Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.und nach Hause trachten; denn die Tage sind jezt "Ich weiß es schon, Mutter," sagte Konrad. "Und siehe gut auf Sanna, daß sie nicht fällt, "Ja Mutter." "So, Gott behüte euch, und geht noch zum Va¬ Der Knabe nahm eine von seinem Vater kunstvoll Sie gingen schleunig längs des Dorfplazes hinab, In dem ganzen Thale war kein Schnee, die und nach Hauſe trachten; denn die Tage ſind jezt „Ich weiß es ſchon, Mutter,“ ſagte Konrad. „Und ſiehe gut auf Sanna, daß ſie nicht fällt, „Ja Mutter.“ „So, Gott behüte euch, und geht noch zum Va¬ Der Knabe nahm eine von ſeinem Vater kunſtvoll Sie gingen ſchleunig längs des Dorfplazes hinab, In dem ganzen Thale war kein Schnee, die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0047" n="36"/> und nach Hauſe trachten; denn die Tage ſind jezt<lb/> ſehr kurz, und die Sonne geht gar bald unter.“</p><lb/> <p>„Ich weiß es ſchon, Mutter,“ ſagte Konrad.</p><lb/> <p>„Und ſiehe gut auf Sanna, daß ſie nicht fällt,<lb/> oder ſich erhizt.“</p><lb/> <p>„Ja Mutter.“</p><lb/> <p>„So, Gott behüte euch, und geht noch zum Va¬<lb/> ter, und ſagt, daß ihr jezt fortgehet.“</p><lb/> <p>Der Knabe nahm eine von ſeinem Vater kunſtvoll<lb/> aus Kalbfällen genähte Taſche an einem Riemen um<lb/> die Schulter, und die Kinder gingen in die Neben¬<lb/> ſtube, um dem Vater Lebewohl zu ſagen. Aus dieſer<lb/> kamen ſie bald heraus, und hüpften von der Mutter<lb/> mit einem Kreuze beſegnet fröhlich auf die Gaſſe.</p><lb/> <p>Sie gingen ſchleunig längs des Dorfplazes hinab,<lb/> und dann durch die Häuſergaſſe und endlich zwiſchen<lb/> den Planken der Obſtgärten in das Freie hinaus.<lb/> Die Sonne ſtand ſchon über dem mit milchigen Wol¬<lb/> kenſtreifen durchwobenen Wald der morgendlichen<lb/> Anhöhen, und ihr trübes röthliches Bild ſchritt durch<lb/> die laubloſen Zweige der Holzäpfelbäume mit den<lb/> Kindern fort.</p><lb/> <p>In dem ganzen Thale war kein Schnee, die<lb/> größeren Berge, von denen er ſchon viele Wochen<lb/> herab geglänzt hatte, waren damit bedekt, die klei¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [36/0047]
und nach Hauſe trachten; denn die Tage ſind jezt
ſehr kurz, und die Sonne geht gar bald unter.“
„Ich weiß es ſchon, Mutter,“ ſagte Konrad.
„Und ſiehe gut auf Sanna, daß ſie nicht fällt,
oder ſich erhizt.“
„Ja Mutter.“
„So, Gott behüte euch, und geht noch zum Va¬
ter, und ſagt, daß ihr jezt fortgehet.“
Der Knabe nahm eine von ſeinem Vater kunſtvoll
aus Kalbfällen genähte Taſche an einem Riemen um
die Schulter, und die Kinder gingen in die Neben¬
ſtube, um dem Vater Lebewohl zu ſagen. Aus dieſer
kamen ſie bald heraus, und hüpften von der Mutter
mit einem Kreuze beſegnet fröhlich auf die Gaſſe.
Sie gingen ſchleunig längs des Dorfplazes hinab,
und dann durch die Häuſergaſſe und endlich zwiſchen
den Planken der Obſtgärten in das Freie hinaus.
Die Sonne ſtand ſchon über dem mit milchigen Wol¬
kenſtreifen durchwobenen Wald der morgendlichen
Anhöhen, und ihr trübes röthliches Bild ſchritt durch
die laubloſen Zweige der Holzäpfelbäume mit den
Kindern fort.
In dem ganzen Thale war kein Schnee, die
größeren Berge, von denen er ſchon viele Wochen
herab geglänzt hatte, waren damit bedekt, die klei¬
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