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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

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behandeln, so darf man es jezt um so weniger, so
lange es sich nicht schädlich erweist. Wir werden es
schon auszukundschaften und zu finden wissen, dann
muß es gut behandelt werden, daß es Zutrauen ge¬
winnt, und wir werden die Art schon finden, wie wir
das Kind belohnen, und ihm sein Leben vielleicht
nüzlicher machen können, als es jezt ahnt.

Indessen war das Mädchen schon wie ein Hirsch
auf die höchste Höhe gekommen, war noch einen
Augenblik in den Klippen sichtbar, und war dann
verschwunden.

Der Tag neigte sich schon gegen den Abend, und
man war nicht ohne Besorgniß um das Kind, beson¬
ders, da die Großmutter erzählt hatte, daß es an
dem rechten Arme blute. Aber der Himmel war lich¬
ter, ein schweigender Nebel stand an demselben, und
es war kein Regen mehr zu befürchten. Man mußte
der Ansicht des Vaters beipflichten, daß das Mädchen
am besten aufgehoben sei, wenn man es seinem eigenen
Ermessen überlasse, daß es ein Waldgeschöpf sei, dem
Berge und Hügel nichts anhaben, und daß ihm,
wenn man es suchen oder beobachten ließe, ein größe¬
res Ungemach zustieße, als ihm so bevorstehen
könne.

Man ging nun in das Haus. Die Mutter hatte

behandeln, ſo darf man es jezt um ſo weniger, ſo
lange es ſich nicht ſchädlich erweist. Wir werden es
ſchon auszukundſchaften und zu finden wiſſen, dann
muß es gut behandelt werden, daß es Zutrauen ge¬
winnt, und wir werden die Art ſchon finden, wie wir
das Kind belohnen, und ihm ſein Leben vielleicht
nüzlicher machen können, als es jezt ahnt.

Indeſſen war das Mädchen ſchon wie ein Hirſch
auf die höchſte Höhe gekommen, war noch einen
Augenblik in den Klippen ſichtbar, und war dann
verſchwunden.

Der Tag neigte ſich ſchon gegen den Abend, und
man war nicht ohne Beſorgniß um das Kind, beſon¬
ders, da die Großmutter erzählt hatte, daß es an
dem rechten Arme blute. Aber der Himmel war lich¬
ter, ein ſchweigender Nebel ſtand an demſelben, und
es war kein Regen mehr zu befürchten. Man mußte
der Anſicht des Vaters beipflichten, daß das Mädchen
am beſten aufgehoben ſei, wenn man es ſeinem eigenen
Ermeſſen überlaſſe, daß es ein Waldgeſchöpf ſei, dem
Berge und Hügel nichts anhaben, und daß ihm,
wenn man es ſuchen oder beobachten ließe, ein größe¬
res Ungemach zuſtieße, als ihm ſo bevorſtehen
könne.

Man ging nun in das Haus. Die Mutter hatte

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[144/0155] behandeln, ſo darf man es jezt um ſo weniger, ſo lange es ſich nicht ſchädlich erweist. Wir werden es ſchon auszukundſchaften und zu finden wiſſen, dann muß es gut behandelt werden, daß es Zutrauen ge¬ winnt, und wir werden die Art ſchon finden, wie wir das Kind belohnen, und ihm ſein Leben vielleicht nüzlicher machen können, als es jezt ahnt. Indeſſen war das Mädchen ſchon wie ein Hirſch auf die höchſte Höhe gekommen, war noch einen Augenblik in den Klippen ſichtbar, und war dann verſchwunden. Der Tag neigte ſich ſchon gegen den Abend, und man war nicht ohne Beſorgniß um das Kind, beſon¬ ders, da die Großmutter erzählt hatte, daß es an dem rechten Arme blute. Aber der Himmel war lich¬ ter, ein ſchweigender Nebel ſtand an demſelben, und es war kein Regen mehr zu befürchten. Man mußte der Anſicht des Vaters beipflichten, daß das Mädchen am beſten aufgehoben ſei, wenn man es ſeinem eigenen Ermeſſen überlaſſe, daß es ein Waldgeſchöpf ſei, dem Berge und Hügel nichts anhaben, und daß ihm, wenn man es ſuchen oder beobachten ließe, ein größe¬ res Ungemach zuſtieße, als ihm ſo bevorſtehen könne. Man ging nun in das Haus. Die Mutter hatte

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/155>, abgerufen am 21.11.2024.