Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

vergangen, und als liege die damalige Freude in
einer weiten nebelgrauen Ferne.

Weil dieses Fest so lange nachhält, weil sein Ab¬
glanz so hoch in das Alter hinauf reicht, so stehen
wir so gerne dabei, wenn Kinder dasselbe begehen,
und sich darüber freuen. -- --

In den hohen Gebirgen unsers Vaterlandes steht
ein Dörfchen mit einem kleinen aber sehr spizigen
Kirchthurme, der mit seiner rothen Farbe, mit wel¬
cher die Schindeln bemalt sind, aus dem Grün vieler
Obstbäume hervor ragt, und wegen derselben rothen
Farbe in dem duftigen und blauen Dämmern der
Berge weithin ersichtlich ist. Das Dörfchen liegt ge¬
rade mitten in einem ziemlich weiten Thale, das fast
wie ein länglicher Kreis gestaltet ist. Es enthält außer
der Kirche eine Schule, ein Gemeindehaus und noch
mehrere stattliche Häuser, die einen Plaz gestalten,
auf welchem vier Linden stehen, die ein steinernes
Kreuz in ihrer Mitte haben. Diese Häuser sind nicht
bloße Landwirthschaftshäuser, sondern sie bergen auch
noch diejenigen Handwerke in ihrem Schoße, die
dem menschlichen Geschlechte unentbehrlich sind, und
die bestimmt sind, den Gebirgsbewohnern ihren ein¬
zigen Bedarf an Kunsterzeugnissen zu deken. Im Thale
und an den Bergen herum sind noch sehr viele zerstreute

vergangen, und als liege die damalige Freude in
einer weiten nebelgrauen Ferne.

Weil dieſes Feſt ſo lange nachhält, weil ſein Ab¬
glanz ſo hoch in das Alter hinauf reicht, ſo ſtehen
wir ſo gerne dabei, wenn Kinder dasſelbe begehen,
und ſich darüber freuen. — —

In den hohen Gebirgen unſers Vaterlandes ſteht
ein Dörfchen mit einem kleinen aber ſehr ſpizigen
Kirchthurme, der mit ſeiner rothen Farbe, mit wel¬
cher die Schindeln bemalt ſind, aus dem Grün vieler
Obſtbäume hervor ragt, und wegen derſelben rothen
Farbe in dem duftigen und blauen Dämmern der
Berge weithin erſichtlich iſt. Das Dörfchen liegt ge¬
rade mitten in einem ziemlich weiten Thale, das faſt
wie ein länglicher Kreis geſtaltet iſt. Es enthält außer
der Kirche eine Schule, ein Gemeindehaus und noch
mehrere ſtattliche Häuſer, die einen Plaz geſtalten,
auf welchem vier Linden ſtehen, die ein ſteinernes
Kreuz in ihrer Mitte haben. Dieſe Häuſer ſind nicht
bloße Landwirthſchaftshäuſer, ſondern ſie bergen auch
noch diejenigen Handwerke in ihrem Schoße, die
dem menſchlichen Geſchlechte unentbehrlich ſind, und
die beſtimmt ſind, den Gebirgsbewohnern ihren ein¬
zigen Bedarf an Kunſterzeugniſſen zu deken. Im Thale
und an den Bergen herum ſind noch ſehr viele zerſtreute

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0018" n="7"/>
vergangen, und als liege die damalige Freude in<lb/>
einer weiten nebelgrauen Ferne.</p><lb/>
        <p>Weil die&#x017F;es Fe&#x017F;t &#x017F;o lange nachhält, weil &#x017F;ein Ab¬<lb/>
glanz &#x017F;o hoch in das Alter hinauf reicht, &#x017F;o &#x017F;tehen<lb/>
wir &#x017F;o gerne dabei, wenn Kinder das&#x017F;elbe begehen,<lb/>
und &#x017F;ich darüber freuen. &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
        <p>In den hohen Gebirgen un&#x017F;ers Vaterlandes &#x017F;teht<lb/>
ein Dörfchen mit einem kleinen aber &#x017F;ehr &#x017F;pizigen<lb/>
Kirchthurme, der mit &#x017F;einer rothen Farbe, mit wel¬<lb/>
cher die Schindeln bemalt &#x017F;ind, aus dem Grün vieler<lb/>
Ob&#x017F;tbäume hervor ragt, und wegen der&#x017F;elben rothen<lb/>
Farbe in dem duftigen und blauen Dämmern der<lb/>
Berge weithin er&#x017F;ichtlich i&#x017F;t. Das Dörfchen liegt ge¬<lb/>
rade mitten in einem ziemlich weiten Thale, das fa&#x017F;t<lb/>
wie ein länglicher Kreis ge&#x017F;taltet i&#x017F;t. Es enthält außer<lb/>
der Kirche eine Schule, ein Gemeindehaus und noch<lb/>
mehrere &#x017F;tattliche Häu&#x017F;er, die einen Plaz ge&#x017F;talten,<lb/>
auf welchem vier Linden &#x017F;tehen, die ein &#x017F;teinernes<lb/>
Kreuz in ihrer Mitte haben. Die&#x017F;e Häu&#x017F;er &#x017F;ind nicht<lb/>
bloße Landwirth&#x017F;chaftshäu&#x017F;er, &#x017F;ondern &#x017F;ie bergen auch<lb/>
noch diejenigen Handwerke in ihrem Schoße, die<lb/>
dem men&#x017F;chlichen Ge&#x017F;chlechte unentbehrlich &#x017F;ind, und<lb/>
die be&#x017F;timmt &#x017F;ind, den Gebirgsbewohnern ihren ein¬<lb/>
zigen Bedarf an Kun&#x017F;terzeugni&#x017F;&#x017F;en zu deken. Im Thale<lb/>
und an den Bergen herum &#x017F;ind noch &#x017F;ehr viele zer&#x017F;treute<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0018] vergangen, und als liege die damalige Freude in einer weiten nebelgrauen Ferne. Weil dieſes Feſt ſo lange nachhält, weil ſein Ab¬ glanz ſo hoch in das Alter hinauf reicht, ſo ſtehen wir ſo gerne dabei, wenn Kinder dasſelbe begehen, und ſich darüber freuen. — — In den hohen Gebirgen unſers Vaterlandes ſteht ein Dörfchen mit einem kleinen aber ſehr ſpizigen Kirchthurme, der mit ſeiner rothen Farbe, mit wel¬ cher die Schindeln bemalt ſind, aus dem Grün vieler Obſtbäume hervor ragt, und wegen derſelben rothen Farbe in dem duftigen und blauen Dämmern der Berge weithin erſichtlich iſt. Das Dörfchen liegt ge¬ rade mitten in einem ziemlich weiten Thale, das faſt wie ein länglicher Kreis geſtaltet iſt. Es enthält außer der Kirche eine Schule, ein Gemeindehaus und noch mehrere ſtattliche Häuſer, die einen Plaz geſtalten, auf welchem vier Linden ſtehen, die ein ſteinernes Kreuz in ihrer Mitte haben. Dieſe Häuſer ſind nicht bloße Landwirthſchaftshäuſer, ſondern ſie bergen auch noch diejenigen Handwerke in ihrem Schoße, die dem menſchlichen Geſchlechte unentbehrlich ſind, und die beſtimmt ſind, den Gebirgsbewohnern ihren ein¬ zigen Bedarf an Kunſterzeugniſſen zu deken. Im Thale und an den Bergen herum ſind noch ſehr viele zerſtreute

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/18
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/18>, abgerufen am 21.11.2024.