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Stock, Ch. L.: Grundzüge der Verfassung des Gesellenwesens der deutschen Handwerker in alter und neuer Zeit. Magdeburg, 1844.

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Gebräuche und Gewohnheiten einiger Hand-
werke bei der Umschau, und dem Versuch, auf
ihren Wanderungen Arbeit zu erhalten
.

Gruß der Steinmetzgesellen.*)

Das ist ein Gruß, wie ein Itzlicher geselle grüßen soll, wenn
er von ersten zu der Hütten eingehet, so soll er also sprechen:

"Gott grüße euch, Gott weyse euch, gott lone euch, euch Oeber-
meister erwiederung, Pallier und euch hübschen gesellen",

so sol In der meister oder pallier danken, das er sieht, welcher
der oberst ist in der Hütten.

Da soll der geselle an denselbigen anheben und soll sprechen,
der Meister und nennt In bey namen, der enpeut euch seinen
werden gruß, so sol der geselle umbher gehen von einem zu dem
andern, Itzlichen freundlich zu grüßen als er den obersten ge-
grüßet hat.

So sint Ime alle meister und pallirer und gesellen erberg-
lichen schenken **) wie die vorgeschrieben stücke von des grusses
und geschenks wegen, nicht den soll man nicht vor gut halten,
er sey den gebust um ein pfundt wachs XXIIII Pf.

Ein Itzlicher Geselle wen er gedanket wil er förderung ha-
ben, so sol er den meister darumb bethen so sol In der meister
fördern auff das nechste lohn und nit versagen auff das der
geselle Zerunge verdient, hette der meister nicht mehr den das er
allein stunde der meister erledig gan und anfordern. ***)

Ein Itzlicher wandergesell sol bithen um eine bücke, darnach
um ein stück steins, darauf darnach um gezeugk, das sol man
In willigliche leihen. +)

*) Aus Stieglitz Geschichte der Kirche der heiligen Kunigunde zu Rochlitz;
ihren Gruß aus neuerer Zeit hat der Verfasser nicht erfahren können,
der hier mitgetheilte ist aus dem funfzehnten Jahrhundert.
**) herberglich, wirthlich oder ehrbarlich?
***) Hiernach sollte der Meister selbst mit Verlust den Reisenden Arbeit
geben.
+) Um nehmlich sein Zeichen, was er beim Gesellensprechen angenommen
hatte, einzugraben.
Gebraͤuche und Gewohnheiten einiger Hand-
werke bei der Umſchau, und dem Verſuch, auf
ihren Wanderungen Arbeit zu erhalten
.

Gruß der Steinmetzgeſellen.*)

Das iſt ein Gruß, wie ein Itzlicher geſelle grüßen ſoll, wenn
er von erſten zu der Hütten eingehet, ſo ſoll er alſo ſprechen:

»Gott grüße euch, Gott weyſe euch, gott lone euch, euch Oeber-
meiſter erwiederung, Pallier und euch hübſchen geſellen«,

ſo ſol In der meiſter oder pallier danken, das er ſieht, welcher
der oberſt iſt in der Hütten.

Da ſoll der geſelle an denſelbigen anheben und ſoll ſprechen,
der Meiſter und nennt In bey namen, der enpeut euch ſeinen
werden gruß, ſo ſol der geſelle umbher gehen von einem zu dem
andern, Itzlichen freundlich zu grüßen als er den oberſten ge-
grüßet hat.

So ſint Ime alle meiſter und pallirer und geſellen erberg-
lichen ſchenken **) wie die vorgeſchrieben ſtücke von des gruſſes
und geſchenks wegen, nicht den ſoll man nicht vor gut halten,
er ſey den gebuſt um ein pfundt wachs XXIIII ₰.

Ein Itzlicher Geſelle wen er gedanket wil er förderung ha-
ben, ſo ſol er den meiſter darumb bethen ſo ſol In der meiſter
fördern auff das nechſte lohn und nit verſagen auff das der
geſelle Zerunge verdient, hette der meiſter nicht mehr den das er
allein ſtunde der meiſter erledig gan und anfordern. ***)

Ein Itzlicher wandergeſell ſol bithen um eine bücke, darnach
um ein ſtück ſteins, darauf darnach um gezeugk, das ſol man
In willigliche leihen. †)

*) Aus Stieglitz Geſchichte der Kirche der heiligen Kunigunde zu Rochlitz;
ihren Gruß aus neuerer Zeit hat der Verfaſſer nicht erfahren können,
der hier mitgetheilte iſt aus dem funfzehnten Jahrhundert.
**) herberglich, wirthlich oder ehrbarlich?
***) Hiernach ſollte der Meiſter ſelbſt mit Verluſt den Reiſenden Arbeit
geben.
†) Um nehmlich ſein Zeichen, was er beim Geſellenſprechen angenommen
hatte, einzugraben.
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[54/0064] Gebraͤuche und Gewohnheiten einiger Hand- werke bei der Umſchau, und dem Verſuch, auf ihren Wanderungen Arbeit zu erhalten. Gruß der Steinmetzgeſellen. *) Das iſt ein Gruß, wie ein Itzlicher geſelle grüßen ſoll, wenn er von erſten zu der Hütten eingehet, ſo ſoll er alſo ſprechen: »Gott grüße euch, Gott weyſe euch, gott lone euch, euch Oeber- meiſter erwiederung, Pallier und euch hübſchen geſellen«, ſo ſol In der meiſter oder pallier danken, das er ſieht, welcher der oberſt iſt in der Hütten. Da ſoll der geſelle an denſelbigen anheben und ſoll ſprechen, der Meiſter und nennt In bey namen, der enpeut euch ſeinen werden gruß, ſo ſol der geſelle umbher gehen von einem zu dem andern, Itzlichen freundlich zu grüßen als er den oberſten ge- grüßet hat. So ſint Ime alle meiſter und pallirer und geſellen erberg- lichen ſchenken **) wie die vorgeſchrieben ſtücke von des gruſſes und geſchenks wegen, nicht den ſoll man nicht vor gut halten, er ſey den gebuſt um ein pfundt wachs XXIIII ₰. Ein Itzlicher Geſelle wen er gedanket wil er förderung ha- ben, ſo ſol er den meiſter darumb bethen ſo ſol In der meiſter fördern auff das nechſte lohn und nit verſagen auff das der geſelle Zerunge verdient, hette der meiſter nicht mehr den das er allein ſtunde der meiſter erledig gan und anfordern. ***) Ein Itzlicher wandergeſell ſol bithen um eine bücke, darnach um ein ſtück ſteins, darauf darnach um gezeugk, das ſol man In willigliche leihen. †) *) Aus Stieglitz Geſchichte der Kirche der heiligen Kunigunde zu Rochlitz; ihren Gruß aus neuerer Zeit hat der Verfaſſer nicht erfahren können, der hier mitgetheilte iſt aus dem funfzehnten Jahrhundert. **) herberglich, wirthlich oder ehrbarlich? ***) Hiernach ſollte der Meiſter ſelbſt mit Verluſt den Reiſenden Arbeit geben. †) Um nehmlich ſein Zeichen, was er beim Geſellenſprechen angenommen hatte, einzugraben.

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Zitationshilfe: Stock, Ch. L.: Grundzüge der Verfassung des Gesellenwesens der deutschen Handwerker in alter und neuer Zeit. Magdeburg, 1844, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stock_gesellenwesen_1844/64>, abgerufen am 21.11.2024.