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Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779.

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Hier heißt er das Mahl bereiten,
Und schon sizen sie am Tisch.
Unsre Helden trinken frisch,
Aus Pokalen und aus breiten
Tumlern, nach dem Brauch der Zeiten;
Rheinwein und Tokayer gleiten
Jn die Kehlen glatt hinein,
Welscher und Burgunder Wein.
Aber mitten in der Freude
Oefnet eine Thüre sich;
Stum und langsam feierlich,
Komt ein Weib in schwarzem Kleide,
Ohne Gold, Geschmuck und Seide,
Abgehärmt von bitterm Leide,
Mit geschornem Haupte, schön
Wie der blasse Mond zu sehn.
Hier heißt er das Mahl bereiten,
Und ſchon ſizen ſie am Tiſch.
Unſre Helden trinken friſch,
Aus Pokalen und aus breiten
Tumlern, nach dem Brauch der Zeiten;
Rheinwein und Tokayer gleiten
Jn die Kehlen glatt hinein,
Welſcher und Burgunder Wein.
Aber mitten in der Freude
Oefnet eine Thuͤre ſich;
Stum und langſam feierlich,
Komt ein Weib in ſchwarzem Kleide,
Ohne Gold, Geſchmuck und Seide,
Abgehaͤrmt von bitterm Leide,
Mit geſchornem Haupte, ſchoͤn
Wie der blaſſe Mond zu ſehn.
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[195/0207] Hier heißt er das Mahl bereiten, Und ſchon ſizen ſie am Tiſch. Unſre Helden trinken friſch, Aus Pokalen und aus breiten Tumlern, nach dem Brauch der Zeiten; Rheinwein und Tokayer gleiten Jn die Kehlen glatt hinein, Welſcher und Burgunder Wein. Aber mitten in der Freude Oefnet eine Thuͤre ſich; Stum und langſam feierlich, Komt ein Weib in ſchwarzem Kleide, Ohne Gold, Geſchmuck und Seide, Abgehaͤrmt von bitterm Leide, Mit geſchornem Haupte, ſchoͤn Wie der blaſſe Mond zu ſehn.

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Zitationshilfe: Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stolbergstolberg_gedichte_1779/207>, abgerufen am 25.11.2024.