Stock, Ch. L.: Grundzüge der Verfassung des Gesellenwesens der deutschen Handwerker in alter und neuer Zeit. Magdeburg, 1844.Der dritte Theil der Rede ist an den jungen Gesellen Also mit Gunst: Kuhschlüssel, wie wird es jetzt aussehn? Mein dritter Satz wird Euch angehn. Ihr gingt ja so stolzlich auf der Gassen, Als thätet Ihr Euch was dünken lassen, Und habt Euch so viel gebildet ein, Als thätet Ihr schon Meister seyn? Man spürte Euern stolzen Muth, Ihr rührtet weder Mütz' noch Hut, Vor Meister und Gesellen nicht, Das sag ich Euch in's Angesicht etc. Aber jetzt will ich Euch anseh'n, Der stolze Muth soll Euch vergeh'n etc. Nach einigen eben nicht feinen Drohungen, wie er bei der Es ist ein Kleeblatt in der Welt, Das hat schon manchen Held gefällt, Das erste Blatt ist leicht zu kennen, Die Liebe pflegt man es zu nennen. Ein junger Mensch thut wohl daran, Wenn er entfliehet dieser Bahn, Denn wer die Jungfern wird sehr lieben, Der wird sich öfters selbst betrüben, Muß sich auch zu seinem Schaden In dem Meer der Thränen baden. Das zweite Blatt wird sehr erhoben Von denen, die den Bacchus loben, Die Witterung kommt aus dem Faß, Drum ist dasselb' beständig naß. Das dritte Blatt pflegt sehr zu hitzen, Der dritte Theil der Rede iſt an den jungen Geſellen Alſo mit Gunſt: Kuhſchlüſſel, wie wird es jetzt ausſehn? Mein dritter Satz wird Euch angehn. Ihr gingt ja ſo ſtolzlich auf der Gaſſen, Als thätet Ihr Euch was dünken laſſen, Und habt Euch ſo viel gebildet ein, Als thätet Ihr ſchon Meiſter ſeyn? Man ſpürte Euern ſtolzen Muth, Ihr rührtet weder Mütz’ noch Hut, Vor Meiſter und Geſellen nicht, Das ſag ich Euch in’s Angeſicht ꝛc. Aber jetzt will ich Euch anſeh’n, Der ſtolze Muth ſoll Euch vergeh’n ꝛc. Nach einigen eben nicht feinen Drohungen, wie er bei der Es iſt ein Kleeblatt in der Welt, Das hat ſchon manchen Held gefällt, Das erſte Blatt iſt leicht zu kennen, Die Liebe pflegt man es zu nennen. Ein junger Menſch thut wohl daran, Wenn er entfliehet dieſer Bahn, Denn wer die Jungfern wird ſehr lieben, Der wird ſich öfters ſelbſt betrüben, Muß ſich auch zu ſeinem Schaden In dem Meer der Thränen baden. Das zweite Blatt wird ſehr erhoben Von denen, die den Bacchus loben, Die Witterung kommt aus dem Faß, Drum iſt daſſelb’ beſtändig naß. Das dritte Blatt pflegt ſehr zu hitzen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0036" n="26"/> <p>Der dritte Theil der Rede iſt an den jungen Geſellen<lb/> gerichtet, welchem er zunächſt den während der Lehrjahre bewie-<lb/> ſenen Hochmuth verweiſ’t.</p><lb/> <p> <hi rendition="#et">Alſo mit Gunſt:</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <l>Kuhſchlüſſel, wie wird es jetzt ausſehn?</l><lb/> <l>Mein dritter Satz wird Euch angehn.</l><lb/> <l>Ihr gingt ja ſo ſtolzlich auf der Gaſſen,</l><lb/> <l>Als thätet Ihr Euch was dünken laſſen,</l><lb/> <l>Und habt Euch ſo viel gebildet ein,</l><lb/> <l>Als thätet Ihr ſchon Meiſter ſeyn?</l><lb/> <l>Man ſpürte Euern ſtolzen Muth,</l><lb/> <l>Ihr rührtet weder Mütz’ noch Hut,</l><lb/> <l>Vor Meiſter und Geſellen nicht,</l><lb/> <l>Das ſag ich Euch in’s Angeſicht ꝛc.</l><lb/> <l>Aber jetzt will ich Euch anſeh’n,</l><lb/> <l>Der ſtolze Muth ſoll Euch vergeh’n ꝛc.</l> </lg><lb/> <p>Nach einigen eben nicht feinen Drohungen, wie er bei der<lb/> Hobelung mit ihm verfahren werde, tröſtet er ihn wieder aus<lb/> Rückſicht ſo vieler zarten Jungfrauen, die eben gegenwärtig wä-<lb/> ren, und giebt ihm dann manche gute Lehren, von denen wir<lb/> folgende ausheben:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Es iſt ein Kleeblatt in der Welt,</l><lb/> <l>Das hat ſchon manchen Held gefällt,</l><lb/> <l>Das <hi rendition="#g">erſte Blatt</hi> iſt leicht zu kennen,</l><lb/> <l>Die <hi rendition="#g">Liebe</hi> pflegt man es zu nennen.</l><lb/> <l>Ein junger Menſch thut wohl daran,</l><lb/> <l>Wenn er entfliehet dieſer Bahn,</l><lb/> <l>Denn wer die Jungfern wird ſehr lieben,</l><lb/> <l>Der wird ſich öfters ſelbſt betrüben,</l><lb/> <l>Muß ſich auch zu ſeinem Schaden</l><lb/> <l>In dem Meer der Thränen baden.</l><lb/> <l>Das <hi rendition="#g">zweite Blatt</hi> wird ſehr erhoben</l><lb/> <l>Von denen, die den <hi rendition="#g">Bacchus</hi> loben,</l><lb/> <l>Die Witterung kommt aus dem Faß,</l><lb/> <l>Drum iſt daſſelb’ beſtändig naß.</l><lb/> <l>Das <hi rendition="#g">dritte Blatt</hi> pflegt ſehr zu hitzen,</l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0036]
Der dritte Theil der Rede iſt an den jungen Geſellen
gerichtet, welchem er zunächſt den während der Lehrjahre bewie-
ſenen Hochmuth verweiſ’t.
Alſo mit Gunſt:
Kuhſchlüſſel, wie wird es jetzt ausſehn?
Mein dritter Satz wird Euch angehn.
Ihr gingt ja ſo ſtolzlich auf der Gaſſen,
Als thätet Ihr Euch was dünken laſſen,
Und habt Euch ſo viel gebildet ein,
Als thätet Ihr ſchon Meiſter ſeyn?
Man ſpürte Euern ſtolzen Muth,
Ihr rührtet weder Mütz’ noch Hut,
Vor Meiſter und Geſellen nicht,
Das ſag ich Euch in’s Angeſicht ꝛc.
Aber jetzt will ich Euch anſeh’n,
Der ſtolze Muth ſoll Euch vergeh’n ꝛc.
Nach einigen eben nicht feinen Drohungen, wie er bei der
Hobelung mit ihm verfahren werde, tröſtet er ihn wieder aus
Rückſicht ſo vieler zarten Jungfrauen, die eben gegenwärtig wä-
ren, und giebt ihm dann manche gute Lehren, von denen wir
folgende ausheben:
Es iſt ein Kleeblatt in der Welt,
Das hat ſchon manchen Held gefällt,
Das erſte Blatt iſt leicht zu kennen,
Die Liebe pflegt man es zu nennen.
Ein junger Menſch thut wohl daran,
Wenn er entfliehet dieſer Bahn,
Denn wer die Jungfern wird ſehr lieben,
Der wird ſich öfters ſelbſt betrüben,
Muß ſich auch zu ſeinem Schaden
In dem Meer der Thränen baden.
Das zweite Blatt wird ſehr erhoben
Von denen, die den Bacchus loben,
Die Witterung kommt aus dem Faß,
Drum iſt daſſelb’ beſtändig naß.
Das dritte Blatt pflegt ſehr zu hitzen,
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