eine gerichtliche Zergliederung ſtatt haben
müſſe, und daß es daher um ſo erwünſchter erſcheine,
wenn das Mädchen aus der Wohnung entfernt würde.
Die Ausſage der Obſtfrau und des Lehrlings waren
zu Papier gebracht worden, und man erklärte ihnen,
daß nichts im Wege ſtehe, daß ſie ſich entfernen
könnten.

Ich trat noch ein wenig zu der Leiche. Sie lag jezt
in ihren Kleidern auf dem Bette. Die Züge waren

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0259" n="246"/>
und ein&#x017F;tweilen das&#x017F;elbe verpflegen würde. Die Be¬<lb/>
hörden, welche die Sache leiten, könnten das Mädchen<lb/>
immer bei mir finden, wenn &#x017F;ie das&#x017F;elbe zurükfodern<lb/>
&#x017F;ollten. Ich würde auch die Begebenheit meinen<lb/>
Freunden und Bekannten anzeigen, daß wir eine<lb/>
Sammlung von Geld machen, damit man den Mann<lb/>
an&#x017F;tändig begraben könne. Die Männer wendeten<lb/>
dagegen nichts ein.</p><lb/>
        <p>Sie waren unterde&#x017F;&#x017F;en mit der Leiche fertig ge¬<lb/>
worden. Es hatte &#x017F;ich gezeigt, daß der arme Mann<lb/>
aus was immer für einer Ur&#x017F;ache gefallen &#x017F;ein mü&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
und zwar wie der An&#x017F;chein zeige, und das Mädchen<lb/>
aus&#x017F;age, von der Leiter, die gegen das Fen&#x017F;ter lehnte,<lb/>
und daß er &#x017F;ich hiebei die Wirbel des Genikes verlezt<lb/>
haben mü&#x017F;&#x017F;e, was den Tod augenbliklich zur Folge<lb/>
gehabt habe. Man bedeutete mir, daß den Ge&#x017F;ezen<lb/>
zufolge eine gerichtliche Zergliederung &#x017F;tatt haben<lb/>&#x017F;&#x017F;e, und daß es daher um &#x017F;o erwün&#x017F;chter er&#x017F;cheine,<lb/>
wenn das Mädchen aus der Wohnung entfernt würde.<lb/>
Die Aus&#x017F;age der Ob&#x017F;tfrau und des Lehrlings waren<lb/>
zu Papier gebracht worden, und man erklärte ihnen,<lb/>
daß nichts im Wege &#x017F;tehe, daß &#x017F;ie &#x017F;ich entfernen<lb/>
könnten.</p><lb/>
        <p>Ich trat noch ein wenig zu der Leiche. Sie lag jezt<lb/>
in ihren Kleidern auf dem Bette. Die Züge waren<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[246/0259] und einſtweilen dasſelbe verpflegen würde. Die Be¬ hörden, welche die Sache leiten, könnten das Mädchen immer bei mir finden, wenn ſie dasſelbe zurükfodern ſollten. Ich würde auch die Begebenheit meinen Freunden und Bekannten anzeigen, daß wir eine Sammlung von Geld machen, damit man den Mann anſtändig begraben könne. Die Männer wendeten dagegen nichts ein. Sie waren unterdeſſen mit der Leiche fertig ge¬ worden. Es hatte ſich gezeigt, daß der arme Mann aus was immer für einer Urſache gefallen ſein müſſe, und zwar wie der Anſchein zeige, und das Mädchen ausſage, von der Leiter, die gegen das Fenſter lehnte, und daß er ſich hiebei die Wirbel des Genikes verlezt haben müſſe, was den Tod augenbliklich zur Folge gehabt habe. Man bedeutete mir, daß den Geſezen zufolge eine gerichtliche Zergliederung ſtatt haben müſſe, und daß es daher um ſo erwünſchter erſcheine, wenn das Mädchen aus der Wohnung entfernt würde. Die Ausſage der Obſtfrau und des Lehrlings waren zu Papier gebracht worden, und man erklärte ihnen, daß nichts im Wege ſtehe, daß ſie ſich entfernen könnten. Ich trat noch ein wenig zu der Leiche. Sie lag jezt in ihren Kleidern auf dem Bette. Die Züge waren

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/259
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/259>, abgerufen am 23.11.2024.