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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845.

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wir uns auch befinden, ein einziges Wort des Kaisers ge¬
nügen solle, Alles zu verlassen und uns sogleich zu ihm zu
begeben."


In Einem Gebiete scheint das Princip der Liebe längst
vom Egoismus überflügelt worden zu sein und nur noch des
sichern Bewußtseins, gleichsam des Sieges mit gutem Gewissen,
zu bedürfen. Dieß Gebiet ist die Speculation in ihrer dop¬
pelten Erscheinung als Denken und als Handel. Man denkt
frisch darauf los, was auch herauskommen möge, und man
speculirt, wie Viele auch unter unseren speculativen Unterneh¬
mungen leiden mögen. Aber wenn es endlich zum Klappen
kommt, wenn auch der letzte Rest von Religiosität, Romantik
oder "Menschlichkeit" abgethan werten soll, dann schlägt das
religiöse Gewissen und man bekennt sich wenigstens zur
Menschlichkeit. Der habgierige Speculant wirft einige Gro¬
schen in die Armenbüchse und "thut Gutes", der kühne Den¬
ker tröstet sich damit, daß er zur Förderung des Menschenge¬
schlechts arbeite und daß seine Verwüstung der Menschheit "zu
Gute komme", oder auch, daß er "der Idee diene"; die Mensch¬
heit, die Idee ist ihm jenes Etwas, von dem er sagen muß:
es geht Mir über Mich.

Es ist bis auf den heutigen Tag gedacht und gehandelt
worden um -- Gottes willen. Die da sechs Tage durch ihre
eigennützigen Zwecke alles niedertraten, opferten am siebenten
dem Herrn, und die hundert "gute Sachen" durch ihr rück¬
sichtsloses Denken zerstörten, thaten dieß doch im Dienste einer
andern "guten Sache" und mußten -- außer an sich -- noch
an einen Andern denken, welchem ihre Selbstbefriedigung zu

wir uns auch befinden, ein einziges Wort des Kaiſers ge¬
nügen ſolle, Alles zu verlaſſen und uns ſogleich zu ihm zu
begeben.“


In Einem Gebiete ſcheint das Princip der Liebe längſt
vom Egoismus überflügelt worden zu ſein und nur noch des
ſichern Bewußtſeins, gleichſam des Sieges mit gutem Gewiſſen,
zu bedürfen. Dieß Gebiet iſt die Speculation in ihrer dop¬
pelten Erſcheinung als Denken und als Handel. Man denkt
friſch darauf los, was auch herauskommen möge, und man
ſpeculirt, wie Viele auch unter unſeren ſpeculativen Unterneh¬
mungen leiden mögen. Aber wenn es endlich zum Klappen
kommt, wenn auch der letzte Reſt von Religioſität, Romantik
oder „Menſchlichkeit“ abgethan werten ſoll, dann ſchlägt das
religiöſe Gewiſſen und man bekennt ſich wenigſtens zur
Menſchlichkeit. Der habgierige Speculant wirft einige Gro¬
ſchen in die Armenbüchſe und „thut Gutes“, der kühne Den¬
ker tröſtet ſich damit, daß er zur Förderung des Menſchenge¬
ſchlechts arbeite und daß ſeine Verwüſtung der Menſchheit „zu
Gute komme“, oder auch, daß er „der Idee diene“; die Menſch¬
heit, die Idee iſt ihm jenes Etwas, von dem er ſagen muß:
es geht Mir über Mich.

Es iſt bis auf den heutigen Tag gedacht und gehandelt
worden um — Gottes willen. Die da ſechs Tage durch ihre
eigennützigen Zwecke alles niedertraten, opferten am ſiebenten
dem Herrn, und die hundert „gute Sachen“ durch ihr rück¬
ſichtsloſes Denken zerſtörten, thaten dieß doch im Dienſte einer
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[406/0414] wir uns auch befinden, ein einziges Wort des Kaiſers ge¬ nügen ſolle, Alles zu verlaſſen und uns ſogleich zu ihm zu begeben.“ In Einem Gebiete ſcheint das Princip der Liebe längſt vom Egoismus überflügelt worden zu ſein und nur noch des ſichern Bewußtſeins, gleichſam des Sieges mit gutem Gewiſſen, zu bedürfen. Dieß Gebiet iſt die Speculation in ihrer dop¬ pelten Erſcheinung als Denken und als Handel. Man denkt friſch darauf los, was auch herauskommen möge, und man ſpeculirt, wie Viele auch unter unſeren ſpeculativen Unterneh¬ mungen leiden mögen. Aber wenn es endlich zum Klappen kommt, wenn auch der letzte Reſt von Religioſität, Romantik oder „Menſchlichkeit“ abgethan werten ſoll, dann ſchlägt das religiöſe Gewiſſen und man bekennt ſich wenigſtens zur Menſchlichkeit. Der habgierige Speculant wirft einige Gro¬ ſchen in die Armenbüchſe und „thut Gutes“, der kühne Den¬ ker tröſtet ſich damit, daß er zur Förderung des Menſchenge¬ ſchlechts arbeite und daß ſeine Verwüſtung der Menſchheit „zu Gute komme“, oder auch, daß er „der Idee diene“; die Menſch¬ heit, die Idee iſt ihm jenes Etwas, von dem er ſagen muß: es geht Mir über Mich. Es iſt bis auf den heutigen Tag gedacht und gehandelt worden um — Gottes willen. Die da ſechs Tage durch ihre eigennützigen Zwecke alles niedertraten, opferten am ſiebenten dem Herrn, und die hundert „gute Sachen“ durch ihr rück¬ ſichtsloſes Denken zerſtörten, thaten dieß doch im Dienſte einer andern „guten Sache“ und mußten — außer an ſich — noch an einen Andern denken, welchem ihre Selbſtbefriedigung zu

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Zitationshilfe: Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/414>, abgerufen am 25.11.2024.