Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779.Wie, durch der heiligen Natur Tief verborgne Wunderkraft, Der unberührten Leier Saite bebt, Wenn des Sängers Stimme den Ton Der Bebenden hallt; O! so stimte Mutter Natur Unsrer Zwillingsseelen Jmmer tönende Harmonie! Tönend, wenn das Feuerblut Lodert in der Jünglinge Brust, Tönend, wenn der Rührung Zähre sanft Ueber die blässere Wange rinnt. Ach! Du, der du mir bist, Was kein Sterblicher je Sterblichen war! An der Begeistrung und der Muse Hand, Deiner Vertrauten, zu denen du sprichst: "Du bist meine Schwester! und du Bist meine Braut!" -- Oft besucht ihr in stiller Nacht Du, den Bruder, und du, Wie, durch der heiligen Natur Tief verborgne Wunderkraft, Der unberuͤhrten Leier Saite bebt, Wenn des Saͤngers Stimme den Ton Der Bebenden hallt; O! ſo ſtimte Mutter Natur Unſrer Zwillingsſeelen Jmmer toͤnende Harmonie! Toͤnend, wenn das Feuerblut Lodert in der Juͤnglinge Bruſt, Toͤnend, wenn der Ruͤhrung Zaͤhre ſanft Ueber die blaͤſſere Wange rinnt. Ach! Du, der du mir biſt, Was kein Sterblicher je Sterblichen war! An der Begeiſtrung und der Muſe Hand, Deiner Vertrauten, zu denen du ſprichſt: „Du biſt meine Schweſter! und du Biſt meine Braut!„ — Oft beſucht ihr in ſtiller Nacht Du, den Bruder, und du, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0310" n="294"/> <lg> <l>Wie, durch der heiligen Natur</l><lb/> <l>Tief verborgne Wunderkraft,</l><lb/> <l>Der unberuͤhrten Leier Saite bebt,</l><lb/> <l>Wenn des Saͤngers Stimme den Ton</l><lb/> <l>Der Bebenden hallt;</l><lb/> <l>O! ſo ſtimte Mutter Natur</l><lb/> <l>Unſrer Zwillingsſeelen</l><lb/> <l>Jmmer toͤnende Harmonie!</l><lb/> <l>Toͤnend, wenn das Feuerblut</l><lb/> <l>Lodert in der Juͤnglinge Bruſt,</l><lb/> <l>Toͤnend, wenn der Ruͤhrung Zaͤhre ſanft</l><lb/> <l>Ueber die blaͤſſere Wange rinnt.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Ach! Du, der du mir biſt,</l><lb/> <l>Was kein Sterblicher je Sterblichen war!</l><lb/> <l>An der Begeiſtrung und der Muſe Hand,</l><lb/> <l>Deiner Vertrauten, zu denen du ſprichſt:<lb/> „Du biſt meine Schweſter! und du</l><lb/> <l>Biſt meine Braut!„ —</l><lb/> <l>Oft beſucht ihr in ſtiller Nacht</l><lb/> <l>Du, den Bruder, und du,<lb/></l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [294/0310]
Wie, durch der heiligen Natur
Tief verborgne Wunderkraft,
Der unberuͤhrten Leier Saite bebt,
Wenn des Saͤngers Stimme den Ton
Der Bebenden hallt;
O! ſo ſtimte Mutter Natur
Unſrer Zwillingsſeelen
Jmmer toͤnende Harmonie!
Toͤnend, wenn das Feuerblut
Lodert in der Juͤnglinge Bruſt,
Toͤnend, wenn der Ruͤhrung Zaͤhre ſanft
Ueber die blaͤſſere Wange rinnt.
Ach! Du, der du mir biſt,
Was kein Sterblicher je Sterblichen war!
An der Begeiſtrung und der Muſe Hand,
Deiner Vertrauten, zu denen du ſprichſt:
„Du biſt meine Schweſter! und du
Biſt meine Braut!„ —
Oft beſucht ihr in ſtiller Nacht
Du, den Bruder, und du,
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