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Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779.

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"Fremdling, sie ist schön! Jch baute
Auf die Schönheit all mein Glück;
Labte mich an ihrem Blick,
Wann sie bei der sanften Laute
From und liebend auf mich schaute!
Ach! mein ganzes Herz vertraute
Sonder Zweifeln ich ihr an,
War ein hochbeglückter Mann!
Jhre schönen Augen logen!
Wer ergründet Weibessinn?
Jhre Liebe war dahin,
Einem Buben zugeflogen,
Den ich in der Burg erzogen!
Lange hat sie mich betrogen;
Meines Herzens Lieb und Treu
Blieb sich immer gleich und neu!
„Fremdling, ſie iſt ſchoͤn! Jch baute
Auf die Schoͤnheit all mein Gluͤck;
Labte mich an ihrem Blick,
Wann ſie bei der ſanften Laute
From und liebend auf mich ſchaute!
Ach! mein ganzes Herz vertraute
Sonder Zweifeln ich ihr an,
War ein hochbegluͤckter Mann!
Jhre ſchoͤnen Augen logen!
Wer ergruͤndet Weibesſinn?
Jhre Liebe war dahin,
Einem Buben zugeflogen,
Den ich in der Burg erzogen!
Lange hat ſie mich betrogen;
Meines Herzens Lieb und Treu
Blieb ſich immer gleich und neu!
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[198/0210] „Fremdling, ſie iſt ſchoͤn! Jch baute Auf die Schoͤnheit all mein Gluͤck; Labte mich an ihrem Blick, Wann ſie bei der ſanften Laute From und liebend auf mich ſchaute! Ach! mein ganzes Herz vertraute Sonder Zweifeln ich ihr an, War ein hochbegluͤckter Mann! Jhre ſchoͤnen Augen logen! Wer ergruͤndet Weibesſinn? Jhre Liebe war dahin, Einem Buben zugeflogen, Den ich in der Burg erzogen! Lange hat ſie mich betrogen; Meines Herzens Lieb und Treu Blieb ſich immer gleich und neu!

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Zitationshilfe: Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stolbergstolberg_gedichte_1779/210>, abgerufen am 17.05.2024.