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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845.

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einträglich, ergiebig zu machen. Man studirt daher auf
ein Amt los (Brodstudium), studirt Katzenbuckel und Schmei¬
cheleien, Routine und "Geschäftskenntniß", man arbeitet "auf
den Schein." Während es daher scheinbar um eine "gute
Leistung" zu thun ist, wird in Wahrheit nur auf ein "gutes
Geschäft" und Geldverdienst gesehen. Man verrichtet die Sache
nur vorgeblich um der Sache willen, in der That aber wegen
des Gewinnes, den sie abwirft. Man möchte zwar nicht gerne
Censor sein, aber man will -- befördert werden; man möchte
nach bester Ueberzeugung richten, administriren u. s. w., aber
man fürchtet Versetzung oder gar Absetzung: man muß ja doch
vor allen Dingen -- leben.

So ist dieß Treiben ein Kampf ums liebe Leben, und in
stufenweiser Steigerung um mehr oder weniger "Wohlleben".

Und dabei trägt doch den Meisten all ihr Mühen und

Sorgen nichts als das "bittere Leben" und "bittere Armuth"
ein. Dafür all der bittere Ernst!

Das rastlose Werben läßt Uns nicht zu Athem, zu ei¬
nem ruhigen Genusse kommen: Wir werden unsers Besitzes
nicht froh.

Die Organisation der Arbeit aber betrifft nur solche Ar¬
beiten, welche Andere für Uns machen können, z. B. Schlach¬
ten, Adern u. s. w.; die übrigen bleiben egoistisch, weil z.B.
Niemand an deiner Statt deine musikalischen Compositionen
anfertigen, deine Malerentwürfe ausführen u. s. w. kann:
Raphaels Arbeiten kann Niemand ersetzen. Die letzteren sind
Arbeiten eines Einzigen, die nur dieser Einzige zu vollbringen
vermag, während jene "menschliche" genannt zu werden ver¬
dienten, da das Eigene daran von geringem Belang ist, und
so ziemlich "jeder Mensch" dazu abgerichtet werden kann.

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einträglich, ergiebig zu machen. Man ſtudirt daher auf
ein Amt los (Brodſtudium), ſtudirt Katzenbuckel und Schmei¬
cheleien, Routine und „Geſchäftskenntniß“, man arbeitet „auf
den Schein.“ Während es daher ſcheinbar um eine „gute
Leiſtung“ zu thun iſt, wird in Wahrheit nur auf ein „gutes
Geſchäft“ und Geldverdienſt geſehen. Man verrichtet die Sache
nur vorgeblich um der Sache willen, in der That aber wegen
des Gewinnes, den ſie abwirft. Man möchte zwar nicht gerne
Cenſor ſein, aber man will — befördert werden; man möchte
nach beſter Ueberzeugung richten, adminiſtriren u. ſ. w., aber
man fürchtet Verſetzung oder gar Abſetzung: man muß ja doch
vor allen Dingen — leben.

So iſt dieß Treiben ein Kampf ums liebe Leben, und in
ſtufenweiſer Steigerung um mehr oder weniger „Wohlleben“.

Und dabei trägt doch den Meiſten all ihr Mühen und

Sorgen nichts als das „bittere Leben“ und „bittere Armuth“
ein. Dafür all der bittere Ernſt!

Das raſtloſe Werben läßt Uns nicht zu Athem, zu ei¬
nem ruhigen Genuſſe kommen: Wir werden unſers Beſitzes
nicht froh.

Die Organiſation der Arbeit aber betrifft nur ſolche Ar¬
beiten, welche Andere für Uns machen können, z. B. Schlach¬
ten, Adern u. ſ. w.; die übrigen bleiben egoiſtiſch, weil z.B.
Niemand an deiner Statt deine muſikaliſchen Compoſitionen
anfertigen, deine Malerentwürfe ausführen u. ſ. w. kann:
Raphaels Arbeiten kann Niemand erſetzen. Die letzteren ſind
Arbeiten eines Einzigen, die nur dieſer Einzige zu vollbringen
vermag, während jene „menſchliche“ genannt zu werden ver¬
dienten, da das Eigene daran von geringem Belang iſt, und
ſo ziemlich „jeder Menſch“ dazu abgerichtet werden kann.

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[355/0363] einträglich, ergiebig zu machen. Man ſtudirt daher auf ein Amt los (Brodſtudium), ſtudirt Katzenbuckel und Schmei¬ cheleien, Routine und „Geſchäftskenntniß“, man arbeitet „auf den Schein.“ Während es daher ſcheinbar um eine „gute Leiſtung“ zu thun iſt, wird in Wahrheit nur auf ein „gutes Geſchäft“ und Geldverdienſt geſehen. Man verrichtet die Sache nur vorgeblich um der Sache willen, in der That aber wegen des Gewinnes, den ſie abwirft. Man möchte zwar nicht gerne Cenſor ſein, aber man will — befördert werden; man möchte nach beſter Ueberzeugung richten, adminiſtriren u. ſ. w., aber man fürchtet Verſetzung oder gar Abſetzung: man muß ja doch vor allen Dingen — leben. So iſt dieß Treiben ein Kampf ums liebe Leben, und in ſtufenweiſer Steigerung um mehr oder weniger „Wohlleben“. Und dabei trägt doch den Meiſten all ihr Mühen und Sorgen nichts als das „bittere Leben“ und „bittere Armuth“ ein. Dafür all der bittere Ernſt! Das raſtloſe Werben läßt Uns nicht zu Athem, zu ei¬ nem ruhigen Genuſſe kommen: Wir werden unſers Beſitzes nicht froh. Die Organiſation der Arbeit aber betrifft nur ſolche Ar¬ beiten, welche Andere für Uns machen können, z. B. Schlach¬ ten, Adern u. ſ. w.; die übrigen bleiben egoiſtiſch, weil z.B. Niemand an deiner Statt deine muſikaliſchen Compoſitionen anfertigen, deine Malerentwürfe ausführen u. ſ. w. kann: Raphaels Arbeiten kann Niemand erſetzen. Die letzteren ſind Arbeiten eines Einzigen, die nur dieſer Einzige zu vollbringen vermag, während jene „menſchliche“ genannt zu werden ver¬ dienten, da das Eigene daran von geringem Belang iſt, und ſo ziemlich „jeder Menſch“ dazu abgerichtet werden kann. 23 *

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Zitationshilfe: Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/363>, abgerufen am 23.11.2024.