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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845.

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dieser. In dem Maaße als Ich Mir Freiheit erringe, schaffe
Ich Mir neue Grenzen und neue Aufgaben; habe Ich die
Eisenbahnen erfunden, so fühle Ich Mich wieder schwach, weil
Ich noch nicht, dem Vogel gleich, die Lüfte durchsegeln kann,
und habe Ich ein Problem, dessen Dunkelheit meinen Geist
beängstigte, gelöst, so erwarten Mich schon unzählige andere,
deren Rätselhaftigkeit meinen Fortschritt hemmt, meinen freien
Blick verdüstert, die Schranken meiner Freiheit Mir schmerz¬
lich fühlbar macht. "Nun ihr frei worden seid von der Sünde,
seid ihr Knechte worden der Gerechtigkeit."*). Die Repu¬
blikaner in ihrer weiten Freiheit, werden sie nicht Knechte des
Gesetzes? Wie sehnten sich allezeit die wahren Christenherzen,
"frei zu werden", wie schmachteten sie, von den "Banden die¬
ses Erdenlebens" sich erlöst zu sehen: sie schauten nach dem
Lande der Freiheit aus. ("Das Jerusalem, das droben ist,
das ist die Freie, die ist unser aller Mutter". Gal. 4, 26.)

Frei sein von etwas -- heißt nur: ledig oder los sein.
"Er ist frei von Kopfweh" ist gleich mit: er ist es los. "Er
ist frei von diesem Vorurtheil" ist gleich mit: er hat es nie
gefaßt oder er ist es losgeworden. Im "los" vollenden Wir
die vom Christenthum empfohlene Freiheit, im sündlos, gottlos,
sittenlos u. s. w.

Freiheit ist die Lehre des Christenthums. "Ihr, lieben
Brüder, seid zur Freiheit berufen." **)"Also redet und also
thut, als die da sollen durchs Gesetz der Freiheit gerichtet wer¬
den." ***)

*) Römer 6, 18.
**) 1 Petri 2, 16.
***) Jacobi 2, 12.

dieſer. In dem Maaße als Ich Mir Freiheit erringe, ſchaffe
Ich Mir neue Grenzen und neue Aufgaben; habe Ich die
Eiſenbahnen erfunden, ſo fühle Ich Mich wieder ſchwach, weil
Ich noch nicht, dem Vogel gleich, die Lüfte durchſegeln kann,
und habe Ich ein Problem, deſſen Dunkelheit meinen Geiſt
beängſtigte, gelöſt, ſo erwarten Mich ſchon unzählige andere,
deren Rätſelhaftigkeit meinen Fortſchritt hemmt, meinen freien
Blick verdüſtert, die Schranken meiner Freiheit Mir ſchmerz¬
lich fühlbar macht. „Nun ihr frei worden ſeid von der Sünde,
ſeid ihr Knechte worden der Gerechtigkeit.“*). Die Repu¬
blikaner in ihrer weiten Freiheit, werden ſie nicht Knechte des
Geſetzes? Wie ſehnten ſich allezeit die wahren Chriſtenherzen,
„frei zu werden“, wie ſchmachteten ſie, von den „Banden die¬
ſes Erdenlebens“ ſich erlöſt zu ſehen: ſie ſchauten nach dem
Lande der Freiheit aus. („Das Jeruſalem, das droben iſt,
das iſt die Freie, die iſt unſer aller Mutter“. Gal. 4, 26.)

Frei ſein von etwas — heißt nur: ledig oder los ſein.
„Er iſt frei von Kopfweh“ iſt gleich mit: er iſt es los. „Er
iſt frei von dieſem Vorurtheil“ iſt gleich mit: er hat es nie
gefaßt oder er iſt es losgeworden. Im „los“ vollenden Wir
die vom Chriſtenthum empfohlene Freiheit, im ſündlos, gottlos,
ſittenlos u. ſ. w.

Freiheit iſt die Lehre des Chriſtenthums. „Ihr, lieben
Brüder, ſeid zur Freiheit berufen.“ **)„Alſo redet und alſo
thut, als die da ſollen durchs Geſetz der Freiheit gerichtet wer¬
den.“ ***)

*) Römer 6, 18.
**) 1 Petri 2, 16.
***) Jacobi 2, 12.
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[206/0214] dieſer. In dem Maaße als Ich Mir Freiheit erringe, ſchaffe Ich Mir neue Grenzen und neue Aufgaben; habe Ich die Eiſenbahnen erfunden, ſo fühle Ich Mich wieder ſchwach, weil Ich noch nicht, dem Vogel gleich, die Lüfte durchſegeln kann, und habe Ich ein Problem, deſſen Dunkelheit meinen Geiſt beängſtigte, gelöſt, ſo erwarten Mich ſchon unzählige andere, deren Rätſelhaftigkeit meinen Fortſchritt hemmt, meinen freien Blick verdüſtert, die Schranken meiner Freiheit Mir ſchmerz¬ lich fühlbar macht. „Nun ihr frei worden ſeid von der Sünde, ſeid ihr Knechte worden der Gerechtigkeit.“ *). Die Repu¬ blikaner in ihrer weiten Freiheit, werden ſie nicht Knechte des Geſetzes? Wie ſehnten ſich allezeit die wahren Chriſtenherzen, „frei zu werden“, wie ſchmachteten ſie, von den „Banden die¬ ſes Erdenlebens“ ſich erlöſt zu ſehen: ſie ſchauten nach dem Lande der Freiheit aus. („Das Jeruſalem, das droben iſt, das iſt die Freie, die iſt unſer aller Mutter“. Gal. 4, 26.) Frei ſein von etwas — heißt nur: ledig oder los ſein. „Er iſt frei von Kopfweh“ iſt gleich mit: er iſt es los. „Er iſt frei von dieſem Vorurtheil“ iſt gleich mit: er hat es nie gefaßt oder er iſt es losgeworden. Im „los“ vollenden Wir die vom Chriſtenthum empfohlene Freiheit, im ſündlos, gottlos, ſittenlos u. ſ. w. Freiheit iſt die Lehre des Chriſtenthums. „Ihr, lieben Brüder, ſeid zur Freiheit berufen.“ **)„Alſo redet und alſo thut, als die da ſollen durchs Geſetz der Freiheit gerichtet wer¬ den.“ ***) *) Römer 6, 18. **) 1 Petri 2, 16. ***) Jacobi 2, 12.

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Zitationshilfe: Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/214>, abgerufen am 27.11.2024.