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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845.

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Somit ist denn mein Verhältniß zur Welt dieses: Ich
thue für sie nichts mehr "um Gottes willen", Ich thue nichts
"um des Menschen willen", sondern, was Ich thue, das thue
Ich "um Meinetwillen". So allein befriedigt Mich die Welt,
während für den religiösen Standpunkt, wohin Ich auch den
sittlichen und humanen rechne, es bezeichnend ist, daß Alles
darauf ein frommer Wunsch (pium desiderium), d. h. ein
Jenseits, ein Unerreichtes bleibt. So die allgemeine Seligkeit
der Menschen, die sittliche Welt einer allgemeinen Liebe, der
ewige Friede, das Aufhören des Egoismus u. s. w. "Nichts
in dieser Welt ist vollkommen". Mit diesem leidigen Spruche
scheiden die Guten von ihr und flüchten sich in ihr Kämmer¬
lein zu Gott oder in ihr stolzes "Selbstbewußtsein". Wir
aber bleiben in dieser "unvollkommenen" Welt, weil Wir sie
auch so brauchen können zu unserem -- Selbstgenuß.

Mein Verkehr mit der Welt besteht darin, daß Ich sie
genieße und so sie zu meinem Selbstgenuß verbrauche. Der
Verkehr ist Weltgenuß und gehört zu meinem -- Selbst¬
genuß.


3 . Mein Selbstgenuß.

Wir stehen an der Grenzscheide einer Periode. Die bis¬
herige Welt sann auf nichts als auf Gewinn des Lebens,
sorgte für's -- Leben. Denn ob alle Thätigkeit für das
diesseitige oder für das jenseitige, für das zeitliche oder für das
ewige Leben in Spannung gesetzt wird, ob man nach dem
"täglichen Brote" lechzt ("Gieb Uns unser täglich Brot") oder
nach dem "heiligen Brote" ("das rechte Brot vom Himmel;"

Somit iſt denn mein Verhältniß zur Welt dieſes: Ich
thue für ſie nichts mehr „um Gottes willen“, Ich thue nichts
„um des Menſchen willen“, ſondern, was Ich thue, das thue
Ich „um Meinetwillen“. So allein befriedigt Mich die Welt,
während für den religiöſen Standpunkt, wohin Ich auch den
ſittlichen und humanen rechne, es bezeichnend iſt, daß Alles
darauf ein frommer Wunſch (pium desiderium), d. h. ein
Jenſeits, ein Unerreichtes bleibt. So die allgemeine Seligkeit
der Menſchen, die ſittliche Welt einer allgemeinen Liebe, der
ewige Friede, das Aufhören des Egoismus u. ſ. w. „Nichts
in dieſer Welt iſt vollkommen“. Mit dieſem leidigen Spruche
ſcheiden die Guten von ihr und flüchten ſich in ihr Kämmer¬
lein zu Gott oder in ihr ſtolzes „Selbſtbewußtſein“. Wir
aber bleiben in dieſer „unvollkommenen“ Welt, weil Wir ſie
auch ſo brauchen können zu unſerem — Selbſtgenuß.

Mein Verkehr mit der Welt beſteht darin, daß Ich ſie
genieße und ſo ſie zu meinem Selbſtgenuß verbrauche. Der
Verkehr iſt Weltgenuß und gehört zu meinem — Selbſt¬
genuß.


3 . Mein Selbſtgenuß.

Wir ſtehen an der Grenzſcheide einer Periode. Die bis¬
herige Welt ſann auf nichts als auf Gewinn des Lebens,
ſorgte für's — Leben. Denn ob alle Thätigkeit für das
dieſſeitige oder für das jenſeitige, für das zeitliche oder für das
ewige Leben in Spannung geſetzt wird, ob man nach dem
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[426/0434] Somit iſt denn mein Verhältniß zur Welt dieſes: Ich thue für ſie nichts mehr „um Gottes willen“, Ich thue nichts „um des Menſchen willen“, ſondern, was Ich thue, das thue Ich „um Meinetwillen“. So allein befriedigt Mich die Welt, während für den religiöſen Standpunkt, wohin Ich auch den ſittlichen und humanen rechne, es bezeichnend iſt, daß Alles darauf ein frommer Wunſch (pium desiderium), d. h. ein Jenſeits, ein Unerreichtes bleibt. So die allgemeine Seligkeit der Menſchen, die ſittliche Welt einer allgemeinen Liebe, der ewige Friede, das Aufhören des Egoismus u. ſ. w. „Nichts in dieſer Welt iſt vollkommen“. Mit dieſem leidigen Spruche ſcheiden die Guten von ihr und flüchten ſich in ihr Kämmer¬ lein zu Gott oder in ihr ſtolzes „Selbſtbewußtſein“. Wir aber bleiben in dieſer „unvollkommenen“ Welt, weil Wir ſie auch ſo brauchen können zu unſerem — Selbſtgenuß. Mein Verkehr mit der Welt beſteht darin, daß Ich ſie genieße und ſo ſie zu meinem Selbſtgenuß verbrauche. Der Verkehr iſt Weltgenuß und gehört zu meinem — Selbſt¬ genuß. 3 . Mein Selbſtgenuß. Wir ſtehen an der Grenzſcheide einer Periode. Die bis¬ herige Welt ſann auf nichts als auf Gewinn des Lebens, ſorgte für's — Leben. Denn ob alle Thätigkeit für das dieſſeitige oder für das jenſeitige, für das zeitliche oder für das ewige Leben in Spannung geſetzt wird, ob man nach dem „täglichen Brote“ lechzt („Gieb Uns unſer täglich Brot“) oder nach dem „heiligen Brote“ („das rechte Brot vom Himmel;“

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Zitationshilfe: Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/434>, abgerufen am 25.11.2024.