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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

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Als dieses vorüber war, wurden die Männer in
ein Gewölbe des Thurmes abgeführt, dort einge¬
sperrt, und bewacht. Die Weiber und die Kinder
wurden in der Gartenhalle gelassen, wurden aber
dort ebenfalls eingesperrt, und bewacht.

Von da an verging die Zeit, die Ängstlichkeit
und die Besorgniß abgerechnet, ruhig. Nicht ein
Laut war zu vernehmen als zuweilen der Schritt
einer Wache vor der Thür das Rasseln eines Geweh¬
res oder ein Kolbenstoß. An dem Himmel war kein
Lüftchen, die Wolken schienen unbeweglich dort zu
stehen, und die Wipfel der Bäume im Garten regten
sich nicht. Unter diesen Betrachtungen brachten die
Gefangenen der Gartenhalle die Nacht zu. Daß kein
Schlaf in ihre Augen kam, ist begreiflich. Wohin
man die Männer gebracht hatte, wußten sie nicht.

Als endlich das Morgengrauen anbrach, hörte
man verworrenes Getöse wie Fahren Reiten Gehen
Rufen, man hörte endlich Hörnerklänge Trompeten
und Trommeln, aber alles gedämpft, da es von der
entgegengesezten Seite des Schlosses herkam. Sehen
konnte man nichts, da die Thür verschlossen war,
und vor den Fenstern nur die Bäume des Gartens
standen, deren dunkle Wipfel sich immer deutlicher ge¬
gen den grauen lichter werdenden Himmel zeichneten.

Als dieſes vorüber war, wurden die Männer in
ein Gewölbe des Thurmes abgeführt, dort einge¬
ſperrt, und bewacht. Die Weiber und die Kinder
wurden in der Gartenhalle gelaſſen, wurden aber
dort ebenfalls eingeſperrt, und bewacht.

Von da an verging die Zeit, die Ängſtlichkeit
und die Beſorgniß abgerechnet, ruhig. Nicht ein
Laut war zu vernehmen als zuweilen der Schritt
einer Wache vor der Thür das Raſſeln eines Geweh¬
res oder ein Kolbenſtoß. An dem Himmel war kein
Lüftchen, die Wolken ſchienen unbeweglich dort zu
ſtehen, und die Wipfel der Bäume im Garten regten
ſich nicht. Unter dieſen Betrachtungen brachten die
Gefangenen der Gartenhalle die Nacht zu. Daß kein
Schlaf in ihre Augen kam, iſt begreiflich. Wohin
man die Männer gebracht hatte, wußten ſie nicht.

Als endlich das Morgengrauen anbrach, hörte
man verworrenes Getöſe wie Fahren Reiten Gehen
Rufen, man hörte endlich Hörnerklänge Trompeten
und Trommeln, aber alles gedämpft, da es von der
entgegengeſezten Seite des Schloſſes herkam. Sehen
konnte man nichts, da die Thür verſchloſſen war,
und vor den Fenſtern nur die Bäume des Gartens
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gen den grauen lichter werdenden Himmel zeichneten.

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[249/0260] Als dieſes vorüber war, wurden die Männer in ein Gewölbe des Thurmes abgeführt, dort einge¬ ſperrt, und bewacht. Die Weiber und die Kinder wurden in der Gartenhalle gelaſſen, wurden aber dort ebenfalls eingeſperrt, und bewacht. Von da an verging die Zeit, die Ängſtlichkeit und die Beſorgniß abgerechnet, ruhig. Nicht ein Laut war zu vernehmen als zuweilen der Schritt einer Wache vor der Thür das Raſſeln eines Geweh¬ res oder ein Kolbenſtoß. An dem Himmel war kein Lüftchen, die Wolken ſchienen unbeweglich dort zu ſtehen, und die Wipfel der Bäume im Garten regten ſich nicht. Unter dieſen Betrachtungen brachten die Gefangenen der Gartenhalle die Nacht zu. Daß kein Schlaf in ihre Augen kam, iſt begreiflich. Wohin man die Männer gebracht hatte, wußten ſie nicht. Als endlich das Morgengrauen anbrach, hörte man verworrenes Getöſe wie Fahren Reiten Gehen Rufen, man hörte endlich Hörnerklänge Trompeten und Trommeln, aber alles gedämpft, da es von der entgegengeſezten Seite des Schloſſes herkam. Sehen konnte man nichts, da die Thür verſchloſſen war, und vor den Fenſtern nur die Bäume des Gartens ſtanden, deren dunkle Wipfel ſich immer deutlicher ge¬ gen den grauen lichter werdenden Himmel zeichneten.

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/260>, abgerufen am 21.11.2024.