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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845.

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wieder die Stände, die Städte, kurz allerlei Körperschaften,
zuletzt in äußerster Zuspitzung das kleine Völkchen der -- Fa¬
milie
. Statt zu sagen, die spukende Person aller bisherigen
Gesellschaften sei das Volk gewesen, könnten daher auch die
beiden Extreme genannt werden, nämlich entweder die "Mensch¬
heit" oder die "Familie", beide die "naturwüchsigsten Ein¬
heiten". Wir wählen das Wort "Volk", weil man seine Ab¬
stammung mit dem griechischen Polloi, den "Vielen" oder der
"Menge" zusammengebracht hat, mehr aber noch deshalb, weil
die "nationalen Bestrebungen" heute an der Tagesordnung
sind, und weil auch die neuesten Empörer diese trügerische
Person noch nicht abgeschüttelt haben, obwohl andererseits die
letztere Erwägung dem Ausdruck "Menschheit" den Vorzug
geben müßte, da man von allen Seiten drauf und dran ist,
für die "Menschheit" zu schwärmen.

Also das Volk, -- die Menschheit oder die Familie --,
haben seither, wie es scheint, Geschichte gespielt: kein egoisti¬
sches
Interesse sollte in diesen Gesellschaften aufkommen, son¬
dern lediglich allgemeine, nationale oder Volksinteressen, Stan¬
desinteressen, Familieninteressen und "allgemein menschliche
Interessen". Wer aber hat die Völker, deren Untergang die
Geschichte erzählt, zu Fall gebracht? Wer anders als der
Egoist, der seine Befriedigung suchte! Schlich sich einmal
ein egoistisches Interesse ein, so war die Gesellschaft "verdor¬
ben" und ging ihrer Auflösung entgegen, wie z. B. das Römer¬
thum beweist mit seinem ausgebildeten Privatrecht, oder das
Christenthum mit der unaufhaltsam hereinbrechenden "vernünf¬
tigen Selbstbestimmung", dem "Selbstbewußtsein", der "Auto¬
nomie des Geistes" u. s. w.

Das Christenvolk hat zwei Gesellschaften hervorgebracht,

wieder die Stände, die Städte, kurz allerlei Körperſchaften,
zuletzt in äußerſter Zuſpitzung das kleine Völkchen der — Fa¬
milie
. Statt zu ſagen, die ſpukende Perſon aller bisherigen
Geſellſchaften ſei das Volk geweſen, könnten daher auch die
beiden Extreme genannt werden, nämlich entweder die „Menſch¬
heit“ oder die „Familie“, beide die „naturwüchſigſten Ein¬
heiten“. Wir wählen das Wort „Volk“, weil man ſeine Ab¬
ſtammung mit dem griechiſchen Polloi, den „Vielen“ oder der
„Menge“ zuſammengebracht hat, mehr aber noch deshalb, weil
die „nationalen Beſtrebungen“ heute an der Tagesordnung
ſind, und weil auch die neueſten Empörer dieſe trügeriſche
Perſon noch nicht abgeſchüttelt haben, obwohl andererſeits die
letztere Erwägung dem Ausdruck „Menſchheit“ den Vorzug
geben müßte, da man von allen Seiten drauf und dran iſt,
für die „Menſchheit“ zu ſchwärmen.

Alſo das Volk, — die Menſchheit oder die Familie —,
haben ſeither, wie es ſcheint, Geſchichte geſpielt: kein egoiſti¬
ſches
Intereſſe ſollte in dieſen Geſellſchaften aufkommen, ſon¬
dern lediglich allgemeine, nationale oder Volksintereſſen, Stan¬
desintereſſen, Familienintereſſen und „allgemein menſchliche
Intereſſen“. Wer aber hat die Völker, deren Untergang die
Geſchichte erzählt, zu Fall gebracht? Wer anders als der
Egoiſt, der ſeine Befriedigung ſuchte! Schlich ſich einmal
ein egoiſtiſches Intereſſe ein, ſo war die Geſellſchaft „verdor¬
ben“ und ging ihrer Auflöſung entgegen, wie z. B. das Römer¬
thum beweiſt mit ſeinem ausgebildeten Privatrecht, oder das
Chriſtenthum mit der unaufhaltſam hereinbrechenden „vernünf¬
tigen Selbſtbeſtimmung“, dem „Selbſtbewußtſein“, der „Auto¬
nomie des Geiſtes“ u. ſ. w.

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[278/0286] wieder die Stände, die Städte, kurz allerlei Körperſchaften, zuletzt in äußerſter Zuſpitzung das kleine Völkchen der — Fa¬ milie. Statt zu ſagen, die ſpukende Perſon aller bisherigen Geſellſchaften ſei das Volk geweſen, könnten daher auch die beiden Extreme genannt werden, nämlich entweder die „Menſch¬ heit“ oder die „Familie“, beide die „naturwüchſigſten Ein¬ heiten“. Wir wählen das Wort „Volk“, weil man ſeine Ab¬ ſtammung mit dem griechiſchen Polloi, den „Vielen“ oder der „Menge“ zuſammengebracht hat, mehr aber noch deshalb, weil die „nationalen Beſtrebungen“ heute an der Tagesordnung ſind, und weil auch die neueſten Empörer dieſe trügeriſche Perſon noch nicht abgeſchüttelt haben, obwohl andererſeits die letztere Erwägung dem Ausdruck „Menſchheit“ den Vorzug geben müßte, da man von allen Seiten drauf und dran iſt, für die „Menſchheit“ zu ſchwärmen. Alſo das Volk, — die Menſchheit oder die Familie —, haben ſeither, wie es ſcheint, Geſchichte geſpielt: kein egoiſti¬ ſches Intereſſe ſollte in dieſen Geſellſchaften aufkommen, ſon¬ dern lediglich allgemeine, nationale oder Volksintereſſen, Stan¬ desintereſſen, Familienintereſſen und „allgemein menſchliche Intereſſen“. Wer aber hat die Völker, deren Untergang die Geſchichte erzählt, zu Fall gebracht? Wer anders als der Egoiſt, der ſeine Befriedigung ſuchte! Schlich ſich einmal ein egoiſtiſches Intereſſe ein, ſo war die Geſellſchaft „verdor¬ ben“ und ging ihrer Auflöſung entgegen, wie z. B. das Römer¬ thum beweiſt mit ſeinem ausgebildeten Privatrecht, oder das Chriſtenthum mit der unaufhaltſam hereinbrechenden „vernünf¬ tigen Selbſtbeſtimmung“, dem „Selbſtbewußtſein“, der „Auto¬ nomie des Geiſtes“ u. ſ. w. Das Chriſtenvolk hat zwei Geſellſchaften hervorgebracht,

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Zitationshilfe: Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/286>, abgerufen am 23.11.2024.