Stock, Ch. L.: Grundzüge der Verfassung des Gesellenwesens der deutschen Handwerker in alter und neuer Zeit. Magdeburg, 1844.Weil darauf lauter Spieler sitzen. Sie spielen nach dem Alphabet, Nachdem sich die Fortuna dreh't. Daraus entspringet großer Schaden, Dawider die Vernunft thut rathen. Nun mögt Ihr folgen meinem Rath, Flieht dieses Kleeblatt früh und spat, Und weil zuviel Branntwein und Bier Zu krummen Gängen leicht verführt, So nehmt vor diesen Euch wohl in Acht, Daß Ihr niemals dergleichen Gänge macht. Denn es ist Schande für Jedermann, Wenn ein Gerader nicht grad gehen kann; Es benimmt ihm seine Ehr' Und macht dazu den Beutel leer. Auch hütet Euch vor den Gespenstern, Die umher schleichen an den Fenstern; Ich selbsten kenne sie zwar nicht, Denn es schau't eine Jungfrau mir in's Gesicht, Ich will sie Euch auch nicht entdecken, Damit ich keine mög erschrecken. Der Hochmuth ist ein böses Ding, Ich auch bei ihm in die Schule ging, Ich kann Euch auch die Stapfen zeigen, Wie man denselben kann erreichen etc. Nach Beendigung der Rede mußte der Ausgelernte sich auf Weil darauf lauter Spieler ſitzen. Sie ſpielen nach dem Alphabet, Nachdem ſich die Fortuna dreh’t. Daraus entſpringet großer Schaden, Dawider die Vernunft thut rathen. Nun mögt Ihr folgen meinem Rath, Flieht dieſes Kleeblatt früh und ſpat, Und weil zuviel Branntwein und Bier Zu krummen Gängen leicht verführt, So nehmt vor dieſen Euch wohl in Acht, Daß Ihr niemals dergleichen Gänge macht. Denn es iſt Schande für Jedermann, Wenn ein Gerader nicht grad gehen kann; Es benimmt ihm ſeine Ehr’ Und macht dazu den Beutel leer. Auch hütet Euch vor den Geſpenſtern, Die umher ſchleichen an den Fenſtern; Ich ſelbſten kenne ſie zwar nicht, Denn es ſchau’t eine Jungfrau mir in’s Geſicht, Ich will ſie Euch auch nicht entdecken, Damit ich keine mög erſchrecken. Der Hochmuth iſt ein böſes Ding, Ich auch bei ihm in die Schule ging, Ich kann Euch auch die Stapfen zeigen, Wie man denſelben kann erreichen ꝛc. Nach Beendigung der Rede mußte der Ausgelernte ſich auf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0037" n="27"/> <l>Weil darauf lauter Spieler ſitzen.</l><lb/> <l>Sie ſpielen nach dem Alphabet,</l><lb/> <l>Nachdem ſich die Fortuna dreh’t.</l><lb/> <l>Daraus entſpringet großer Schaden,</l><lb/> <l>Dawider die Vernunft thut rathen.</l><lb/> <l>Nun mögt Ihr folgen meinem Rath,</l><lb/> <l>Flieht dieſes Kleeblatt früh und ſpat,</l><lb/> <l>Und weil zuviel Branntwein und Bier</l><lb/> <l>Zu krummen Gängen leicht verführt,</l><lb/> <l>So nehmt vor dieſen Euch wohl in Acht,</l><lb/> <l>Daß Ihr niemals dergleichen Gänge macht.</l><lb/> <l>Denn es iſt Schande für Jedermann,</l><lb/> <l>Wenn ein Gerader nicht grad gehen kann;</l><lb/> <l>Es benimmt ihm ſeine Ehr’</l><lb/> <l>Und macht dazu den Beutel leer.</l><lb/> <l>Auch hütet Euch vor den Geſpenſtern,</l><lb/> <l>Die umher ſchleichen an den Fenſtern;</l><lb/> <l>Ich ſelbſten kenne ſie zwar nicht,</l><lb/> <l>Denn es ſchau’t eine Jungfrau mir in’s Geſicht,</l><lb/> <l>Ich will ſie Euch auch nicht entdecken,</l><lb/> <l>Damit ich keine mög erſchrecken.</l><lb/> <l>Der Hochmuth iſt ein böſes Ding,</l><lb/> <l>Ich auch bei ihm in die Schule ging,</l><lb/> <l>Ich kann Euch auch die Stapfen zeigen,</l><lb/> <l>Wie man denſelben kann erreichen ꝛc.</l> </lg><lb/> <p>Nach Beendigung der Rede mußte der Ausgelernte ſich auf<lb/> eine Bank legen und alle die Bewegungen figürlich mit ſich<lb/> vornehmen laſſen, als wenn er ein Stück Holz wäre; wobei der<lb/> Gehülfe, als luſtige Perſon, ſich manche Schwänke erlauben<lb/> durfte. Nach dieſer unſanften Bearbeitung ſtellte er ſich neben<lb/> den Hobelgeſellen, welcher nun in Bezug auf ſeine Geſchicklich-<lb/> keit, die ihn befähigte, die eben vorgeweſene Hobelung zu ver-<lb/> richten, ſich rechtfertigte. Er entwarf zu dem Ende auf einem<lb/> Reißbrett aus freier Hand ein halbes Portal, gewöhnlich mit<lb/> einer corinthiſchen Säule, und erläuterte die Zeichnung nach den<lb/> Geſetzen der Kunſt, wobei er ſich das Anſehn gab, als unter-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [27/0037]
Weil darauf lauter Spieler ſitzen.
Sie ſpielen nach dem Alphabet,
Nachdem ſich die Fortuna dreh’t.
Daraus entſpringet großer Schaden,
Dawider die Vernunft thut rathen.
Nun mögt Ihr folgen meinem Rath,
Flieht dieſes Kleeblatt früh und ſpat,
Und weil zuviel Branntwein und Bier
Zu krummen Gängen leicht verführt,
So nehmt vor dieſen Euch wohl in Acht,
Daß Ihr niemals dergleichen Gänge macht.
Denn es iſt Schande für Jedermann,
Wenn ein Gerader nicht grad gehen kann;
Es benimmt ihm ſeine Ehr’
Und macht dazu den Beutel leer.
Auch hütet Euch vor den Geſpenſtern,
Die umher ſchleichen an den Fenſtern;
Ich ſelbſten kenne ſie zwar nicht,
Denn es ſchau’t eine Jungfrau mir in’s Geſicht,
Ich will ſie Euch auch nicht entdecken,
Damit ich keine mög erſchrecken.
Der Hochmuth iſt ein böſes Ding,
Ich auch bei ihm in die Schule ging,
Ich kann Euch auch die Stapfen zeigen,
Wie man denſelben kann erreichen ꝛc.
Nach Beendigung der Rede mußte der Ausgelernte ſich auf
eine Bank legen und alle die Bewegungen figürlich mit ſich
vornehmen laſſen, als wenn er ein Stück Holz wäre; wobei der
Gehülfe, als luſtige Perſon, ſich manche Schwänke erlauben
durfte. Nach dieſer unſanften Bearbeitung ſtellte er ſich neben
den Hobelgeſellen, welcher nun in Bezug auf ſeine Geſchicklich-
keit, die ihn befähigte, die eben vorgeweſene Hobelung zu ver-
richten, ſich rechtfertigte. Er entwarf zu dem Ende auf einem
Reißbrett aus freier Hand ein halbes Portal, gewöhnlich mit
einer corinthiſchen Säule, und erläuterte die Zeichnung nach den
Geſetzen der Kunſt, wobei er ſich das Anſehn gab, als unter-
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