Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779.Särge standen hier die Fülle. Einer schön von Marmelstein Hatt' ein eigen Kämmerlein. "Hier in dieses Grabes Stille," Sprach der Ritter, "ist mein Wille, Daß du sehest, Freund, die Hülle Des Gebeins, einst weich und warm, Ach! des Weibs in meinem Arm!" -- Auf des Todtenmahles Mitte War, von Silber, glatt und schön, Ein gediegner Kelch zu sehn. "Sage, Ritter, sag', ich bitte" -- -- Zürnend blickt' er, winkt' und litte Nicht zu enden, stieg drei Tritte, Gab den Kelch mir, sah mich an: "Zittre nicht! Du bist ein Mann!" Saͤrge ſtanden hier die Fuͤlle. Einer ſchoͤn von Marmelſtein Hatt’ ein eigen Kaͤmmerlein. „Hier in dieſes Grabes Stille,„ Sprach der Ritter, „iſt mein Wille, Daß du ſeheſt, Freund, die Huͤlle Des Gebeins, einſt weich und warm, Ach! des Weibs in meinem Arm!„ — Auf des Todtenmahles Mitte War, von Silber, glatt und ſchoͤn, Ein gediegner Kelch zu ſehn. „Sage, Ritter, ſag’, ich bitte„ — — Zuͤrnend blickt’ er, winkt’ und litte Nicht zu enden, ſtieg drei Tritte, Gab den Kelch mir, ſah mich an: „Zittre nicht! Du biſt ein Mann!„ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0265" n="249"/> <lg n="141"> <l>Saͤrge ſtanden hier die Fuͤlle.</l><lb/> <l>Einer ſchoͤn von Marmelſtein</l><lb/> <l>Hatt’ ein eigen Kaͤmmerlein.<lb/> „Hier in dieſes Grabes Stille,„</l><lb/> <l>Sprach der Ritter, „iſt mein Wille,</l><lb/> <l>Daß du ſeheſt, Freund, die Huͤlle</l><lb/> <l>Des Gebeins, einſt weich und warm,</l><lb/> <l>Ach! des Weibs in meinem Arm!„ —</l> </lg><lb/> <lg n="142"> <l>Auf des Todtenmahles Mitte</l><lb/> <l>War, von Silber, glatt und ſchoͤn,</l><lb/> <l>Ein gediegner Kelch zu ſehn.<lb/> „Sage, Ritter, ſag’, ich bitte„ — —</l><lb/> <l>Zuͤrnend blickt’ er, winkt’ und litte</l><lb/> <l>Nicht zu enden, ſtieg drei Tritte,</l><lb/> <l>Gab den Kelch mir, ſah mich an:<lb/> „Zittre nicht! Du biſt ein Mann!„</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [249/0265]
Saͤrge ſtanden hier die Fuͤlle.
Einer ſchoͤn von Marmelſtein
Hatt’ ein eigen Kaͤmmerlein.
„Hier in dieſes Grabes Stille,„
Sprach der Ritter, „iſt mein Wille,
Daß du ſeheſt, Freund, die Huͤlle
Des Gebeins, einſt weich und warm,
Ach! des Weibs in meinem Arm!„ —
Auf des Todtenmahles Mitte
War, von Silber, glatt und ſchoͤn,
Ein gediegner Kelch zu ſehn.
„Sage, Ritter, ſag’, ich bitte„ — —
Zuͤrnend blickt’ er, winkt’ und litte
Nicht zu enden, ſtieg drei Tritte,
Gab den Kelch mir, ſah mich an:
„Zittre nicht! Du biſt ein Mann!„
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