Ich Meinestheils gehe von einer Voraussetzung aus, in¬ dem Ich Mich voraussetze; aber meine Voraussetzung ringt nicht nach ihrer Vollendung, wie der "nach seiner Vollendung ringende Mensch", sondern dient Mir nur dazu, sie zu genie¬ ßen und zu verzehren. Ich zehre gerade an meiner Voraus¬ setzung allein und bin nur, indem Ich sie verzehre. Darum aber ist jene Voraussetzung gar keine; denn da Ich der Ein¬ zige bin, so weiß Ich nichts von der Zweiheit eines voraus¬ setzenden und vorausgesetzten Ich's (eines "unvollkommenen" und "vollkommenen" Ich's oder Menschen), sondern, daß Ich Mich verzehre, heißt nur, daß Ich bin. Ich sehe Mich nicht voraus, weil Ich Mich jeden Augenblick überhaupt erst setze oder schaffe, und nur dadurch Ich bin, daß Ich nicht voraus¬ gesetzt, sondern gesetzt bin, und wiederum nur in dem Moment gesetzt, wo Ich Mich setze, d. h. Ich bin Schöpfer und Ge¬ schöpf in Einem.
Sollen die bisherigen Voraussetzungen in einer völligen Auflösung zergehen, so dürfen sie nicht wieder in eine höhere Voraussetzung, d. h. einen Gedanken oder das Denken selbst, die Kritik, aufgelöst werden. Es soll ja jene Auflösung Mir zu Gute kommen, sonst gehörte sie nur in die Reihe der un¬ zähligen Auflösungen, welche zu Gunsten Anderer, z. B. eben des Menschen, Gottes, des Staates, der reinen Moral u. s. w. alte Wahrheiten für Unwahrheiten erklärten und lang genährte Voraussetzungen abschafften.
Ich Meinestheils gehe von einer Vorausſetzung aus, in¬ dem Ich Mich vorausſetze; aber meine Vorausſetzung ringt nicht nach ihrer Vollendung, wie der „nach ſeiner Vollendung ringende Menſch“, ſondern dient Mir nur dazu, ſie zu genie¬ ßen und zu verzehren. Ich zehre gerade an meiner Voraus¬ ſetzung allein und bin nur, indem Ich ſie verzehre. Darum aber iſt jene Vorausſetzung gar keine; denn da Ich der Ein¬ zige bin, ſo weiß Ich nichts von der Zweiheit eines voraus¬ ſetzenden und vorausgeſetzten Ich's (eines „unvollkommenen“ und „vollkommenen“ Ich's oder Menſchen), ſondern, daß Ich Mich verzehre, heißt nur, daß Ich bin. Ich ſehe Mich nicht voraus, weil Ich Mich jeden Augenblick überhaupt erſt ſetze oder ſchaffe, und nur dadurch Ich bin, daß Ich nicht voraus¬ geſetzt, ſondern geſetzt bin, und wiederum nur in dem Moment geſetzt, wo Ich Mich ſetze, d. h. Ich bin Schöpfer und Ge¬ ſchöpf in Einem.
Sollen die bisherigen Vorausſetzungen in einer völligen Auflöſung zergehen, ſo dürfen ſie nicht wieder in eine höhere Vorausſetzung, d. h. einen Gedanken oder das Denken ſelbſt, die Kritik, aufgelöſt werden. Es ſoll ja jene Auflöſung Mir zu Gute kommen, ſonſt gehörte ſie nur in die Reihe der un¬ zähligen Auflöſungen, welche zu Gunſten Anderer, z. B. eben des Menſchen, Gottes, des Staates, der reinen Moral u. ſ. w. alte Wahrheiten für Unwahrheiten erklärten und lang genährte Vorausſetzungen abſchafften.
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Ich Meinestheils gehe von einer Vorausſetzung aus, in¬
dem Ich Mich vorausſetze; aber meine Vorausſetzung ringt
nicht nach ihrer Vollendung, wie der „nach ſeiner Vollendung
ringende Menſch“, ſondern dient Mir nur dazu, ſie zu genie¬
ßen und zu verzehren. Ich zehre gerade an meiner Voraus¬
ſetzung allein und bin nur, indem Ich ſie verzehre. Darum
aber iſt jene Vorausſetzung gar keine; denn da Ich der Ein¬
zige bin, ſo weiß Ich nichts von der Zweiheit eines voraus¬
ſetzenden und vorausgeſetzten Ich's (eines „unvollkommenen“
und „vollkommenen“ Ich's oder Menſchen), ſondern, daß Ich
Mich verzehre, heißt nur, daß Ich bin. Ich ſehe Mich nicht
voraus, weil Ich Mich jeden Augenblick überhaupt erſt ſetze
oder ſchaffe, und nur dadurch Ich bin, daß Ich nicht voraus¬
geſetzt, ſondern geſetzt bin, und wiederum nur in dem Moment
geſetzt, wo Ich Mich ſetze, d. h. Ich bin Schöpfer und Ge¬
ſchöpf in Einem.
Sollen die bisherigen Vorausſetzungen in einer völligen
Auflöſung zergehen, ſo dürfen ſie nicht wieder in eine höhere
Vorausſetzung, d. h. einen Gedanken oder das Denken ſelbſt,
die Kritik, aufgelöſt werden. Es ſoll ja jene Auflöſung Mir
zu Gute kommen, ſonſt gehörte ſie nur in die Reihe der un¬
zähligen Auflöſungen, welche zu Gunſten Anderer, z. B. eben
des Menſchen, Gottes, des Staates, der reinen Moral u. ſ. w.
alte Wahrheiten für Unwahrheiten erklärten und lang genährte
Vorausſetzungen abſchafften.
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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/208>, abgerufen am 23.11.2024.
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