Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.waren, saß es im Garten, und schaute mit den einsa¬ Eines Sommers an einem sehr schönen Tage, da Das Mädchen erhob sich ein wenig, und da Vater "Liebes theures Mädchen," sagte die Mutter, "Sture Mure ist todt, und der hohe Felsen ist "So bleibe bei uns," fuhr die Mutter fort, "hier waren, ſaß es im Garten, und ſchaute mit den einſa¬ Eines Sommers an einem ſehr ſchönen Tage, da Das Mädchen erhob ſich ein wenig, und da Vater „Liebes theures Mädchen,“ ſagte die Mutter, „Sture Mure iſt todt, und der hohe Felſen iſt „So bleibe bei uns,“ fuhr die Mutter fort, „hier <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0217" n="206"/> waren, ſaß es im Garten, und ſchaute mit den einſa¬<lb/> men Augen um ſich.</p><lb/> <p>Eines Sommers an einem ſehr ſchönen Tage, da<lb/> Fremde da waren, da man in dem großen Saale des<lb/> Hauſes Tanz Klavierſpiel Pfänderſpiele und ſtädtiſche<lb/> Vergnügen trieb, gingen Vater und Mutter gegen die<lb/> Sandlehne zurük. Dort lag auf einem Sandhaufen<lb/> in ſeinen ſchönen Kleidern das braune Mädchen, und<lb/> ſchaute mit den verweinten Augen gegen die Erde.<lb/> Die Mutter näherte ſich, und fragte: „Was iſt dir<lb/> denn?“</p><lb/> <p>Das Mädchen erhob ſich ein wenig, und da Vater<lb/> und Mutter ſich auf ein Bänkchen neben dem Sand¬<lb/> haufen nieder gelaſſen hatten, ſaß es ihnen gleichſam<lb/> zu Füſſen.</p><lb/> <p>„Liebes theures Mädchen,“ ſagte die Mutter,<lb/> „betrübe dich nicht, alles wird gut werden, wir lieben<lb/> dich, wir geben dir alles, was dein Herz begehrt.<lb/> Du biſt ja unſer Kind, unſer liebes Kind. Oder haſt<lb/> du noch Vater und Mutter, ſo zeige es uns an, daß<lb/> wir auch für ſie thun, was wir können.“</p><lb/> <p>„Sture Mure iſt todt, und der hohe Felſen iſt<lb/> todt,“ ſagte das Mädchen.</p><lb/> <p>„So bleibe bei uns,“ fuhr die Mutter fort, „hier<lb/> iſt deine Mutter, hier iſt dein Vater, wir theilen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [206/0217]
waren, ſaß es im Garten, und ſchaute mit den einſa¬
men Augen um ſich.
Eines Sommers an einem ſehr ſchönen Tage, da
Fremde da waren, da man in dem großen Saale des
Hauſes Tanz Klavierſpiel Pfänderſpiele und ſtädtiſche
Vergnügen trieb, gingen Vater und Mutter gegen die
Sandlehne zurük. Dort lag auf einem Sandhaufen
in ſeinen ſchönen Kleidern das braune Mädchen, und
ſchaute mit den verweinten Augen gegen die Erde.
Die Mutter näherte ſich, und fragte: „Was iſt dir
denn?“
Das Mädchen erhob ſich ein wenig, und da Vater
und Mutter ſich auf ein Bänkchen neben dem Sand¬
haufen nieder gelaſſen hatten, ſaß es ihnen gleichſam
zu Füſſen.
„Liebes theures Mädchen,“ ſagte die Mutter,
„betrübe dich nicht, alles wird gut werden, wir lieben
dich, wir geben dir alles, was dein Herz begehrt.
Du biſt ja unſer Kind, unſer liebes Kind. Oder haſt
du noch Vater und Mutter, ſo zeige es uns an, daß
wir auch für ſie thun, was wir können.“
„Sture Mure iſt todt, und der hohe Felſen iſt
todt,“ ſagte das Mädchen.
„So bleibe bei uns,“ fuhr die Mutter fort, „hier
iſt deine Mutter, hier iſt dein Vater, wir theilen
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