Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht. Wenn man fortging, ging es hinterher bis an
das Ende der Gebüsche.

Einmal erschien es auch mit einer weißen abge¬
schälten Haselruthe wie die Kinder hatten, und hielt
die Ruthe hoch empor.

Ein anderes Mal, da die Kinder herab gingen,
und es hinter ihnen ging, und die Kinder etwas
langsamer gingen, näherte es sich ihnen immer mehr,
und berührte endlich Blondköpfchen mit der Ruthe.

Nach und nach legte es sich auch in das Gras,
wenn die Großmutter erzählte, es stüzte den braunen
Arm auf den Ellbogen, das Haupt auf die Hand, und
richtete die schwarzen Augen auf die Großmutter. Es
verstand die Worte, weil es in dem Angesichte die Em¬
pfindungen ausdrükte. Die Kinder hatten es recht lieb.

Sie brachten ihm Spielzeug und Äpfel, legten
sie zu ihm in das Gras, und es nahm dieselben, und
stekte sie zu sich.

Da es nach und nach tief in den Herbst gegangen
war, da keine Nüsse mehr an den Zweigen hingen,
da die Zweige sich schon mit Gelb färbten, die ge¬
akerten Felder der Ferne schon das Grün der Win¬
tersaaten angenommen hatten und die Tage kurz
waren, daß man bald nach Hause gehen mußte, war
einmal ein gar heißer schöner Herbsttag, wie kaum

nicht. Wenn man fortging, ging es hinterher bis an
das Ende der Gebüſche.

Einmal erſchien es auch mit einer weißen abge¬
ſchälten Haſelruthe wie die Kinder hatten, und hielt
die Ruthe hoch empor.

Ein anderes Mal, da die Kinder herab gingen,
und es hinter ihnen ging, und die Kinder etwas
langſamer gingen, näherte es ſich ihnen immer mehr,
und berührte endlich Blondköpfchen mit der Ruthe.

Nach und nach legte es ſich auch in das Gras,
wenn die Großmutter erzählte, es ſtüzte den braunen
Arm auf den Ellbogen, das Haupt auf die Hand, und
richtete die ſchwarzen Augen auf die Großmutter. Es
verſtand die Worte, weil es in dem Angeſichte die Em¬
pfindungen ausdrükte. Die Kinder hatten es recht lieb.

Sie brachten ihm Spielzeug und Äpfel, legten
ſie zu ihm in das Gras, und es nahm dieſelben, und
ſtekte ſie zu ſich.

Da es nach und nach tief in den Herbſt gegangen
war, da keine Nüſſe mehr an den Zweigen hingen,
da die Zweige ſich ſchon mit Gelb färbten, die ge¬
akerten Felder der Ferne ſchon das Grün der Win¬
terſaaten angenommen hatten und die Tage kurz
waren, daß man bald nach Hauſe gehen mußte, war
einmal ein gar heißer ſchöner Herbſttag, wie kaum

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0132" n="121"/>
nicht. Wenn man fortging, ging es hinterher bis an<lb/>
das Ende der Gebü&#x017F;che.</p><lb/>
        <p>Einmal er&#x017F;chien es auch mit einer weißen abge¬<lb/>
&#x017F;chälten Ha&#x017F;elruthe wie die Kinder hatten, und hielt<lb/>
die Ruthe hoch empor.</p><lb/>
        <p>Ein anderes Mal, da die Kinder herab gingen,<lb/>
und es hinter ihnen ging, und die Kinder etwas<lb/>
lang&#x017F;amer gingen, näherte es &#x017F;ich ihnen immer mehr,<lb/>
und berührte endlich Blondköpfchen mit der Ruthe.</p><lb/>
        <p>Nach und nach legte es &#x017F;ich auch in das Gras,<lb/>
wenn die Großmutter erzählte, es &#x017F;tüzte den braunen<lb/>
Arm auf den Ellbogen, das Haupt auf die Hand, und<lb/>
richtete die &#x017F;chwarzen Augen auf die Großmutter. Es<lb/>
ver&#x017F;tand die Worte, weil es in dem Ange&#x017F;ichte die Em¬<lb/>
pfindungen ausdrükte. Die Kinder hatten es recht lieb.</p><lb/>
        <p>Sie brachten ihm Spielzeug und Äpfel, legten<lb/>
&#x017F;ie zu ihm in das Gras, und es nahm die&#x017F;elben, und<lb/>
&#x017F;tekte &#x017F;ie zu &#x017F;ich.</p><lb/>
        <p>Da es nach und nach tief in den Herb&#x017F;t gegangen<lb/>
war, da keine Nü&#x017F;&#x017F;e mehr an den Zweigen hingen,<lb/>
da die Zweige &#x017F;ich &#x017F;chon mit Gelb färbten, die ge¬<lb/>
akerten Felder der Ferne &#x017F;chon das Grün der Win¬<lb/>
ter&#x017F;aaten angenommen hatten und die Tage kurz<lb/>
waren, daß man bald nach Hau&#x017F;e gehen mußte, war<lb/>
einmal ein gar heißer &#x017F;chöner Herb&#x017F;ttag, wie kaum<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0132] nicht. Wenn man fortging, ging es hinterher bis an das Ende der Gebüſche. Einmal erſchien es auch mit einer weißen abge¬ ſchälten Haſelruthe wie die Kinder hatten, und hielt die Ruthe hoch empor. Ein anderes Mal, da die Kinder herab gingen, und es hinter ihnen ging, und die Kinder etwas langſamer gingen, näherte es ſich ihnen immer mehr, und berührte endlich Blondköpfchen mit der Ruthe. Nach und nach legte es ſich auch in das Gras, wenn die Großmutter erzählte, es ſtüzte den braunen Arm auf den Ellbogen, das Haupt auf die Hand, und richtete die ſchwarzen Augen auf die Großmutter. Es verſtand die Worte, weil es in dem Angeſichte die Em¬ pfindungen ausdrükte. Die Kinder hatten es recht lieb. Sie brachten ihm Spielzeug und Äpfel, legten ſie zu ihm in das Gras, und es nahm dieſelben, und ſtekte ſie zu ſich. Da es nach und nach tief in den Herbſt gegangen war, da keine Nüſſe mehr an den Zweigen hingen, da die Zweige ſich ſchon mit Gelb färbten, die ge¬ akerten Felder der Ferne ſchon das Grün der Win¬ terſaaten angenommen hatten und die Tage kurz waren, daß man bald nach Hauſe gehen mußte, war einmal ein gar heißer ſchöner Herbſttag, wie kaum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/132
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/132>, abgerufen am 24.11.2024.