waren, und briet sie in der Glut des Feuers. Zu Trinken gaben ihm Quellen und Bäche. Am anderen Tage suchte er einen Ausweg aus dem Walde. Er wußte nicht mehr, wie sie in den Wald hinauf ge¬ kommen waren. Er ging auf die höchste Stelle des Berges, er kletterte auf einen Baum, und spähte, aber er sah nichts als Wald und lauter Wald. Er gedachte nun zu immer höhern und höhern Stellen des Waldes zu gehen, bis er einmal hinaus sähe, und das Ende des Waldes erblikte. Zur Nahrung nahm er jezt auch noch die Körner der Gerste und des Kornes, welche er samt den Ähren auf einem Steine über dem Feuer röstete, wodurch sich die Haare und Hülsen verbrannten, oder er löste die rohen zarten Kornkörner aus den Hülsen, oder er schälte Rüben, die in den Kohlbeeten wuchsen. In den Nächten hüllte er sich in Blätter und Zweige und dekte sich mit Reisig. Die Thiere, welche er ausge¬ lassen hatte, waren fortgegangen, entweder weil sie sich in dem Walde verirrt hatten, oder weil sie auch die Todtenhütte scheuten, und von ihr flohen; er hörte das Läuten nicht mehr, und sie kamen nicht zum Vorscheine. Eines Tages, da er die Thiere suchte, fand er auf einem Hügel, auf welchem Brombeeren und Steine waren, mitten in einem Brombeerenge¬
waren, und briet ſie in der Glut des Feuers. Zu Trinken gaben ihm Quellen und Bäche. Am anderen Tage ſuchte er einen Ausweg aus dem Walde. Er wußte nicht mehr, wie ſie in den Wald hinauf ge¬ kommen waren. Er ging auf die höchſte Stelle des Berges, er kletterte auf einen Baum, und ſpähte, aber er ſah nichts als Wald und lauter Wald. Er gedachte nun zu immer höhern und höhern Stellen des Waldes zu gehen, bis er einmal hinaus ſähe, und das Ende des Waldes erblikte. Zur Nahrung nahm er jezt auch noch die Körner der Gerſte und des Kornes, welche er ſamt den Ähren auf einem Steine über dem Feuer röſtete, wodurch ſich die Haare und Hülſen verbrannten, oder er löste die rohen zarten Kornkörner aus den Hülſen, oder er ſchälte Rüben, die in den Kohlbeeten wuchſen. In den Nächten hüllte er ſich in Blätter und Zweige und dekte ſich mit Reiſig. Die Thiere, welche er ausge¬ laſſen hatte, waren fortgegangen, entweder weil ſie ſich in dem Walde verirrt hatten, oder weil ſie auch die Todtenhütte ſcheuten, und von ihr flohen; er hörte das Läuten nicht mehr, und ſie kamen nicht zum Vorſcheine. Eines Tages, da er die Thiere ſuchte, fand er auf einem Hügel, auf welchem Brombeeren und Steine waren, mitten in einem Brombeerenge¬
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waren, und briet ſie in der Glut des Feuers. Zu
Trinken gaben ihm Quellen und Bäche. Am anderen
Tage ſuchte er einen Ausweg aus dem Walde. Er
wußte nicht mehr, wie ſie in den Wald hinauf ge¬
kommen waren. Er ging auf die höchſte Stelle des
Berges, er kletterte auf einen Baum, und ſpähte,
aber er ſah nichts als Wald und lauter Wald. Er
gedachte nun zu immer höhern und höhern Stellen
des Waldes zu gehen, bis er einmal hinaus ſähe,
und das Ende des Waldes erblikte. Zur Nahrung
nahm er jezt auch noch die Körner der Gerſte und
des Kornes, welche er ſamt den Ähren auf einem
Steine über dem Feuer röſtete, wodurch ſich die Haare
und Hülſen verbrannten, oder er löste die rohen
zarten Kornkörner aus den Hülſen, oder er ſchälte
Rüben, die in den Kohlbeeten wuchſen. In den
Nächten hüllte er ſich in Blätter und Zweige und
dekte ſich mit Reiſig. Die Thiere, welche er ausge¬
laſſen hatte, waren fortgegangen, entweder weil ſie
ſich in dem Walde verirrt hatten, oder weil ſie auch
die Todtenhütte ſcheuten, und von ihr flohen; er
hörte das Läuten nicht mehr, und ſie kamen nicht zum
Vorſcheine. Eines Tages, da er die Thiere ſuchte,
fand er auf einem Hügel, auf welchem Brombeeren
und Steine waren, mitten in einem Brombeerenge¬
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/77>, abgerufen am 27.11.2024.
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