Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.die Kinder in ein an der Morgenseite des Hauses Als man die Großmutter fragte, ob sie das Ge¬ Stifter, Jugendschriften. II. 10
die Kinder in ein an der Morgenſeite des Hauſes Als man die Großmutter fragte, ob ſie das Ge¬ Stifter, Jugendſchriften. II. 10
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0156" n="145"/> die Kinder in ein an der Morgenſeite des Hauſes<lb/> gelegenes gut erhaltenes und gut verwahrtes Zimmer<lb/> gebracht, das ſie auf die Nachricht des vorausge¬<lb/> ſchikten Knechtes in Anbetracht der eingetretenen<lb/> Kälte ſogar ſchwach hatte heizen laſſen. Dort wurden<lb/> die Kinder entkleidet, auf wenige Augenblike in ein<lb/> warmes Bad gethan und hierauf mit wohlgetrokneten<lb/> und durchwärmten Kleidern angethan. Weil ſie durch<lb/> die vorangegangene Begebenheit aufgeregt waren,<lb/> ſo gingen ſie troz der Müdigkeit ſelbſt bei Kerzenſcheine<lb/> und, als ſie das Abendmahl eingenommen hatten,<lb/> noch nicht zu Bette; und als die Großmutter ſich<lb/> umgekleidet hatte, und wieder zu ihnen herein kam,<lb/> ſaßen ſie um den Tisch, und knakten mit ihren drei<lb/> Nußknakern die Nüſſe auf, die ſie noch vorräthig<lb/> hatten, und die ihnen die Großmutter gegeben hatte.<lb/> Sie erzählten auch von dem Gewitter, und erzählten<lb/> ſo, daß man ſah, daß ſie auch nicht die entfernteſte<lb/> Ahnung von der Gefahr hatten, in der ſie geſchwebt<lb/> waren. Sie nahmen die Reiſigbündel als etwas an,<lb/> das ſich von ſelber verſtehe, und das ſo da ſei,<lb/> wie im Winter das warme Haus, daß ſie nicht<lb/> erfrieren.</p><lb/> <p>Als man die Großmutter fragte, ob ſie das Ge¬<lb/> witter nicht hätte kommen geſehen, antwortete ſie:<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Stifter, Jugendſchriften. II. 10<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [145/0156]
die Kinder in ein an der Morgenſeite des Hauſes
gelegenes gut erhaltenes und gut verwahrtes Zimmer
gebracht, das ſie auf die Nachricht des vorausge¬
ſchikten Knechtes in Anbetracht der eingetretenen
Kälte ſogar ſchwach hatte heizen laſſen. Dort wurden
die Kinder entkleidet, auf wenige Augenblike in ein
warmes Bad gethan und hierauf mit wohlgetrokneten
und durchwärmten Kleidern angethan. Weil ſie durch
die vorangegangene Begebenheit aufgeregt waren,
ſo gingen ſie troz der Müdigkeit ſelbſt bei Kerzenſcheine
und, als ſie das Abendmahl eingenommen hatten,
noch nicht zu Bette; und als die Großmutter ſich
umgekleidet hatte, und wieder zu ihnen herein kam,
ſaßen ſie um den Tisch, und knakten mit ihren drei
Nußknakern die Nüſſe auf, die ſie noch vorräthig
hatten, und die ihnen die Großmutter gegeben hatte.
Sie erzählten auch von dem Gewitter, und erzählten
ſo, daß man ſah, daß ſie auch nicht die entfernteſte
Ahnung von der Gefahr hatten, in der ſie geſchwebt
waren. Sie nahmen die Reiſigbündel als etwas an,
das ſich von ſelber verſtehe, und das ſo da ſei,
wie im Winter das warme Haus, daß ſie nicht
erfrieren.
Als man die Großmutter fragte, ob ſie das Ge¬
witter nicht hätte kommen geſehen, antwortete ſie:
Stifter, Jugendſchriften. II. 10
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