oder Katechismus. Gott ist Geist, aber der Mensch ist der "vollkommenste Geist", das endliche Resultat der langen Geistes¬ jagd oder der "Forschung in den Tiefen der Gottheit", d. h. in den Tiefen des Geistes.
Jeder deiner Züge soll menschlich sein; Du selbst sollst es vom Wirbel bis zur Zehe, im Innern wie im Aeußern sein: denn die Menschlichkeit ist dein Beruf.
Beruf -- Bestimmung -- Aufgabe! --
Was Einer werden kann, das wird er auch. Ein gebo¬ rener Dichter mag wohl durch die Ungunst der Umstände ge¬ hindert werden, auf der Höhe der Zeit zu stehen und nach den dazu unerläßlichen großen Studien ausgebildete Kunstwerke zu schaffen; aber dichten wird er, er sei Ackerknecht oder so glücklich, am Weimarschen Hofe zu leben. Ein geborener Musiker wird Musik treiben, gleichviel ob auf allen Instru¬ menten oder nur auf einem Haferrohr. Ein geborener philo¬ sophischer Kopf kann sich als Universitätsphilosoph oder als Dorfphilosoph bewähren. Endlich ein geborener Dummerjan, der, was sich sehr wohl damit verträgt, zugleich ein Pfiffikus sein kann, wird, wie wahrscheinlich Jeder, der Schulen besucht hat, an manchen Beispielen von Mitschülern sich zu vergegen¬ wärtigen im Stande ist, immer ein vernagelter Kopf bleiben, er möge nun zu einem Büreauchef einexercirt und dressirt wor¬ den sein, oder demselben Chef als Stiefelputzer dienen. Ja die geborenen beschränkten Köpfe bilden unstreitig die zahl¬ reichste Menschenklasse. Warum sollten auch in der Menschen¬ gattung nicht dieselben Unterschiede hervortreten, welche in jeder Thiergattung unverkennbar sind? Ueberall finden sich Begab¬ tere und minder Begabte.
So blödsinnig sind indeß nur Wenige, daß man ihnen
oder Katechismus. Gott iſt Geiſt, aber der Menſch iſt der „vollkommenſte Geiſt“, das endliche Reſultat der langen Geiſtes¬ jagd oder der „Forſchung in den Tiefen der Gottheit“, d. h. in den Tiefen des Geiſtes.
Jeder deiner Züge ſoll menſchlich ſein; Du ſelbſt ſollſt es vom Wirbel bis zur Zehe, im Innern wie im Aeußern ſein: denn die Menſchlichkeit iſt dein Beruf.
Beruf — Beſtimmung — Aufgabe! —
Was Einer werden kann, das wird er auch. Ein gebo¬ rener Dichter mag wohl durch die Ungunſt der Umſtände ge¬ hindert werden, auf der Höhe der Zeit zu ſtehen und nach den dazu unerläßlichen großen Studien ausgebildete Kunſtwerke zu ſchaffen; aber dichten wird er, er ſei Ackerknecht oder ſo glücklich, am Weimarſchen Hofe zu leben. Ein geborener Muſiker wird Muſik treiben, gleichviel ob auf allen Inſtru¬ menten oder nur auf einem Haferrohr. Ein geborener philo¬ ſophiſcher Kopf kann ſich als Univerſitätsphiloſoph oder als Dorfphiloſoph bewähren. Endlich ein geborener Dummerjan, der, was ſich ſehr wohl damit verträgt, zugleich ein Pfiffikus ſein kann, wird, wie wahrſcheinlich Jeder, der Schulen beſucht hat, an manchen Beiſpielen von Mitſchülern ſich zu vergegen¬ wärtigen im Stande iſt, immer ein vernagelter Kopf bleiben, er möge nun zu einem Büreauchef einexercirt und dreſſirt wor¬ den ſein, oder demſelben Chef als Stiefelputzer dienen. Ja die geborenen beſchränkten Köpfe bilden unſtreitig die zahl¬ reichſte Menſchenklaſſe. Warum ſollten auch in der Menſchen¬ gattung nicht dieſelben Unterſchiede hervortreten, welche in jeder Thiergattung unverkennbar ſind? Ueberall finden ſich Begab¬ tere und minder Begabte.
So blödſinnig ſind indeß nur Wenige, daß man ihnen
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oder Katechismus. Gott iſt Geiſt, aber der Menſch iſt der
„vollkommenſte Geiſt“, das endliche Reſultat der langen Geiſtes¬
jagd oder der „Forſchung in den Tiefen der Gottheit“, d. h.
in den Tiefen des Geiſtes.
Jeder deiner Züge ſoll menſchlich ſein; Du ſelbſt ſollſt es
vom Wirbel bis zur Zehe, im Innern wie im Aeußern ſein:
denn die Menſchlichkeit iſt dein Beruf.
Beruf — Beſtimmung — Aufgabe! —
Was Einer werden kann, das wird er auch. Ein gebo¬
rener Dichter mag wohl durch die Ungunſt der Umſtände ge¬
hindert werden, auf der Höhe der Zeit zu ſtehen und nach den
dazu unerläßlichen großen Studien ausgebildete Kunſtwerke
zu ſchaffen; aber dichten wird er, er ſei Ackerknecht oder ſo
glücklich, am Weimarſchen Hofe zu leben. Ein geborener
Muſiker wird Muſik treiben, gleichviel ob auf allen Inſtru¬
menten oder nur auf einem Haferrohr. Ein geborener philo¬
ſophiſcher Kopf kann ſich als Univerſitätsphiloſoph oder als
Dorfphiloſoph bewähren. Endlich ein geborener Dummerjan,
der, was ſich ſehr wohl damit verträgt, zugleich ein Pfiffikus
ſein kann, wird, wie wahrſcheinlich Jeder, der Schulen beſucht
hat, an manchen Beiſpielen von Mitſchülern ſich zu vergegen¬
wärtigen im Stande iſt, immer ein vernagelter Kopf bleiben,
er möge nun zu einem Büreauchef einexercirt und dreſſirt wor¬
den ſein, oder demſelben Chef als Stiefelputzer dienen. Ja
die geborenen beſchränkten Köpfe bilden unſtreitig die zahl¬
reichſte Menſchenklaſſe. Warum ſollten auch in der Menſchen¬
gattung nicht dieſelben Unterſchiede hervortreten, welche in jeder
Thiergattung unverkennbar ſind? Ueberall finden ſich Begab¬
tere und minder Begabte.
So blödſinnig ſind indeß nur Wenige, daß man ihnen
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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/442>, abgerufen am 24.11.2024.
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