Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.Vater in Beeten an der Sandlehne zog. Sie gingen in Für sich allein standen die Kinder gerne am Bache, Als Blondköpfchen und Schwarzköpfchen schon Vater in Beeten an der Sandlehne zog. Sie gingen in Für ſich allein ſtanden die Kinder gerne am Bache, Als Blondköpfchen und Schwarzköpfchen ſchon <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0129" n="118"/> Vater in Beeten an der Sandlehne zog. Sie gingen in<lb/> die Felder, wo der brennende Mohn die blauen Korn¬<lb/> blumen und die hellgelben Frauenſchühlein blühten.</p><lb/> <p>Für ſich allein ſtanden die Kinder gerne am Bache,<lb/> wo er ſanft fließt, und allerlei krauſe Linien zieht, und<lb/> blikten auf den Sand, der wohl wie Gold war, wenn<lb/> die Sonne durch das Waſſer auf ihn ſchien, und der<lb/> glänzende Blättchen und Körner zeigte. Wenn ſie<lb/> aber mit einem Schäufelchen Sand heraus holten, und<lb/> gut wuſchen, und ſchwemmten, ſo waren die Blätt¬<lb/> chen Kazenſilber, und die Körner waren ſchneeweiße<lb/> Stükchen von Kieſel. Muſcheln waren wenige zu<lb/> ſehen, und wenn ſie eine fanden, ſo war ſie im Innern<lb/> glatt, und es war keine Perle darin.</p><lb/> <p>Als Blondköpfchen und Schwarzköpfchen ſchon<lb/> ſchöner und wunderbarer geworden waren, als Sigis¬<lb/> mund ſchon groß geworden war, und ſie wieder ein¬<lb/> mal auf dem hohen Nußberge an der diken veralteten<lb/> Haſelwurzel ſaſſen, kam aus dem Gebüſche ein frem¬<lb/> des braunes Kind heraus. Es war ein Mädchen, es<lb/> war faſt ſo groß und noch ſchlanker als Blondköpf¬<lb/> chen, hatte nakte Arme, die es an der Seite herab<lb/> hängen ließ, hatte einen nakten Hals, und hatte ein<lb/> grünes Wams und grüne Höschen an, an welchem<lb/> viele rothe Bänder waren. In dem Angeſichte hatte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [118/0129]
Vater in Beeten an der Sandlehne zog. Sie gingen in
die Felder, wo der brennende Mohn die blauen Korn¬
blumen und die hellgelben Frauenſchühlein blühten.
Für ſich allein ſtanden die Kinder gerne am Bache,
wo er ſanft fließt, und allerlei krauſe Linien zieht, und
blikten auf den Sand, der wohl wie Gold war, wenn
die Sonne durch das Waſſer auf ihn ſchien, und der
glänzende Blättchen und Körner zeigte. Wenn ſie
aber mit einem Schäufelchen Sand heraus holten, und
gut wuſchen, und ſchwemmten, ſo waren die Blätt¬
chen Kazenſilber, und die Körner waren ſchneeweiße
Stükchen von Kieſel. Muſcheln waren wenige zu
ſehen, und wenn ſie eine fanden, ſo war ſie im Innern
glatt, und es war keine Perle darin.
Als Blondköpfchen und Schwarzköpfchen ſchon
ſchöner und wunderbarer geworden waren, als Sigis¬
mund ſchon groß geworden war, und ſie wieder ein¬
mal auf dem hohen Nußberge an der diken veralteten
Haſelwurzel ſaſſen, kam aus dem Gebüſche ein frem¬
des braunes Kind heraus. Es war ein Mädchen, es
war faſt ſo groß und noch ſchlanker als Blondköpf¬
chen, hatte nakte Arme, die es an der Seite herab
hängen ließ, hatte einen nakten Hals, und hatte ein
grünes Wams und grüne Höschen an, an welchem
viele rothe Bänder waren. In dem Angeſichte hatte
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