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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

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hinein, und als eine Zeit vergangen war, schien es
gar nicht mehr da zu stehen. Sie sassen wieder an
ihrer alten diken Haselwurzel, und wenn sie nicht da
sassen, so gingen sie herum, waren in den Gebüschen,
lasen verschiedene Dinge und Steinchen zusammen,
und sprachen mit der Großmutter.

Wenn das braune Mädchen kam, ging man frü¬
her als gewöhnlich nach Hause, weil das Mädchen
mit ging, weil es mit den Kindern in ihre Stube
ging, und dort bei ihnen war, und aß und sprach,
und gegen Abend wieder fort zog.

Die Mutter ging bei solchem Anlasse öfter durch
das Zimmer, aber sie näherte sich dem braunen Mäd¬
chen nicht, und sprach nicht zu ihm. Sie hatte ein
blasses Kleid angethan, wie Schwarzköpfchen eines
an hatte, ihre Loken waren in den Naken gekämmt,
wie Schwarzköpfchen hatte, so daß sie ihm in allem
glich, und ein großes Schwarzköpfchen war. In
dieser Weise brachte sie einmal auf einem Teller viele
große schöne Erdbeeren, die in dem Walde und auf
der Haide nicht wachsen, sondern die der Vater in
eigenen Beeten, auf welche im Frühlinge Glas gelegt
wird, zog. Die Mutter hatte früher auf alle Pläze
der Kinder an dem Tische Tellerchen legen lassen. Sie
ging zu dem Tellerchen Blondköpfchens, that mit

hinein, und als eine Zeit vergangen war, ſchien es
gar nicht mehr da zu ſtehen. Sie ſaſſen wieder an
ihrer alten diken Haſelwurzel, und wenn ſie nicht da
ſaſſen, ſo gingen ſie herum, waren in den Gebüſchen,
laſen verſchiedene Dinge und Steinchen zuſammen,
und ſprachen mit der Großmutter.

Wenn das braune Mädchen kam, ging man frü¬
her als gewöhnlich nach Hauſe, weil das Mädchen
mit ging, weil es mit den Kindern in ihre Stube
ging, und dort bei ihnen war, und aß und ſprach,
und gegen Abend wieder fort zog.

Die Mutter ging bei ſolchem Anlaſſe öfter durch
das Zimmer, aber ſie näherte ſich dem braunen Mäd¬
chen nicht, und ſprach nicht zu ihm. Sie hatte ein
blaſſes Kleid angethan, wie Schwarzköpfchen eines
an hatte, ihre Loken waren in den Naken gekämmt,
wie Schwarzköpfchen hatte, ſo daß ſie ihm in allem
glich, und ein großes Schwarzköpfchen war. In
dieſer Weiſe brachte ſie einmal auf einem Teller viele
große ſchöne Erdbeeren, die in dem Walde und auf
der Haide nicht wachſen, ſondern die der Vater in
eigenen Beeten, auf welche im Frühlinge Glas gelegt
wird, zog. Die Mutter hatte früher auf alle Pläze
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[171/0182] hinein, und als eine Zeit vergangen war, ſchien es gar nicht mehr da zu ſtehen. Sie ſaſſen wieder an ihrer alten diken Haſelwurzel, und wenn ſie nicht da ſaſſen, ſo gingen ſie herum, waren in den Gebüſchen, laſen verſchiedene Dinge und Steinchen zuſammen, und ſprachen mit der Großmutter. Wenn das braune Mädchen kam, ging man frü¬ her als gewöhnlich nach Hauſe, weil das Mädchen mit ging, weil es mit den Kindern in ihre Stube ging, und dort bei ihnen war, und aß und ſprach, und gegen Abend wieder fort zog. Die Mutter ging bei ſolchem Anlaſſe öfter durch das Zimmer, aber ſie näherte ſich dem braunen Mäd¬ chen nicht, und ſprach nicht zu ihm. Sie hatte ein blaſſes Kleid angethan, wie Schwarzköpfchen eines an hatte, ihre Loken waren in den Naken gekämmt, wie Schwarzköpfchen hatte, ſo daß ſie ihm in allem glich, und ein großes Schwarzköpfchen war. In dieſer Weiſe brachte ſie einmal auf einem Teller viele große ſchöne Erdbeeren, die in dem Walde und auf der Haide nicht wachſen, ſondern die der Vater in eigenen Beeten, auf welche im Frühlinge Glas gelegt wird, zog. Die Mutter hatte früher auf alle Pläze der Kinder an dem Tiſche Tellerchen legen laſſen. Sie ging zu dem Tellerchen Blondköpfchens, that mit

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/182>, abgerufen am 21.11.2024.