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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

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wacht, und der Schloßherr und der Verwalter mußten
unter Bedekung von Soldaten in alle Räume des
Schlosses gehen, daß man dieselben untersuchte.
Der Schloßherr war viel geselliger gesprächiger und
freundlicher gegen die jezigen vielen bewaffneten Sol¬
daten, die ihn begleiteten, als er es früher gegen den
einzigen gewesen war. Als man nirgends etwas
Verdächtiges fand, kehrte man zu der Gartenhalle
zurük. Den Garten untersuchte man nicht, nur
wurden die Ausgänge aus dem Schlosse zu ihm sehr
verrammelt, daß ein Feind, wenn einer im Garten
wäre, schon dadurch gefangen war.

Dann schritt man zum Verhöre. Der Verwalter
erzählte die Sache, wie sie sich begeben hatte. Er
stellte die Vermuthung auf, daß der Fremde durch den
Garten gekommen sein müsse, weil das Thor gegen
das Dorf geschlossen gewesen sei, und in dem Dorfe
sich ja die Verbündeten befunden hätten. Wenigstens
habe der Fremde durch den Garten fort gewollt, dies
werde sich sehr deutlich in den Fußstapfen und nament¬
lich in den Hufspuren im Grase zeigen, wenn man sie
morgen bei Tag untersuchen wolle.

"Man wird die Sache untersuchen," sagte der Krieger.

Hierauf wurde der Schloßherr abgesondert ver¬
nommen, und dann alle andern, selbst die Kinder.

wacht, und der Schloßherr und der Verwalter mußten
unter Bedekung von Soldaten in alle Räume des
Schloſſes gehen, daß man dieſelben unterſuchte.
Der Schloßherr war viel geſelliger geſprächiger und
freundlicher gegen die jezigen vielen bewaffneten Sol¬
daten, die ihn begleiteten, als er es früher gegen den
einzigen geweſen war. Als man nirgends etwas
Verdächtiges fand, kehrte man zu der Gartenhalle
zurük. Den Garten unterſuchte man nicht, nur
wurden die Ausgänge aus dem Schloſſe zu ihm ſehr
verrammelt, daß ein Feind, wenn einer im Garten
wäre, ſchon dadurch gefangen war.

Dann ſchritt man zum Verhöre. Der Verwalter
erzählte die Sache, wie ſie ſich begeben hatte. Er
ſtellte die Vermuthung auf, daß der Fremde durch den
Garten gekommen ſein müſſe, weil das Thor gegen
das Dorf geſchloſſen geweſen ſei, und in dem Dorfe
ſich ja die Verbündeten befunden hätten. Wenigſtens
habe der Fremde durch den Garten fort gewollt, dies
werde ſich ſehr deutlich in den Fußſtapfen und nament¬
lich in den Hufſpuren im Graſe zeigen, wenn man ſie
morgen bei Tag unterſuchen wolle.

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nommen, und dann alle andern, ſelbſt die Kinder.

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[248/0259] wacht, und der Schloßherr und der Verwalter mußten unter Bedekung von Soldaten in alle Räume des Schloſſes gehen, daß man dieſelben unterſuchte. Der Schloßherr war viel geſelliger geſprächiger und freundlicher gegen die jezigen vielen bewaffneten Sol¬ daten, die ihn begleiteten, als er es früher gegen den einzigen geweſen war. Als man nirgends etwas Verdächtiges fand, kehrte man zu der Gartenhalle zurük. Den Garten unterſuchte man nicht, nur wurden die Ausgänge aus dem Schloſſe zu ihm ſehr verrammelt, daß ein Feind, wenn einer im Garten wäre, ſchon dadurch gefangen war. Dann ſchritt man zum Verhöre. Der Verwalter erzählte die Sache, wie ſie ſich begeben hatte. Er ſtellte die Vermuthung auf, daß der Fremde durch den Garten gekommen ſein müſſe, weil das Thor gegen das Dorf geſchloſſen geweſen ſei, und in dem Dorfe ſich ja die Verbündeten befunden hätten. Wenigſtens habe der Fremde durch den Garten fort gewollt, dies werde ſich ſehr deutlich in den Fußſtapfen und nament¬ lich in den Hufſpuren im Graſe zeigen, wenn man ſie morgen bei Tag unterſuchen wolle. „Man wird die Sache unterſuchen,“ ſagte der Krieger. Hierauf wurde der Schloßherr abgeſondert ver¬ nommen, und dann alle andern, ſelbſt die Kinder.

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/259>, abgerufen am 17.05.2024.