Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

Mädchen zusammen richten. Ich ließ ein Bett machen,
und das Stübchen recht warm beheizen. Dann führte
ich das Mädchen in dasselbe zurük. Ich hatte Sorge
getragen, daß das Mädchen keinem meiner Dienstleute
zu Gesichte gekommen war, damit sie es nicht etwa
durch unvernünftiges Anstaunen oder gar Ausrufen
einschüchterten. Darum hatte ich ihm die Speisen in
unser Speisezimmer, in dem es war, ehe es in das
Rükstübchen geführt werden konnte, selber gebracht,
und hatte den Befehl gegeben, daß niemand in das
Speisezimmer eintreten dürfe.

Wir hatten eine ältliche Magd, die seit unserer
Verehlichung schon bei uns gewesen war, die eine
große Anhänglichkeit an uns und unsere Kinder hatte,
und eine Art Vorrecht genoß, bei Familienangelegen¬
heiten oder bei andern wichtigen Sachen ein Wort
mit zu reden. Diese Magd rief ich, sezte ihr den Fall
mit dem fremden Mädchen auseinander, und bath sie,
daß sie bei dem Mädchen in dem Stübchen bleiben,
daß sie mit ihm freundlich reden, ihm beistehen,
und ihm den Aufenthalt angenehm machen solle.
Sie versprach, alles dieses zu thun. Ich sorgte
auch für Wäsche, wenn bei dem fremden Mädchen
hierin etwas nothwendig sein sollte. Auch gab ich
ihm in dem Stübchen noch Zukerwerk und Obst,

Mädchen zuſammen richten. Ich ließ ein Bett machen,
und das Stübchen recht warm beheizen. Dann führte
ich das Mädchen in dasſelbe zurük. Ich hatte Sorge
getragen, daß das Mädchen keinem meiner Dienſtleute
zu Geſichte gekommen war, damit ſie es nicht etwa
durch unvernünftiges Anſtaunen oder gar Ausrufen
einſchüchterten. Darum hatte ich ihm die Speiſen in
unſer Speiſezimmer, in dem es war, ehe es in das
Rükſtübchen geführt werden konnte, ſelber gebracht,
und hatte den Befehl gegeben, daß niemand in das
Speiſezimmer eintreten dürfe.

Wir hatten eine ältliche Magd, die ſeit unſerer
Verehlichung ſchon bei uns geweſen war, die eine
große Anhänglichkeit an uns und unſere Kinder hatte,
und eine Art Vorrecht genoß, bei Familienangelegen¬
heiten oder bei andern wichtigen Sachen ein Wort
mit zu reden. Dieſe Magd rief ich, ſezte ihr den Fall
mit dem fremden Mädchen auseinander, und bath ſie,
daß ſie bei dem Mädchen in dem Stübchen bleiben,
daß ſie mit ihm freundlich reden, ihm beiſtehen,
und ihm den Aufenthalt angenehm machen ſolle.
Sie verſprach, alles dieſes zu thun. Ich ſorgte
auch für Wäſche, wenn bei dem fremden Mädchen
hierin etwas nothwendig ſein ſollte. Auch gab ich
ihm in dem Stübchen noch Zukerwerk und Obſt,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0262" n="249"/>
Mädchen zu&#x017F;ammen richten. Ich ließ ein Bett machen,<lb/>
und das Stübchen recht warm beheizen. Dann führte<lb/>
ich das Mädchen in das&#x017F;elbe zurük. Ich hatte Sorge<lb/>
getragen, daß das Mädchen keinem meiner Dien&#x017F;tleute<lb/>
zu Ge&#x017F;ichte gekommen war, damit &#x017F;ie es nicht etwa<lb/>
durch unvernünftiges An&#x017F;taunen oder gar Ausrufen<lb/>
ein&#x017F;chüchterten. Darum hatte ich ihm die Spei&#x017F;en in<lb/>
un&#x017F;er Spei&#x017F;ezimmer, in dem es war, ehe es in das<lb/>
Rük&#x017F;tübchen geführt werden konnte, &#x017F;elber gebracht,<lb/>
und hatte den Befehl gegeben, daß niemand in das<lb/>
Spei&#x017F;ezimmer eintreten dürfe.</p><lb/>
        <p>Wir hatten eine ältliche Magd, die &#x017F;eit un&#x017F;erer<lb/>
Verehlichung &#x017F;chon bei uns gewe&#x017F;en war, die eine<lb/>
große Anhänglichkeit an uns und un&#x017F;ere Kinder hatte,<lb/>
und eine Art Vorrecht genoß, bei Familienangelegen¬<lb/>
heiten oder bei andern wichtigen Sachen ein Wort<lb/>
mit zu reden. Die&#x017F;e Magd rief ich, &#x017F;ezte ihr den Fall<lb/>
mit dem fremden Mädchen auseinander, und bath &#x017F;ie,<lb/>
daß &#x017F;ie bei dem Mädchen in dem Stübchen bleiben,<lb/>
daß &#x017F;ie mit ihm freundlich reden, ihm bei&#x017F;tehen,<lb/>
und ihm den Aufenthalt angenehm machen &#x017F;olle.<lb/>
Sie ver&#x017F;prach, alles die&#x017F;es zu thun. Ich &#x017F;orgte<lb/>
auch für Wä&#x017F;che, wenn bei dem fremden Mädchen<lb/>
hierin etwas nothwendig &#x017F;ein &#x017F;ollte. Auch gab ich<lb/>
ihm in dem Stübchen noch Zukerwerk und Ob&#x017F;t,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[249/0262] Mädchen zuſammen richten. Ich ließ ein Bett machen, und das Stübchen recht warm beheizen. Dann führte ich das Mädchen in dasſelbe zurük. Ich hatte Sorge getragen, daß das Mädchen keinem meiner Dienſtleute zu Geſichte gekommen war, damit ſie es nicht etwa durch unvernünftiges Anſtaunen oder gar Ausrufen einſchüchterten. Darum hatte ich ihm die Speiſen in unſer Speiſezimmer, in dem es war, ehe es in das Rükſtübchen geführt werden konnte, ſelber gebracht, und hatte den Befehl gegeben, daß niemand in das Speiſezimmer eintreten dürfe. Wir hatten eine ältliche Magd, die ſeit unſerer Verehlichung ſchon bei uns geweſen war, die eine große Anhänglichkeit an uns und unſere Kinder hatte, und eine Art Vorrecht genoß, bei Familienangelegen¬ heiten oder bei andern wichtigen Sachen ein Wort mit zu reden. Dieſe Magd rief ich, ſezte ihr den Fall mit dem fremden Mädchen auseinander, und bath ſie, daß ſie bei dem Mädchen in dem Stübchen bleiben, daß ſie mit ihm freundlich reden, ihm beiſtehen, und ihm den Aufenthalt angenehm machen ſolle. Sie verſprach, alles dieſes zu thun. Ich ſorgte auch für Wäſche, wenn bei dem fremden Mädchen hierin etwas nothwendig ſein ſollte. Auch gab ich ihm in dem Stübchen noch Zukerwerk und Obſt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/262
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/262>, abgerufen am 23.11.2024.