brochen, und es sind viele Menschen an ihr gestorben; aber es kamen wieder andere Tage, und die Gesund¬ heit war wieder in unsern Gegenden. Der Knabe blieb nun bei dem Oheime in der Hütte, wurde dort größer und größer, und sie betrieben das Geschäft des Brennens von Wagenschmiere Terpentin und andern Dingen. Als schon viele Jahre vergangen waren, als der Knabe schon beinahe ein Mann ge¬ worden war, kam einmal ein Wägelchen vor die Pechbrennerhütte gefahren. In dem Wägelchen saß eine schöne Jungfrau, die ein weißes Kleid und ein schwarzes Mäntelchen an hatte, und an der Brust ein Brombeersträuslein trug. Sie hatte die Wangen, die Augen und die feinen Haare des Waldmädchens. Sie war gekommen den Knaben zu sehen, der sie ge¬ rettet, und aus dem Walde geführt hatte. Sie und der alte Vetter, der sie begleitete, bathen den Jüng¬ ling, er möchte mit ihnen in das Schloß des Mäd¬ chens gehen, und dort leben. Der Jüngling, der das Mädchen auch recht liebte, ging mit. Er lernte dort allerlei Dinge, wurde immer geschikter, und wurde endlich der Gemahl des Mädchens, das er zur Zeit der Pest in dem Walde gefunden hatte. Siehst du, da bekam er ein Schloß, er bekam Felder, Wiesen, Wälder, Wirthschaften und Gesinde, und wie er schon
brochen, und es ſind viele Menſchen an ihr geſtorben; aber es kamen wieder andere Tage, und die Geſund¬ heit war wieder in unſern Gegenden. Der Knabe blieb nun bei dem Oheime in der Hütte, wurde dort größer und größer, und ſie betrieben das Geſchäft des Brennens von Wagenſchmiere Terpentin und andern Dingen. Als ſchon viele Jahre vergangen waren, als der Knabe ſchon beinahe ein Mann ge¬ worden war, kam einmal ein Wägelchen vor die Pechbrennerhütte gefahren. In dem Wägelchen ſaß eine ſchöne Jungfrau, die ein weißes Kleid und ein ſchwarzes Mäntelchen an hatte, und an der Bruſt ein Brombeerſträuslein trug. Sie hatte die Wangen, die Augen und die feinen Haare des Waldmädchens. Sie war gekommen den Knaben zu ſehen, der ſie ge¬ rettet, und aus dem Walde geführt hatte. Sie und der alte Vetter, der ſie begleitete, bathen den Jüng¬ ling, er möchte mit ihnen in das Schloß des Mäd¬ chens gehen, und dort leben. Der Jüngling, der das Mädchen auch recht liebte, ging mit. Er lernte dort allerlei Dinge, wurde immer geſchikter, und wurde endlich der Gemahl des Mädchens, das er zur Zeit der Peſt in dem Walde gefunden hatte. Siehſt du, da bekam er ein Schloß, er bekam Felder, Wieſen, Wälder, Wirthſchaften und Geſinde, und wie er ſchon
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brochen, und es ſind viele Menſchen an ihr geſtorben;
aber es kamen wieder andere Tage, und die Geſund¬
heit war wieder in unſern Gegenden. Der Knabe
blieb nun bei dem Oheime in der Hütte, wurde dort
größer und größer, und ſie betrieben das Geſchäft
des Brennens von Wagenſchmiere Terpentin und
andern Dingen. Als ſchon viele Jahre vergangen
waren, als der Knabe ſchon beinahe ein Mann ge¬
worden war, kam einmal ein Wägelchen vor die
Pechbrennerhütte gefahren. In dem Wägelchen ſaß
eine ſchöne Jungfrau, die ein weißes Kleid und ein
ſchwarzes Mäntelchen an hatte, und an der Bruſt
ein Brombeerſträuslein trug. Sie hatte die Wangen,
die Augen und die feinen Haare des Waldmädchens.
Sie war gekommen den Knaben zu ſehen, der ſie ge¬
rettet, und aus dem Walde geführt hatte. Sie und
der alte Vetter, der ſie begleitete, bathen den Jüng¬
ling, er möchte mit ihnen in das Schloß des Mäd¬
chens gehen, und dort leben. Der Jüngling, der das
Mädchen auch recht liebte, ging mit. Er lernte dort
allerlei Dinge, wurde immer geſchikter, und wurde
endlich der Gemahl des Mädchens, das er zur Zeit
der Peſt in dem Walde gefunden hatte. Siehſt du,
da bekam er ein Schloß, er bekam Felder, Wieſen,
Wälder, Wirthſchaften und Geſinde, und wie er ſchon
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/87>, abgerufen am 28.11.2024.
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